frei
gestehen, Questenberg!
Als ich vorhin Sie stehen sah, es preßte
Der
Unmut mir das Innerste zusammen--
Ihr seid es, die den Frieden
hinder, ihr!
Der Krieger ist's, der ihn erzwingen muß.
Dem Fürsten
macht ihr's Leben sauer, macht
Ihm alle Schritte schwer, ihr schwärzt
ihn an--
Warum? Weil an Europas großem Besten
Ihm mehr liegt
als an ein paar Hufen Landes,
Die Östreich mehr hat oder weniger--
Ihr macht ihn zum Empörer und, Gott weiß!
Zu was noch mehr,
weil er die Sachsen schont,
Beim Feind Vertrauen zu erwecken sucht,
Das doch der einz'ge Weg zum Frieden ist;
Denn hört der Krieg im
Kriege nicht schon auf,
Woher soll Friede kommen?--Geht nur, geht!
Wie ich das Gute liebe, haß ich euch--
Und hier gelob ich's an,
verspritzen will ich
Für ihn, für diesen Wallenstein, mein Blut,
Das
letzte meines Herzens, tropfenweis, eh' daß
Ihr über seinen Fall
frohlocken sollt!
(Er geht ab.)
Fünfter Auftritt
Questenberg. Octavio Piccolomini.
Questenberg.
O weh uns! Steht es so?
(Dringend und ungeduldig.)
Freund, und wir lassen ihn in diesem Wahn
Dahingehn, rufen ihn
nicht gleich
Zurück, daß wir die Augen auf der Stelle
Ihm öffnen?
Octavio. (aus einem tiefen Nachdenken zu sich kommend)
Mir hat er sie jetzt geöffnet,
Und mehr erblick ich, als mich freut.
Questenberg.
Was ist es, Freund?
Octavio.
Fluch über diese Reise!
Questenberg.
Wieso! Was ist es?
Octavio.
Kommen Sie! Ich muß
Sogleich die unglückselige Spur verfolgen,
Mit meinen Augen sehen--Kommen Sie--
(Will ihn fortführen.)
Questenberg.
Was denn? Wohin?
Octavio. (pressiert)
Zu ihr!
Questenberg.
Zu--
Octavio. (korrigiert sich)
Zum Herzog! Gehn wir. Oh! ich fürchte alles.
Ich seh' das Netz
geworfen über ihn,
Er kommt mir nicht zurück, wie er gegangen.
Questenberg.
Erklären Sie mir nur--
Octavio.
Und konnt' ich's nicht
Vorhersehn? Nicht die Reise hintertreiben?
Warum verschwieg ich's ihm?--Sie hatten recht,
Ich mußt' ihn
warnen--Jetzo ist's zu spät.
Questenberg.
Was ist zu spät? Besinnen Sie sich, Freund,
Daß Sie in lauter Rätseln
zu mir reden.
Octavio. (gefaßter).
Wir gehn zum Herzog. Kommen Sie. Die Stunde
Rückt auch heran,
die er zur Audienz
Bestimmt hat. Kommen Sie!--
Verwünscht!
dreimal verwünscht sei diese Reise!
(Er führt ihn weg. Der Vorhang
fällt.)
Zweiter Aufzug
Saal beim Herzog von Friedland
Erster Auftritt
Bediente setzen Stühle und breiten Fußteppiche aus. Gleich
darauf Seni, der Astrolog, wie ein italienischer Doktor schwarz und
etwas phantastisch gekleidet. Er tritt in die Mitte des Saals, ein weißes
Stäbchen in der Hand, womit er die Himmelsgegenden bezeichnet.
Bedienter. (mit einem Rauchfaß herumgehend)
Greift an! Macht, daß ein Ende wird! Die Wache
Ruft ins Gewehr.
Sie werden gleich erscheinen.
Zweiter Bedienter.
Warum denn aber ward die Erkerstube,
Die rote, abbestellt, die doch
so leuchtet?
Erster Bedienter.
Da frag den Mathematikus. Der sagt,
Es sei ein Unglückszimmer.
