Die ungleichen Schalen

Jakob Wasserman

Die ungleichen Schalen, by Jakob Wassermann

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Title: Die ungleichen Schalen F��nf einaktige Dramen
Author: Jakob Wassermann
Release Date: November 27, 2006 [EBook #19940]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
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Die ungleichen Schalen
F��nf einaktige Dramen
von
Jakob Wassermann

S. Fischer, Verlag, Berlin
1912

Alle Rechte vorbehalten. Den B��hnen und Vereinen gegen��ber Manuskript. Das Recht der Auff��hrung ist allein durch S. Fischer, Verlag, Berlin W., B��lowstr. 90 zu erwerben.
Copyright 1912 S. Fischer, Verlag, Berlin.

Inhalt
Rasumowsky 9 Gentz und Fanny El?ler 59 Der Turm von Frommetsfelden 107 Lord Hamiltons Bekehrung 171 Hockenjos 237

Rasumowsky
Personen:
Graf Alexei Grigorjewitsch Rasumowsky Rodion, sein Diener Michael Jefimowitsch Lassunsky, Kapit?nleutnant der Leibgarden Fedor Alexandrowitsch Chidrowo, Rittmeister der Garde-Kavallerie Graf Grigorij Orlow
Spielt in Petersburg im Jahre 1763.
Ein altert��mlich ausgestatteter gro?er Raum im Hause des Grafen Rasumowsky. An der R��ckwand links ein gro?er Kamin, in welchem ein Holzfeuer brennt. ��ber dem Kamin das Portr?t der Kaiserin Elisabeth Petrowna. Rechts ein erkerartiger Vorbau mit Fenstern gegen die Stra?e. In der rechten Seitenwand T��re in die ��brigen Gem?cher, in der linken der Ausgang zum Flur.
Rittmeister Fedor Chidrowo, ein junger Mann von 23 Jahren, geht aufgeregt umher. Nach kurzer Weile tritt Kapit?nleutnant Michael Lassunsky ein, von Rodion gef��hrt, einem alten Kleinrussen.
Lassunsky
(etwa im gleichen Alter wie Chidrowo)
Sag meinem Oheim, da? ich ihn dringend sprechen mu?.
Rodion
Eure Erlaucht werden gebeten zu warten. Seine gr?fliche Gnaden ist noch bei der Morgenandacht.
Lassunsky
Sag dem Grafen --
Rodion
Es ist der strenge Befehl Seiner gr?flichen Gnaden, ihn nicht bei der Morgenandacht zu st?ren.
Lassunsky
Kerl, die Wichtigkeit --
Rodion
Hab strengen Befehl von Seiner gr?flichen Gnaden --
Lassunsky
Scher dich zum Henker. (Rodion wirft Scheite in den Kamin, dann ab.) Du hier, Fedor Alexandrowitsch?
Chidrowo
Gr��? dich, Michael Jefimowitsch. Mu?t dich gedulden, warte ebenfalls schon lang.
Lassunsky
Orlow ist auf dem Weg hierher.
Chidrowo
(best��rzt)
Das kann nicht sein.
Lassunsky
Orlow ist auf dem Weg hierher.
Chidrowo
Ist das eine Vermutung?
Lassunsky
Eine Gewi?heit; wenigstens beinahe.
Chidrowo
Beinahe ist keine Gewi?heit. Aber du bist so erregt ...
Lassunsky
Hab Grund dazu. Der Gro?kanzler Woronzow ist an der Kasan-Kathedrale ��berfallen worden.
Chidrowo
Bei Gottes G��te, was sagst du da!
Lassunsky
Erwartet Alexei Grigorjewitsch nicht den Gro?kanzler?
Chidrowo
Ja, Graf Woronzow hat mich geschickt, damit ich seine Ankunft melde. Aber --
Lassunsky
