kommandieren dazu, und führt sich so auf.
Marie. Nimm dich nur selber in acht mit deinem jungen Herrn Heidevogel. Wenn ich mich so schlecht aufführte, als du.
Wesener. Wollt ihr schweigen? (Zu Mariel.) Fort in deine Kammer, den Augenblick, du sollst heut nicht zu Nacht essen--schlechte Seele! (Marie geht fort.) Und schweig du auch nur, du wirst auch nicht engelrein sein. Meinst du, kein Mensch sieht's, warum der Herr Heidevogel so oft ins Haus kommt?
Charlotte. Das ist alles das Mariel schuld. (Weint.) Die gottsverge?ne Alleweltshure will honette M?dels in Blame bringen, weil sie so denkt.
Wesener (sehr laut). Halt's Maul! Marie hat ein viel zu edles Gemüt, als da? sie von dir reden sollte, aber du schalusierst auf deine eigene Schwester; weil du nicht so sch?n bist als sie, sollt'st du zum wenigsten besser denken. Sch?m dich--(Zur Magd.) Nehmt ab, ich esse nichts mehr.
(Schiebt Teller und Serviette fort, wirft sich in einen Lehnstuhl, und bleibt in tiefen Gedanken sitzen.)
Sechste Szene
Mariens Zimmer. Sie sitzt auf ihrem Bette, hat die Zitternadel in der Hand, und spiegelt damit, in den tiefsten Tr?umereien. Der Vater tritt herein, sie f?hrt auf und sucht die Zitternadel zu verbergen.
Marie. Ach Herr Jesus--Wesener. Na, so mach Sie doch das Kind nicht. (Geht einigemal auf und ab, dann setzt er sich zu ihr.) H?r, Mariel! du wei?t, ich bin dir gut, sei du nur recht aufrichtig gegen mich, es wird dein Schade nicht sein. Sag mir, hat dir der Baron was von der Liebe vorgesagt?
Marie (sehr geheimnisvoll). Papa!--er ist verliebt in mich, das ist wahr. Sieht Er einmal, diese Zitternadel hat er mir auch geschickt.
Wesener. Was tausend Hagelwetter--Potz Mord noch einmal, (nimmt ihr die Zitternadel weg) hab ich dir nicht verboten-Marie. Aber, Papa, ich kann doch so grob nicht sein, und es ihm abschlagen. Ich sag Ihm, er hat getan, wie wütend, als ich's nicht annehmen wollte, (l?uft nach dem Schrank) hier sind auch Verse, die er auf mich gemacht hat.
(Reicht ihm ein Papier.)
Wesener (liest laut). Du h?chster Gegenstand von meinen reinen Trieben. Ich bet dich an, ich will dich ewig lieben. Weil die Versicherung von meiner Lieb und Treu, Du allersch?nstes Licht, mit jedem Morgen neu. Du allersch?nstes Licht, ha, ha, ha.
Marie. Wart Er, ich will Ihm noch was weisen, er hat mir auch ein Herzchen geschenkt mit kleinen Steinen besetzt in einem Ring.
(Wieder zum Schrank. Der Vater besieht es gleichgültig.)
Wesener (liest noch einmal). Du h?chster Gegenstand von meinen reinen Trieben. (Steckt die Verse in die Tasche.) Er denkt doch honett, seh ich. H?r aber, Mariel, was ich dir sage, du mu?t kein Pr?sent mehr von ihm annehmen. Das gef?llt mir nicht, da? er dir so viele Pr?sente macht.
Marie. Das ist sein gutes Herz, Papa.
Wesener. Und die Zitternadel gib mir her, die will ich ihm zurückgeben. La? mich nur machen, ich wei? schon, was zu deinem Glück dient, ich hab l?nger in der Welt gelebt, als du, mein' Tochter, und du kannst nur immer allesfort mit ihm in die Kom?die gehn, nur nimm jedesmal die Madam Weyher mit, und la? dir nur immer nichts davon merken, als ob ich davon wü?te, sondern sag nur, da? er's recht geheimh?lt, und da? ich sehr b?se werden würde, wenn ich's erführe. Nur keine Pr?sente von ihm angenommen, M?del, um Gottes willen!
Marie. Ich wei? wohl, da? der Papa mir nicht übel raten wird. (Kü?t ihm die Hand.) Er soll sehn, da? ich Seinem Rat in allen Stücken folgen werde. Und ich werde Ihm alles wiedererz?hlen, darauf kann Er sich verlassen.
Wesener. Na, so denn. (Kü?t sie.) Kannst noch einmal gn?dige Frau werden, n?rrisches Kind. Man kann nicht wissen, was einem manchmal für ein Glück aufgehoben ist.
Marie. Aber, Papa, (etwas leise) was wird der arme Stolzius sagen?
Wesener. Du mu?t darum den Stolzius nicht so gleich abschrecken, h?r einmal.--Nu, ich will dir schon sagen, wie du den Brief an ihn einzurichten hast. Unterdessen schlaf Sie gesund, Meerkatze.
Marie (kü?t ihm die Hand). Gute Nacht, Pappuschka! (Da er fort ist, tut sie einen tiefen Seufzer, und tritt ans Fenster, indem sie sich aufschnürt.) Das Herz ist mir so schwer. Ich glaube, es wird gewittern die Nacht. Wenn es einschlüge--(Sieht in die H?he, die H?nde über ihre offene Brust schlagend.) Gott! was hab ich denn B?ses getan?--Stolzius--ich lieb dich ja noch--aber wenn ich nun mein Glück besser machen kann--und Papa selber mir den Rat gibt, (zieht die Gardine vor) trifft mich's, so trifft mich's, ich sterb nicht anders als gerne. (L?scht ihr Licht aus.)
Zweiter Akt
Erste Szene
In Armentieres. Haudy und Stolzius spazieren an der Lys.
Haudy. Er mu? sich dadurch nicht gleich ins Bockshorn jagen lassen, guter Freund! ich kenne den Desportes, er ist ein Spitzbube, der nichts sucht, als sich zu amüsieren, er wird Ihm darum seine Braut nicht gleich abspenstig machen wollen.
Stolzius. Aber das Gerede, Herr Major! Stadt und Land ist voll davon. Ich k?nnte mich den Augenblick ins Wasser stürzen,
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