goldenem Zaum.
Lucina setzt sich schnell auf selbes.)
Nun, Rappe, nun magst du die Lüfte durchschnauben, Wir wollen den
Mörder der Beute berauben.
(Das Roß fliegt pfeilschnell ab.)
Sechste Szene.
Hades (als Fürst der Unterwelt, schwarz griechisch gekleidet, eine
schwarze Krone auf dem Haupte, eine Fackel in der Hand, die er in den
Opferaltar der Eumeniden steckt) So, nun laß die Jagd erschallen Und
die Jäger nicht ermatten, Daß mir viele Scharen wallen, Nach dem
Reich der dunklen Schatten; Denn ich hab's beim Styx geschworen, Zu
entvölkern diese Erd', Drum hab' ich Phalar' erkoren, Er ist dieses
Auftrags wer. Bald wird auch Massana fallen, Wo ich Unglück
hingebannt, Lustig wird der Orkus hallen, Wenn versinkt das stolze
Land. Von der kallidalschen Insel, Wo mein ries'ger Eber haust, Hör'
ich jammerndes Gewinsel, Daß das Meer nicht überbraust. Doch schon
rötet sich der Himmel, (Man sieht Brandröte.) Rauch wallt auf, die
Zinne kracht. Im Palaste wogt Getümmel, Schnell hat er die Tat
vollbracht. (Es rasselt donnernd die Pforte der Eumenidenhöhle, Blitze
dringen durch die Öffnungen.) Halt, die Eumeniden rasseln Auf von
ihrem Rächerthron, Wie sie donnernd näher prasseln, Ihre Dolche
zucken schon. Ha, ihr sollt mir nicht zerstören Meines Witzes
Heldentum, Ihr mögt seine Taten hören, Eure Rache bleibe stumm.
(Die Fackel ergreifend.) Durch die Macht, die mir geworden, Seit
Saturn die Welt umflügelt, Bleiben diese Schauerpforten Ihren Furien
versiegelt. (Er stößt die Fackel dreimal gegen die Pforte, es zeigen sich
drei Flammensiegel.) Durch dies Schreckenstor allein Können nach der
Erd' sie dringen, Darum soll's verschlossen sein, Mit dem Schicksal
muß er ringen, Ist, was ich gewollt, vollbracht, Send' ich selber ihn der
Nacht.
(Musik. Schreckliches Geprassel und Geheul inner der Pforte, der See
wird hellrot und wogt fürchterlich.)
Ha, wie sie empört nun heulen Und den See hier blutig färben; Bleibt
gefangen, gift'ge Eulen, Nur im Mondlicht kann er sterben. Doch ich
seh' Kreon befreit Mit Lucina niederschweben, Er war schon dem Tod
geweiht, Sie betrügt mich um sein Leben. (Er tritt zurück.)
Siebente Szene. Voriger. Lucina und Kreon auf Wolken niedersinkend.
Kreon beugt sein Knie vor Lucina.
Lucina. Du bist gerettet, holder Fürst, du lebst durch mich, Des Landes
Schutzgeist war's, der niemals von dir wich.
Kreon. Es dankt mein klopfend Herz, mein Sinn vermag's noch nicht,
Da vor Erstaunen mir Erinnrung fast gebricht. Wer bringt mein treulos
Glück, ich straf' den Hochverrat, Den es an mir und meinem Volk
begangen hat. O gleißnerische Zeit, wer sollt' es von dir glauben, Durch
einen Augenblick kannst du uns alles rauben. Minuten wissen's kaum,
daß mich das Elend fand. War's denn Phalarius, der drohend vor mir
stand? Woher die Schreckenskron', mit der er frech geprahlt? Und die
mit mag'schem Schein den Brand noch überstrahlt. Woher die Meuterei,
wer herrschet nun im Land? Ihr Götter stärket mich, es wanket mein
Verstand, Vor ihm bin ich gekniet, vor diesem Bösewicht!
Lucina. Dein Rasen ist umsonst, die Götter hören's nicht, Siehst du dort
den Altar, auf ihn leg' deine Klagen, Die Nimmerruhenden magst du
um Rat befragen.
Kreon. So hört mich denn, ihr mächt'gen Eumeniden! (Schlägt an die
Tür, die erdröhnt.)
Hades (tritt hervor). Vergebens rufst du sie, du störst nur ihren Frieden.
Kreon. Wer spricht hier Worte aus, die Wahnsinn müßt' bereuen?
Lucina (bebt zurück). Erkennst du Hades nicht, den selbst die Götter
scheuen?
Kreon (bebt auch zurück). Du, Hades, bist's?
Hades. Bin's selbst, der dieses Tor bewacht.
Lucina (Zu Kreon leise). Er hat dich um dein Reich und um dein Volk
gebracht.
Kreon. Sind die Erinnyen taub, daß sie sich noch nicht zeigen?
Hades. Erkennt die Siegel hier, der Orkus heißt sie schweigen.
Lucina (jammernd zu Kreon). O armer Fürst, Unmöglichkeit heißt dein
Gebiet, Aus dem die Hoffnung selbst mit banger Furcht entflieht. (Zu
Hades.) Ja, du verdienst, daß Götter dich und Menschen hassen, Die
Glut des ew'gen Pfuhls muß neben dir erblassen. Doch jener blut'ge See
bleib Zeuge deiner Wut! Lucinas Göttermacht bewahret seine Glut, Bis
sich einst Jovis Bild in seinen Wellen spiegelt. Und sein allmächt'ger
Blitz die Pforte dort entriegelt.
Hades (mit Hohn). O Göttin, hold und schön, wie magst du doch so
wüten, Sieh deine Wundertat treibt neue Todesblüten, Mich schreckt
nicht Zeus, drum sei dein See verflucht. Und wer durch seine Flut den
Durst zu stillen sucht, Der wird von dieser Stund' die Menschenbrut
verachten, Und einem Tiger gleich nach ihrem Leben trachten; Doch
nur so lang, bis er so vieles Blut vergießt, Als aus dem Wundersee sein
durst'ger Mund genießt.
Lucina. Halt ein, das geht zu weit, du nächtlich Ungeheuer, Ist dir denn
nichts auf dieser schönen Erde teuer? Greif an den Himmel hin und
raub' ihm seine Sterne, Die Götter selbst verjag' nach lichtberaubter
Ferne, Vernicht' auch mich, versuch's, raub' mir Unsterblichkeit,
Beginn den Kampf, fall aus, ich bin dazu bereit. (Sie stellt sich ihm mit
majestätischer
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.