Ich und Anenkow ritten als Eskorte hinter dem Wagen des Gro?kanzlers. Eine Horde betrunkener Soldaten dr?ngt sich zwischen uns und die Karosse, und auf einmal sind wir abgeschnitten. Wir sehen nur noch, da? der Kanzler gezwungen wird, auszusteigen, dann haben sie ihn in ein Haus geschleppt.
Chidrowo
Und ihr habt nicht dreingehaut?
Lassunsky
Zwei gegen f��nfzig?
Chidrowo
Das ist ja Aufruhr, Michael Jefimowitsch.
Lassunsky
Anenkow ist in den Palast zur��ckgeeilt, ich hierher.
Chidrowo
Und du glaubst --?
Lassunsky
Ich glaube, da? Orlow hier sein wird, eh dort die Uhrzeiger gestreckt stehen.
Chidrowo
Das sollte Orlow wagen?
Lassunsky
Orlow wagt alles. (Zur T��re, ruft hinaus.) Rodion!
Rodion
(kommt)
Erlaucht befehlen?
Lassunsky
Ihr seid nicht an Besuch gew?hnt, Alter?
Rodion
Nein, Erlaucht, wir leben sehr zur��ckgezogen.
Lassunsky
Nun wohl, ihr werdet binnen kurzem Besuch erhalten, noch dazu sehr unwillkommenen. Sperr die Tore zu.
Chidrowo
Sperr die Tore zu, Alter.
Lassunsky
Ja, sperr die beiden Tore zu, das nach der Gasse und das nach dem Garten.
Rodion
Ist Gefahr f��r Seine gr?fliche Gnaden?
Chidrowo
Schwatz nicht, Alter, tu, was man dir befiehlt. (Rodion ab.)
Lassunsky
(wirft sich in einen Sessel)
Ich bin hin.
Chidrowo
(ungest��m auf und ab gehend)
Wie glaubst du, da? Alexei Grigorjewitsch die Nachricht aufnehmen wird?
Lassunsky
Kann mich nicht erinnern, ihn je sonderlich erstaunt gesehen zu haben.
Chidrowo
Das ist b?se.
Lassunsky
Bah! wer viel staunt, handelt wenig.
Chidrowo
So viel sag ich dir: wenn die Kaiserin den Orlow heiratet, nehm ich meinen Abschied.
Lassunsky
Nach Sibirien.
Chidrowo
Einem Orlow huldigen? Eher nach Sibirien.
Lassunsky
Was k?nnen wir dagegen tun?
Chidrowo
Die F��rstin Chilkow hat geweint, als sie davon erfuhr.
Lassunsky
Die flennt, wenn man einem Huhn den Hals abdreht. Als Rakitin mit ihrem Wissen ihren Mann erschlug, hat sie keine Tr?ne vergossen. (Man h?rt Waffenl?rm von der Stra?e.) Horch --! (Beide lauschen.)
Chidrowo
(n?hert sich dem Erker)
Nein -- nichts. (Stellt sich vor Lassunsky; ungest��m.) Michael Jefimowitsch! Wir sollten hingehen und die Kaiserin bitten, es nicht zu tun. Haben wir ihr nicht auf den Thron geholfen? Wir alle? Wir sind bereit, f��r sie zu sterben, nur das, das eine, das nicht! Sie kann sich unsern Gr��nden nicht verschlie?en.
Lassunsky
Sie wird aus deinen Gr��nden einen Strick f��r den Henker drehen.
Chidrowo
Herrgott, Michael Jefimowitsch, sie ist doch eine kluge Frau!
Lassunsky
Sie ist verliebt.
Chidrowo
Was ist denn an einem Orlow zu lieben?
Lassunsky
Was wir an ihm hassen.
Chidrowo
Sein Ehrgeiz macht ihn verr��ckt.
Lassunsky
Er ist sch?n, und stark wie ein B?r.
Chidrowo
Er hat keine Erziehung.
Lassunsky
Umso weniger ist er gehemmt.
Chidrowo
(leise durch die Z?hne)
Ich sage dir: er wird sie ermorden, so wie er den Zaren ermordet hat.
Lassunsky
Dummkopf! Er war nur die Hand. Katharina ist tausendmal schlauer als er. O, das ist ein Weib, mein Lieber, die steckt uns alle in den Sack.
Chidrowo
Wo ist da die Schlauheit? Die Mariage ist projektiert. Es mu?
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