Z?rtlichkeit ist ein Ruhm für Sie, den nur ein erhabenes Herz zu sch?tzen wei?. Und ich würde des Hasses der ganzen Welt wert sein, wenn ich jemals aufh?ren k?nnte, Sie zu lieben.
Lottchen. Ich habe einen Fehler begangen, da? ich Sie so viel zu meinem Ruhme habe sagen lassen. Aber Ihr Beifall ist mir gar zu kostbar, als da? ihn meine Eigenliebe nicht mit Vergnügen anh?ren sollte. Sie k?nnen es seit zwei Jahren schon wissen, ob ich ein redliches Herz habe. Welche Zufriedenheit ist es für mich, da? ich ohne den geringsten Vorwurf in alle die vergnügten Tage und Stunden zurücksehen kann, die ich mit Ihnen, mit der Liebe und der Tugend zugebracht habe!
Siegmund. Also sind Sie vollkommen mit mir zufrieden, meine Sch?ne? O warum kann ich Sie nicht glücklich machen! Welche Wollust mü?te es sein, ein Herz, wie das Ihrige ist, zu belohnen, da mir die blo?e Vorstellung davon schon so viel Vergnügen gibt! Ach, liebstes Kind, Julchen wird glücklicher, weit glücklicher als Sie, und...
Lottchen. Sie beleidigen mich, wenn Sie mehr reden. Und Sie beleidigen mich auch schon, wenn Sie es denken. Julchen ist nicht glücklicher, als ich bin. Sie habe ihrem künftigen Br?utigam noch soviel zu danken: so bin ich Ihnen doch ebensoviel schuldig. Durch Ihren Umgang, durch Ihr Beispiel bin ich z?rtlich, ruhig und mit der ganzen Welt zufrieden worden. Ist dieses kein Glück: so mu? gar keins in der Welt sein. Aber, mein liebster Freund, wir wollen heute zu Julchens Glücke etwas beitragen. Sie liebt den Herrn Damis und wei? es nicht, da? sie ihn liebt. Ihr ganzes Bezeigen versichert mich, da? der pr?chtige Gedanke, den sie von der Freiheit mit sich herumtr?gt, nichts als eine Frucht der Liebe sei. Sie liebt; aber die verdrü?liche Gestalt, die sie sich vielleicht von der Ehe gemacht hat, umnebelt ihre Liebe. Wir wollen diese kleinen Nebel vertreiben.
Siegmund. Und wie? mein liebes Kind. Ich gehorche Ihnen ohne Ausnahme. Herr Damis verdient Julchen, und sie wird eine recht liebenswürdige Frau werden.
Lottchen. H?ren Sie nur. Doch hier k?mmt Herr Damis.
Vierter Auftritt
Die Vorigen. Damis.
Lottchen. Sie sehen sehr traurig aus, mein Herr Damis.
Damis. Ich habe Ursache dazu. Anstatt, da? ich glaubte, Julchen heute als meine Braut zu sehen: so merke ich, da? noch ganze Jahre zu diesem Glücke n?tig sind. Je mehr ich ihr von der Liebe vorsage, desto unempfindlicher wird sie. Und je mehr sie sieht, da? meine Absichten ernstlich sind, desto mehr mi?fallen sie ihr. Ich Unglücklicher! Wie gut w?re es für mich, wenn ich Julchen weniger liebte!
Lottchen. Lassen Sie sich ihre kleine Halsstarrigkeit lieb sein. Es ist nichts als Liebe. Eben weil sie fühlt, da? ihr Herz überwunden ist: so wendet sie noch die letzte Bemühung an, der Liebe den Sieg sauer zu machen. Wir brauchen nichts, als sie dahin zu bringen, da? sie sieht, was in ihrem Herzen vorgeht.
Damis. Wenn sie es aber nicht sehen will?
Lottchen. Wir müssen sie überraschen und sie, ohne da? sie es vermutet, dazu n?tigen. Der heutige Tag ist ja nicht notwendig Ihr Brauttag. Glückt es uns heute nicht: so wird es ein andermal glücken. Es k?mmt blo? darauf an, meine Herren, ob Sie sich meinen Vorschlag wollen gefallen lassen.
Siegmund. Wenn ich zu des Herrn Damis Glücke etwas beitragen kann, mit Freuden.
Damis. Ich wei?, da? Sie beide gro?mütig genug darzu sind. Und mir wird nichts in der Welt zu schwer sein, das ich nicht für Julchen wagen sollte.
Lottchen. Mein Herr Damis, ver?ndern Sie die Sprache bei Julchen etwas. Fangen Sie nach und nach an, ihr in den Gedanken von der Freiheit recht zu geben. Diese übereinstimmung wird ihr anfangs gefallen und sie sicher machen. Sie wird denken, als ob sie Ihnen deswegen erst gewogen würde, da sie es doch lange aus weit sch?nern Ursachen gewesen ist. Und in diesem Selbstbetruge wird sie Ihnen ihr ganzes Herz sehen lassen.
Damis. Wollte der Himmel, da? Ihr Rat seine Wirkung t?te. Wie glücklich wollte ich mich sch?tzen!
Lottchen (zu Siegmunden). Und Sie müssen dem Herrn Damis zum Besten einen kleinen Betrug spielen und sich gegen Julchen z?rtlich stellen. Dieses wird ihr Herz in Unordnung bringen. Sie wird b?se auf Sie werden. Und mitten in dem Zorne wird die Liebe gegen den Herrn Damis hervorbrechen. Tun Sie es auf meine Verantwortung.
Siegmund. Diese Rolle wird mir sehr sauer werden.
Fünfter Auftritt
Die Vorigen. Julchen.
Julchen. Da sind Sie ja alle beisammen. Der Papa wollte gern wissen, wo Sie w?ren, und ich kann ihm nunmehro die Antwort sagen. (Sie will wieder gehn.)
Lottchen. Mein liebes Julchen, warum gehst du so geschwind? Wei?t du eine bessere Gesellschaft als die unsrige?
Julchen. Ach nein, meine Schwester. Aber wo Ihr und Herr Siegmund seid, da wird gewi? von der Liebe gesprochen. Und ich finde heute keinen Beruf, einer solchen Versammlung beizuwohnen.
Lottchen. Warum rechnest du denn nur mich und Herr Siegmunden zu den Verliebten? Was hat dir denn Herr Damis getan, da? du ihm
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