Die Verschwoerung des Fiesco zu Genua | Page 9

Friedrich von Schiller
das.--Sie sehen sich an und sind stumm. Irgend ein Unhold von Missethat zuckt auf ihren bebenden Zungen. Ich beschw?re euch! Schiebt meine Vernunft nicht im Kurzweil herum. Rein w?re sie? Wer sagte rein?
Verrina. Mein Kind ist nicht schuldig.
Bourgognino. Also Gewalt! (Fa?t das Schwert von dem Boden.) Genueser! bei allen Sünden unter dem Mond! Wo--wo find' ich den R?uber?
Verrina. Eben dort, wo du den Dieb Genuas findest.--(Bourgognino erstarrt. Verrina geht gedankenvoll auf und nieder, dann steht er still.)
Verrina. Wenn ich deinen Wink verstehe, ewige Vorsicht, so willst du Genua durch meine Bertha erl?sen! (Er tritt zu ihr, indem er den Trauerflor langsam von seinem Arme wickelt, darauf feierlich.) Eh das Herzblut eines Doria diesen h??lichen Flecken aus deiner Ehre w?scht, soll kein Strahl des Tages auf diese Wangen fallen. Bis dahin--(er wirft den Flor über sie) verblinde! (Pause. Die übrigen sehen ihn schweigend, betreten an.)
Verrina (feierlicher, seine Hand auf Berthas Haupt gelegt). Verflucht sei die Luft, die dich f?chelt! Verflucht der Schlaf, der dich erquickt! Verflucht jede menschliche Spur, die deinem Elend willkommen ist! Geh hinab in das unterste Gew?lb meines Hauses. Winsle, heule, l?hme die Zeit mit deinem Gram. (Unterbrochen von Schauern f?hrt er fort.) Dein Leben sei das gichterische W?lzen des sterbenden Wurms--der hartn?ckige, zermalmende Kampf zwischen Sein und Vergehen.--Dieser Fluch hafte auf dir, bis Gianettino den letzten Odem verr?chelt hat.--Wo nicht, so magst du ihn nachschleppen l?ngs der Ewigkeit, bis man ausfindig macht, wo die zwei Enden ihres Rings in einander greifen.
(Gro?es Schweigen. Auf allen Gesichtern Entsetzen. Verrina blickt Jeden fest und durchdringend an.)
Bourgognino. Rabenvater! was hast du gemacht? Diesen ungeheuren, gr??lichen Fluch deiner armen, schuldlosen Tochter?
Verrina. Nicht wahr--das ist schrecklich, mein z?rtlicher Br?utigam?--(H?chst bedeutend.) Wer von euch wird nun auftreten und jetzt noch von kaltem Blut und Aufschube schwatzen? Genuas Loos ist auf meine Bertha geworfen, mein Vaterherz meiner Bürgerpflicht überantwortet. Wer von uns ist nun Memme genug, Genuas Erl?sung zu verz?gern, wenn er wei?, da? dieses schuldlose Lamm seine Feigheit mit unendlichem Gram bezahlt?--Bei Gott! das war nicht das Gew?sch eines Narren--Ich hab' einen Eid gethan und werde mich meines Kindes nicht erbarmen, bis ein Doria am Boden zuckt, und sollt' ich auf Martern raffinieren, wie ein Henkersknecht, und sollt' ich dieses unschuldige Lamm auf kannibalischer Folterbank zerknirschen--Sie zittern--Bla? wie Geister schwindeln sie mich an.--Noch einmal, Scipio! Ich verwahre sie zum Geisel deines Tyrannenmords. An diesem theuren Faden halt' ich deine, meine, eure Pflichten fest. Genuas Despot mu? fallen, oder das M?dchen verzweifelt. Ich widerrufe nicht.
Bourgognino (wirft sich der Bertha zu Fü?en). Und fallen soll er--fallen für Genua, wie ein Opferstier. So gewi? ich dies Schwert im Herzen Dorias umkehre, so gewi? will ich den Br?utigamsku? auf deine Lippen drücken. (Steht auf.)
Verrina. Das erste Paar, das die Furien einsegnen. Gebt euch die H?nde. In Dorias Herzen wirst du dein Schwert umkehren?--Nimm sie, sie ist dein!
Calcagno (kniet nieder). Hier kniet noch ein Genueser und legt seinen furchtbaren Stahl zu den Fü?en der Unschuld. So gewi? m?ge Calcagno den Weg zum Himmel ausfindig machen, als dieses sein Schwert die Stra?e zu Dorias Leben. (Steht auf.)
Sacco. Zuletzt, doch nicht minder entschlossen, kniet Raphael Sacco. Wenn dies mein blankes Eisen Berthas Gef?ngni? nicht aufschlie?t, so schlie?e sich das Ohr des Erh?rers meinem letzten Gebet zu. (Steht auf.)
Verrina (erheitert). Genua dankt euch in mir, meine Freunde. Gehe nun, Tochter. Freue dich, des Vaterlands gro?es Opfer zu sein.
Bourgognino (umarmt sie im Abgehen). Geh! Traue auf Gott und Bourgognino. An einem und eben dem Tag werden Bertha und Genua frei sein. (Bertha entfernt sich.)

Dreizehnter Auftritt
Vorige ohne Bertha.
Calcagno. Eh wir weiter gehn, noch ein Wort, Genueser!
Verrina. Ich errath' es.
Calcagno. Werden vier Patrioten genug sein, Tyrannei, die m?chtige Hyder, zu stürzen? Werden wir nicht den P?bel aufrühren, nicht den Adel zu unsrer Partei ziehen müssen?
Verrina. Ich verstehe. H?ret also, ich habe l?ngst einen Maler im Solde, der seine ganze Kunst verschwendet, den Sturz des Appius Claudius fresco zu malen. Fiesco ist ein Anbeter der Kunst, erhitzt sich gern an erhabenen Scenen. Wir werden die Malerei nach seinem Palast bringen und zugegen sein, wenn er sie betrachtet. Vielleicht, da? der Anblick seinen Genius wieder aufweckt--Vielleicht-Bourgognino. Weg mit ihm! Verdopple die Gefahr, spricht der Held, nicht die Helfer. Ich habe schon l?ngst ein Etwas in meiner Brust gefühlt, das sich von nichts wollte ers?ttigen lassen--Was es war, wei? ich jetzt pl?tzlich (indem er heroisch aufspringt). Ich hab' einen Tyrannen!
(Der Vorhang f?llt.)

Zweiter Aufzug
Vorzimmer in Fiescos Palast.

Erster Auftritt
Leonore. Arabella.
Arabella. Nein, sag' ich. Sie sahen falsch. Die Eifersucht lieh Ihnen die h??lichen Augen.
Leonore. Es war Julia lebendig. Rede mir nichts ein. Meine Silhouette hing an einem himmelblauen Band, dies war feuerfarb und geflammt. Mein Loos ist entschieden.

Zweiter Auftritt
Vorige. Julia.
Julia (affectiert hereintretend). Der Graf bot mir sein Palais an, den Zug nach dem Rathhaus zu sehen. Die Zeit wird mir lang werden. Eh die Chocolade gemacht ist, Madame, unterhalten Sie mich.
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