Zweiter Bedienter.
Narrenspossen!
Das heißt die Leute scheren. Saal ist Saal.
Was
kann der Ort viel zu bedeuten haben?
Seni. (mit Gravität)
Mein Sohn! Nichts in der Welt ist unbedeutend.
Das Erste aber und
Hauptsächlichste
Bei allem ird'schen Ding ist Ort und Stunde.
Dritter Bedienter.
Laß dich mit dem nicht ein, Nathanael.
Muß ihm der Herr doch selbst
den Willen tun.
Seni. (zählt die Stühle)
Eilf! Eine böse Zahl. Zwölf Stühle setzt,
Zwölf Zeichen hat der
Tierkreis; Fünf und Sieben,
Die heil'gen Zahlen, liegen in der Zwölfe.
Zweiter Bedienter.
Was habt Ihr gegen Eilf? Das laßt mich wissen.
Seni.
Eilf ist die Sünde. Eilfe überschreitet
Die zehn Gebote.
Zweiter Bedienter.
So? Und warum nennt Ihr
Die Fünfe eine heil'ge Zahl?
Seni.
Fünf ist
Des Menschen Seele. Wie der Mensch aus Gutem
Und
Bösem ist gemischt, so ist die Fünfe
Die erste Zahl aus Grad' und
Ungerade.
Erster Bedienter.
Der Narr!
Dritter Bedienter.
Ei, laß ihn doch! Ich hör ihm gerne zu,
Denn mancherlei doch denkt
sich bei den Worten.
Zweiter Bedienter.
Hinweg! Sie kommen! Da! zur Seitentür hinaus.
(Sie eilen fort. Seni folgt langsam.)
Zweiter Auftritt
Wallenstein. Die Herzogin.
Wallenstein.
Nun, Herzogin? Sie haben Wien berührt,
Sich vorgestellt der Königin
von Ungarn?
Herzogin.
Der Kaiserin auch. Bei beiden Majestäten
Sind wir zum Handkuß
zugelassen worden.
Wallenstein.
Wie nahm man's auf, daß ich Gemahlin, Tochter
Zu dieser
Winterszeit ins Feld beschieden?
Herzogin.
Ich tat nach Ihrer Vorschrift, führte an,
Sie hätten über unser Kind
bestimmt
Und möchten gern dem künftigen Gemahl
Noch vor dem
Feldzug die Verlobte zeigen.
Wallenstein.
Mutmaßte man die Wahl, die ich getroffen?
Herzogin.
Man wünschte wohl, sie möch' auf keinen fremden
Noch lutherischen
Herrn gefallen sein.
Wallenstein.
Was wünschen Sie , Elisabeth?
Herzogin.
Ihr Wille, wissen Sie, war stets der meine.
Wallenstein. (nach einer Pause)
Nun--Und wie war die Aufnahm' sonst am Hofe?
(Herzogin schlägt
die Augen nieder und schweigt.)
Verbergen Sie mir nichts--Wie war's damit?
Herzogin.
Oh! mein Gemahl--Es ist nicht alles mehr
Wie sonst--Es ist ein
Wandel vorgegangen.
Wallenstein.
Wie? Ließ man's an der alten Achtung fehlen?
Herzogin.
Nicht an der Achtung. Würdig und voll Anstand
War das
Benehmen--aber an die Stelle
Huldreich vertraulicher Herablassung
War feierliche Förmlichkeit getreten.
Ach! und die zarte Schonung,
die man zeigte,
Sie hatte mehr vom Mitleid als der Gunst.
Nein!
Herzog Albrechts fürstliche Gemahlin,
Graf Harrachs edle Tochter,
hätte so--
Nicht eben so empfangen werden sollen!
Wallenstein.
Man schalt gewiß mein neuestes Betragen?
Herzogin.
O hätte man's getan!--Ich bin's von lang her
Gewohnt, Sie zu
entschuldigen, zufrieden
Zu sprechen die entrüsteten Gemüter--
Nein,
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