von Carancy, dem die Sprache versagte und der r��ckw?rts griff nach dem Pergament in den H?nden des Richters. Donna Johanna erhob sich; sie war weder erstaunt noch erz��rnt. Es war, als lausche sie auf den verworrenen L?rm, der von drau?en hereinschallte, und ihre gelben d��nnen Lider bewegten sich kaum, als sie fragte: ?Was hat seine Herrlichkeit der K?nig ��ber mich verf��gt? denn nur in seinem Namen kann vielleicht ein solcher ��berfall sich rechtfertigen.?
Herr von Carancy zuckte zusammen und ��ber seine Haut rann ein Schauder. Doch antwortete er, was er antworten mu?te.
Bei dem Worte Ketzerhaft stie? Donna Gregoria einen gellenden Schrei aus. Die Infantin machte eine abwehrende Bewegung. Ihre Stirn schien beinahe unsichtbar zu werden unter der sinkenden Wolke des Kummers. Ihr Gesicht lag wie ein Stein im Bett des schwarzaufgel?sten Haares. ?Ich bin bereit,? sagte sie mit einem verlorenen L?cheln, denn der Wille zu leiden umflutete sie wie Wollust.
Donna Gregoria ergriff den Leuchter und wollte damit, planlos, sinnlos, der Herrin vorauseilen. Die f��nf brennenden Lichter, im Zugwind wehend und hoch emporgehalten, erschienen Johanna auf einmal als untr��gliche Verhei?ung, so da? was nun folgte, ihrem atemlosen Erwarten schon wie ein tiefes, sattes Ruhen war, und indem sie es lebte, sp��rte sie es schon als Erinnerung, dankbar und m��de.
Besorgt ��ber die Wirkung, die Johannas Gefangennahme auf Philipp haben w��rde, hatte Don Diego Gotor dem Herzog in kurzer Frist von dem was im Werke war Mitteilung gemacht. Zwischen seinem letzten Wort und der Sekunde, die ihn nun Aug in Aug mit der Infantin sah, war nicht soviel Zeit verflossen, als man braucht, um bis f��nfzig zu z?hlen. Der Herzog strauchelte keuchend herein. Sein Auge, das den Eindruck von etwas Morschem, Faulendem machte, haftete auf nichts, auf keinem. Er sank vor Donna Johanna auf die Kniee, und als sie ein wenig zur��ckwich, sank er noch weiter hin, platt an die Erde. Wie er lag, fing er an zu weinen. Alle dachten, nun sei es zu Ende mit ihm, und starrten best��rzt einander an.
Die Infantin hatte die Fingerspitzen beider H?nde zusammengepre?t. Ihr Haupt fiel auf den gedehnten Hals nach r��ckw?rts. Sie lauschte beseligt dem Weinen, das wie Fl��gelrauschen zu ihr emporwirbelte. Jetzt sah sie Philipp, jetzt war er da, er lebte. Mit j?hem Ruck beugte sie sich herab und dr��ckte sanft die Hand auf sein Haar. Philipp schwieg, schaute auf, ihre Blicke verschmolzen, es hob ihn wie von selbst, er umfa?te mit den Armen ihre Schenkel und trug sie kurz und heiser aufjubelnd durch einen purpurnen Nebel von Gl��ck hindurch.
Johanna lachte lautlos in die Luft hinein, und es war ihr, als ginge es ��ber Mauern, die vor Philipps Schritt zerbarsten, ��ber W?lder, deren Finsternis wie Glas zersprang, und ��ber das Meer, das wie fl��ssiges Morgenrot sch?umte.
Die ganze Nacht hindurch war das Schlo? von heiterster Ausgelassenheit erf��llt, auch in der Stadt herrschte alsbald festliches Wesen. Die vornehme Familie der Stuniga lie? auf offener Stra?e eine Zechtafel f��r das Volk errichten.
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Fahrende S?nger und Liederdichter flochten nun in ihre oft rezitierten Strophen gern einen Vers ein zum Preis der innigen Liebe zwischen Philipp und Johanna von Castilien.
Aber der Hof zu Burgos wurde allm?hlich eine St?tte des Schweigens. Den Pagen, Rittern und Edelfrauen ging der Stoff zu schwatzen aus. Ein vereinzeltes Lanzenstechen half auch nur ��ber ein paar Tage hinweg. Die Herren sa?en oft betr��bter da als nach verlorenen Schlachten, und manche erbaten den Abschied, um nach Rom, Madrid oder Flandern zu ziehen.
Kamen die sp?ttischen Granden zusammen, so hie? es: was macht Philipp? schl?ft er noch? Und es wurde erwidert: wenn der D��rstende trinkt, so spricht er nicht.
Der Herzog zeigte sich selten ?ffentlich. Sobald die Ratsgesch?fte erledigt waren, bei denen er ein ernst-wohlwollendes Betragen an den Tag legte, zog er sich wieder in seine Gem?cher zur��ck. War eine Jagd angesagt, so lie? er die Geladenen oftmals allein ziehen oder entfernte sich von der Gesellschaft, wenn es gerade am lustigsten war, und ritt davon. Dann berichteten Hirten, da? sie ihn in einem einsamen Tal angetroffen h?tten, wo das Pferd sich selbst ��berlassen an einem Abhang graste, indes Philipp ruhvoll auf der Erde lag und den Blick in die Wolken sandte.
Einige lie?en sch��chtern verlauten, er sei eben im Bann gewisser Zauberk��nste. Doch mit Bestimmtheit wu?te man nur, da? Johanna ihm italienische Gedichte vorlas, auch die Berichte der Seefahrer ��ber die indischen L?nder und die neuen Traktate ��ber den Sternenhimmel, die in Deutschland gedruckt wurden. Das Gerede blieb haltlos; zudem war der Herzog nach wie vor ein eifriger Kircheng?nger und bei den geistlichen Umz��gen zeigte er solche Andacht, da? es ergreifend war, in sein helles J��nglingsgesicht zu schauen.
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Es kam aber die Zeit, wo in diesem Gesicht bisweilen eine rasche Angst aufzuckte. Da wurde dann die glattgespannte Stirn schlaff und warf eine erm��dete Falte. Doch mu?te Philipp allein sein, um den Mut zu finden, diesem
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