Die Piccolomini | Page 8

Friedrich von Schiller
mich,
Noch eh' das Herz des Vaters mir
gesprochen.
Max.

Ja, er muß immer geben und beglücken!
(er ergreift der Herzogin
Hand, mit steigender Wärme.)
Was dank ich ihm nicht alles--oh! was sprech ich
Nicht alles aus in
diesem teuren Namen Friedland!
Zeitlebens soll ich ein Gefangner
sein
Von diesem Namen--darin blühen soll
Mir jedes Glück und
jede schöne Hoffnung--
Fest, wie in einem Zauberringe, hält
Das
Schicksal mich gebannt in diesem Namen.
Gräfin. (welche unterdessen den Herzog sorgfältig beobachtet,
bemerkt, daß er bei den Briefen nachdenkend geworden). Der Bruder
will allein sein. Laßt uns gehen.
Wallenstein. (wendet sich schnell um, faßt sich und spricht
heiter zur Herzogin.)
Noch einmal, Fürstin, heiß ich Sie im Feld
willkommen. Sie sind die Wirtin dieses Hofs--Du, Max,
Wirst
diesmal noch dein altes Amt verwalten,
Indes wir hier des Herrn
Geschäfte treiben.
(Max Piccolomini bietet der Herzogin den Arm, Gräfin führt die
Prinzessin ab.)
Terzky. (ihm nachrufend)
Versäumt nicht, der Versammlung beizuwohnen.
Fünfter Auftritt
Wallenstein. Terzky.
Wallenstein. (in tiefem Nachdenken zu sich selbst)
Sie hat ganz recht gesehn--So ist's und stimmt
Vollkommen zu den
übrigen Berichten--
Sie haben ihren letzten Schluß gefaßt
In Wien,

mir den Nachfolger schon gegeben.
Der Ungarn König ist's, der
Ferdinand,
Des Kaisers Söhnlein, der ist jetzt ihr Heiland,
Das neu
aufgehende Gestirn! Mit uns
Gedenkt man fertig schon zu sein, und
wie
Ein Abgeschiedner sind wir schon beerbet.
Drum keine Zeit
verloren!
(Indem er sich umwendet, bermerkt er den Terzky und gibt ihm
einen Brief.)
Graf Altringer läßt sich entschuldigen,
Auch Gallas--Das gefällt mir nicht.
Terzky.
Und wenn du
Noch länger säumst, bricht einer nach dem andern.
Wallenstein.
Der Altringer hat die Tiroler Pässe,
Ich muß ihm einen schicken, daß
er mir
Die Spanier aus Mailand nicht hereinläßt.
--Nun! der Sesin,
der alte Unterhändler,
Hat sich ja kürzlich wieder blicken lassen.

Was bringt er uns vom Grafen Thurn?
Terzky.
Der Graf entbietet dir,
Er hab' den schwed'schen Kanzler aufgesucht

Zu Halberstadt, wo jetzo der Konvent ist:
Der aber sagt' , er sei es
müd und wolle
Nichts weiter mehr mit dir zu schaffen haben.
Wallenstein.
Wieso?
Terzky.

Es sei dir nimmer Ernst mit deinen Reden,
Du wollst die Schweden
nur zum Narren haben,
Dich mit den Sachsen gegen sie verbinden,

Am Ende sie mit einem elenden Stück Geldes
Abfertigen.
Wallenstein.
So! Meint er wohl, ich soll ihm
Ein schönes deutsches Land zum
Raube geben,
Daß wir zuletzt auf eignem Grund und Boden
Selbst
nicht mehr Herren sind? Sie müssen fort,
Fort, fort! Wir brauchen
keine solche Nachbarn.
Terzky.
Gönn ihnen doch das Fleckchen Land, geht's ja
Nicht von dem deinen!
Was bekümmert's dich,
Wenn du das Spiel gewinnest, wer es zahlt.
Wallenstein.
Fort, fort mit ihnen--das verstehst du nicht.
Es soll nicht von mir
heißen, daß ich Deutschland
Zerstücket hab', verraten an den
Fremdling,
Um meine Portion mir zu erschleichen.
Mich soll das
Reich als seinen Schirmer ehren,
Reichsfürstlich mich erweisend,
will ich würdig
Mich bei des Reiches Fürsten niedersetzen.
Es soll
im Reiche keine fremde Macht
Mir Wurzel fassen, und am wenigsten

Die Goten sollen's, diese Hungerleider,
Die nach dem Segen unsers
deutschen Landes
Mit Neidesblicken raubbegierig schauen.

Beistehen sollen sie mir in meinen Planen
Und dennoch nichts dabei
zu fischen haben.
Terzky.
Doch mit den Sachsen willst du ehrlicher
Verfahren? Sie verlieren die
Geduld,
Weil du so krumme Wege machst--
Was sollen alle diese
Masken? sprich!
Die Freunde zweifeln, werden irr an dir--
Der
Oxenstirn, der Arnheim, keiner weiß,
Was er von deinem Zögern

halten soll.
Am End' bin ich der Lügner, alles geht
Durch mich. Ich
hab nicht einmal deine Handschrift.
Wallenstein.
Ich geb nichts Schriftliches von mir, du weißt's.
Terzky.
Woran erkennt man aber deinen Ernst,
Wenn auf das Wort die Tat
nicht folgt? Sag selbst,
Was du bisher verhandelt mit dem Feind,

Hätt' alles auch recht gut geschehn sein können,
Wenn du nichts mehr
damit gewollt, als ihn
Zum besten haben.
Wallenstein. (nach einer Pause, indem er ihn scharf ansieht)
Und woher weißt du, daß ich ihn nicht wirklich
Zum besten habe?
Daß ich nicht euch alle
Zum besten habe? Kennst du mich so gut?

Ich wüßte nicht, daß ich mein Innerstes
Dir aufgetan--Der Kaiser, es
ist wahr,
Hat übel mich behandelt!--Wenn ich wollte,
Ich könnt'
ihm recht viel Böses dafür tun.
Es macht mir Freude, meine Macht zu
kennen;
Ob ich sie wirklich brauchen werde, davon, denk ich,

Weißt du nicht mehr zu sagen als ein andrer.
Terzky.
So hast du stets dein Spiel mit uns getrieben!
Sechster Auftritt
Illo zu den Vorigen.
Wallenstein.
Wie steht es draußen? Sind sie vorbereitet?
Illo.

Du findest sie in der Stimmung, wie du wünschest.
Sie wissen um des
Kaisers Forderungen
Und toben.
Wallenstein.
Wie erklärt sich Isolan?
Illo.
Der ist mit Leib und Seele dein, seitdem du
Die Pharobank ihm
wieder aufgerichtet.
Wallenstein.
Wie nimmt sich der Colalto? Hast du dich
Des Deodat und
Tiefenbach versichert?
Illo.
Was Piccolomini tut, das tun sie auch.
Wallenstein.
So,meinst du, kann ich was mit ihnen wagen?
Illo.
--Wenn du der Piccolomini gewiß bist.
Wallenstein.
Wie meiner selbst. Die lassen nie von mir.
Terzky.
Doch wollt' ich, daß du dem Octavio,
Dem Fuchs, nicht so viel
trautest.
Wallenstein.

Lehre du
Mich meine Leute kennen. Sechzehnmal
Bin ich zu Feld
gezogen mit dem Alten,
--Zudem--ich hab sein Horoskop gestellt,

Wir sind geboren unter gleichen Sternen--
Und kurz--

(geheimnisvoll)
Es hat damit sein eigenes
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