an dem Theseus von Canova, der hält den Minotaurus
schon zehn Jahr’ beim Schopf und laßt ihn noch nicht aus. Das ist ein
Held! Und ihr Wichte Schreibt Gedichte Voll Gewinsel! O ihr Pinsel
Dieser Insel! Apoll’, du Zechmeister aller Dichter, schlag ihnen deine
Leier um den Kopf, ihre Väter schamen sich im Grab!
distichon. Mein Vater war ein Held.
narr. Der meine auch, er war Hanswurst und hat den Harlekin
geprügelt.
odi. Wir sind es auch.
narr (ruft erschrocken). Die Zauberschwestern!
alles (will erschrocken davonlaufen). Hilfe!
narr. Ha, ha! Probatum est. O ihr Schmucknadeln, zum Zittern seid ihr
auf die Welt gekommen. Einen Esel laßt euch bauen, so groß, wie das
Trojan’sche Pferd, und schlieft’s mit eurer Tapferkeit hinein.
distichon. Nein, das wird zu arg! Auf, ihr Brüder Hoher Lieder, Schlagt
ihn nieder!
(Alle prügeln auf ihn.)
narr (indem er fällt). Jetzt schreiben s’ ein Vers auf meinen Buckel.
odi. Triumph, das Ungeheuer ist besiegt!
distichon. Ich hab’ ihn auf das Haupt geschlagen!
odi (schadenfroh). Ich gab ihm in die Rippen ein’s.
distichon. Wir lassen uns in Kupfer stechen.
alle. Es lebe Distichon, der tapf’re Held!
(Alles ab.)
11. Szene
narr allein, seinen Rücken reibend
narr. Das Schlachtfeld ist leer. Ah, das nenn’ ich ein Treffen! Jeder hat
getroffen, keiner hat g’fehlt. Aber dem Verdienste seine Kränze, einer
ist dabei, der kann’s; wann das ein Dichter ist, der hat eine
shakespearische Kraft! (Überdenkend.) O Schicksal eines Narren!
Geboren auf Österreichs fetten Triften, studiert bis an den Hals, dann
Kammerdiener eines span’schen Lords, vom Schiffbruch ausgespuckt
an diesen Strand der Feigheit und der Ochserie. Aus Gnaden haben sie
mich zum Hofnarren aufgenommen, mich, der ich mehr Witz in
meinem Daumen hab’ als alle Köpfe dieses Fabellandes seit
hunderttausend Jahr’. Und nun zu euch, ihr gift’gen Zauberkröten, denn
Frauenzimmer seid ihr nicht;-- Respekt vor allen andern
Frauenzimmern! Ehret die Frauen, sie flechten und weben--Punktum!
Das andre fällt mir nicht mehr ein; aber das sind keine Frauenzimmer,
das sind Töchter des liebenswürdigen Zerberus und der reizenden
Hydra. Darum beschwör’ ich euch, ihr vier Winde des Himmels, blas’t
mir alle Krankheiten dieses schwindsüchtigen Jahrhunderts auf einen
Haufen zusammen und überlaßt sie mir zu meiner Disposition. Herbei,
ihr zwölf Monate dieses tiefbeleidigten Jahres, ich will einen Kalender
zusammenfluchen und euch ein Neujahrsgeschenk damit machen:
Ganz leicht beginn’ der Januar Mit Schnupfen, Halsweh und Katarrh;
Des Abends sanftes Gliederreißen, Daß sie vor Schmerz die Lippen
beißen. Dann werd’, weil beide eitel sind, Die eine taub, die andre blind,
Und ihre niedlichen Gefriesel Bedeck’ ein scharlachroter Riesel. Dem
Februar laß ich die Wahl, Zu sinnen eine eigne Qual. Die Gicht ist
schön, doch wünscht’ ich lieber Die Bleichsucht oder ’s gelbe Fieber.
März und April bringt Seitenstechen, Der Mai muß sich durch Krämpfe
rächen; Im Juni Regen allenfalls, So hab’ns die Wassersucht am Hals.
Im Juli ist Sommerszeit, Wo man auf grüner Flur sich freut: Nur ihnen
blüh’ kein schönes Tal, Die ganze Welt sei ihr Spital. August, da werd’
ihr Hunger heiß, Doch bleib’ ihr Magen kalt wie Eis; Nichts hemme
ihrer Eßsucht Lauf, Vielleicht frißt eine d’andre auf. September streu’
vergift’ten Tau, Der färbe ihre Haare grau; Oktober ruft das Blatt nach
Haus, Da brechen ihre Zähne aus; November fällt ihr Namensfest, Da
schick’ zum Bindband ich die Pest, Und bis Dezember kommt herbei,
Sind schon in Zügen alle zwei. Doch noch ist nicht der Spaß verdorben,
Kaum glauben sie, sie sind gestorben, So speien sie, der Welt zum
Graus, Aufs neu’ zwei gift’ge Drachen aus. So drück’ auf ihre Qual die
Zeit Das Siegel einer Ewigkeit; Den Wunsch bringt froh zum neuen
Jahr Mein gutes Herz den Schwestern dar.
(Ab.)
verwandlung
(Romantisches Tal. Weiße Lämmer weiden auf den Hügeln, Amphio
sitzt auf einem Steine und bläst ein sanftes Lied auf seiner Flöte. Im
Vordergrunde befinden sich zwei steinerne Wassernymphen auf
Postamenten, in Lebensgröße, welche auf Wasserurnen ruhen.)
12. Szene
amphio allein
amphio. Wo weilst du heute, hohe Phantasie, daß sich dein Bild noch
nicht auf blauem Äther malt und mit den bunten Schwingen zu mir
niedertaucht? So wie der Arzt den Kranken jeden Tag besucht, so
schwebst du jeden Morgen zu mir nieder, zu heilen meinen
liebekranken Geist. Durch dich begeistert sang ich jene Lieder, die mir
das Herz der Königin errangen; dir verdanke ich die schöne Hoffnung,
an Hermionens Hand zu herrschen über dieses Reich. Ihre Liebe nenn’
ich mein, sie selbst gestand es mir. Nun will ich meinen Rang
entdecken, um heimzuführ’n die königliche Braut; doch dir muß ich’s
vorher vertrauen, hohe Phantasie, du hast den wilden Mut in mir
gezähmt, zum stillen Hirten mich gemacht, und nur dein Rat soll mich
bestimmen, ob ich den Schleier ziehen darf von dieser Täuschung Bild.
Doch, was seh’ ich? Eine andre Sonne strahlt mir dort entgegen,
Hermione ist’s, die über jene Hügel eilt. Ist’s
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