Sie nur zum möblieren an. (Ruft.) Nur
warten.
Riegelsam. Warten? Du verdammter Bursch', wart' du auf meinen
Stock, wenn ich hineinkomm'.
(Ewald hat indessen die Fackel geschwungen, die sich selbst
entzündet.)
(Musik.)
Auf einen Schlag verwandelt sich das schmutzige Zimmer in ein
herrlich gemaltes und reich möbliertes. Grosse Gemälde mit goldenen
Rahmen, nebst einer schönen Wanduhr präsentieren sich. So
verwandeln sich auch die Türen, das Fenster, Tisch und Stühle. Das
ganze zeigt sich jedoch im bleichen Rosenlichte
Simplizius. Mich trifft der Schlag, das wird doch ein schöner Betrug
sein. Ich glücklicher Mensch, das g'hört alles nicht mein.
Ewald (steckt die Fackel an die Wand, wo der Schreibtisch steht, setzt
sich schnell und stützt das Haupt auf die Hand). Nun öffnen Sie, sagen
Sie, ich dichte und wollte ungestört bleiben, und Sie hätten geschlafen.
Riegelsam. Brecht das Schloß auf. (Sie schlagen an die Tür, Simplizius
öffnet.)
Simplizius. Ist schon offen.
Sechzehnte Szene. Vorige. Riegelsam (ein sehr dickleibiger Mann von
heftigem Temperament).
Riegelsam (noch in der Tür). Aufmachen kann er nicht, aber Schulden
machen kann er. Wart', du verdammt--(er tritt herein, zwei
Gerichtsdiener halten an der Tür Wache, Riegelsam steht erstarrt.) Was
ist das für eine maliziöse Pracht? Ich erstaune. Wem gehört das
Amöblement?
Ewald (rasch aufspringend). Mir!
Riegelsam. Ihnen? Ah, allen Respekt.
Ewald. Also schließen Sie Ihren Mund. (Setzt sich nieder und schreibt
fort.)
Riegelsam.. Was Mund schließen? Um fünfhundert Taler kann man den
Mund gar nicht weit genug aufmachen.
Simplizius. Wenn er nur die Mundsperr' bekäm', daß er ihn gar nicht
mehr zubrächt'.
Riegelsam. Nichts wird g'schlossen, als der--(auf Simplizius deutend)
der wird g'schlossen--kreuzweis'. Wie steht's, liederlicher Patron, wird
gezahlt oder nicht?
Simplizius. Ja, es wird gezahlt.
Riegelsam. Wer zahlt?
Simplizius. Ich nicht.
Riegelsam. Gerichtsdiener! (Sie treten vor.)
Ewald. Halt! (Springt auf.) Ich bezahle. (Setzt sich wieder und
schreibt.)
Riegelsam. Wirklich? Allen Respekt. Wer ist dieser Herr?
Simplizius. Ein vacierender Lord.
Riegelsam. Und wohnt in diesem miserablen Haus?
Simplizius. Spleen.
Riegelsam. Warum schreibt er denn bei einer Fackel am hellichten
Tag?
Simplizius. Spleen.
Riegelsam. Und was krieg' ich denn für meine Schuld?
Simplizius. Spleen.
Riegelsam. Geh Er zum Henker mit seinem Spleen. (Beiseite.) Wenn
ich nur die schönen Möbel haben könnt', ich bin ganz verliebt in sie.
(Laut.) Also was soll's sein? Entweder meine fünfhundert Taler, oder
ich lass' das Zimmer ausräumen.
Simplizius. Da kriegt er auch was rechts.
Ewald. Herr, unterstehen Sie sich nicht, sich meines Eigentumes zu
bemächtigen. In diesem Zimmer bin ich Herr, weil ich es gemietet habe,
und wenn Sie es nicht zur Stelle verlassen, so werd' ich mein Hausrecht
gebrauchen und Sie zum Fenster hinauswerfen.
Riegelsam. Welch eine Behandlung? Was soll das sein? (Sieht
Simplizius fragend an.)
Simplizius (gleichgültig). Spleen.
Riegelsam. Halt' Er sein Maul mit seinem verflixten Spleen. Sie haben
sich angeboten zu bezahlen, tun Sie es, ich bin bereit.
Ewald. Ich noch nicht, in einer Stunde sollen Sie Ihr Geld erhalten, ich
erwarte die Post. Entfernen Sie sich jetzt und kommen Sie in einer
Stunde wieder.
Riegelsam. Hat auch kein Geld, nichts als Spleen.
Simplizius. Ein splendider Mann.
Riegelsam. Aber die schönen Möbel, diese herrlichen Möbel. Gut, ich
geh', aber die Wach' bleibt hier.
Simplizius Ich seh' mich schon im Loch.
Ewald. Impertinent, den Augenblick mit der Wache fort, oder Sie
bekommen keinen Heller von Ihrer Schuld.
Riegelsam. Nicht? So lass' ich ihn einsperren. (Auf Simplizius
zeigend.)
Ewald. Nur fort mit ihm, das ist das beste, was Sie tun können.
Simplizius (erschrocken). So ist's recht, das wäre schon das beste bei
ihm.
Riegelsam (beiseite). Es ist ihm nicht beizukommen, ich möcht' rasend
werden. Aber die schönen Möbel allein könnten mich verführen.
Simplizius. Ah, wenn Sie s' erst im rechten Licht sehen werden, denn
sein' Fackel blendt einen ja.
Riegelsam. Sind sie da noch schöner?
Simplizius. O, da kann man sie gar nicht sehn vor lauter Schönheit.
Riegelsam. Gut, die Wach' soll sich entfernen, unter der Bedingung,
daß Sie mir diese Möbel verschreiben.
Simplizius (heimlich erfreut). Beißt schon an.
Riegelsam. Wenn ich in einer Stunde mein Geld nicht erhalte, gehören
sie mir.
Simplizius (heimlich freudig). Haben ihn schon!
Ewald. Mein Wort darauf.
Riegelsam. Nichts, das muß schriftlich sein, nur aufsetzen, alles
schriftlich.
Simplizius (heimlich). G'hört schon uns!
Ewald (schreibt). Also alles was sich in diesem Zimmer befindet?
Simplizius Bis auf uns, denn er wär' imstand, er nehmet uns auch dazu.
Das ist gar ein Feiner.
Riegelsam. So ein miserables Möbel, wie Er ist, kann ich nicht
brauchen. Still. Euer Hoheit geruhen zu unterschreiben.
Ewald. Hier.
Riegelsam. Auch der Schneider.
Simplizius (tut es für sich). Du wirst dich schneiden.
Riegelsam (frohlockend). Bravo, jetzt bin ich in Ordnung.
Simplizius. Das ist ein glücklicher Kerl, jetzt hat er einen Fang
gemacht.
Riegelsam (zur Wache). Ihr könnt nach Hause gehn.
(Wache ab.)
Simplizius. Ah, weil nur die Garnierung von der Tür' weg ist.
Ewald. Nun gehen Sie auch!
Riegelsam. Ich? Was fallt
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