Die Piccolomini | Page 6

Friedrich von Schiller
f��hrt ihn weg. Der Vorhang f?llt.)
Zweiter Aufzug
Saal beim Herzog von Friedland
Erster Auftritt
Bediente setzen St��hle und breiten Fu?teppiche aus. Gleich
darauf Seni, der Astrolog, wie ein italienischer Doktor schwarz und etwas phantastisch gekleidet. Er tritt in die Mitte des Saals, ein wei?es St?bchen in der Hand, womit er die Himmelsgegenden bezeichnet.
Bedienter. (mit einem Rauchfa? herumgehend)
Greift an! Macht, da? ein Ende wird! Die Wache?Ruft ins Gewehr. Sie werden gleich erscheinen.
Zweiter Bedienter.
Warum denn aber ward die Erkerstube,?Die rote, abbestellt, die doch so leuchtet?
Erster Bedienter.
Da frag den Mathematikus. Der sagt,?Es sei ein Ungl��ckszimmer.
Zweiter Bedienter.
Narrenspossen!?Das hei?t die Leute scheren. Saal ist Saal.?Was kann der Ort viel zu bedeuten haben?
Seni. (mit Gravit?t)
Mein Sohn! Nichts in der Welt ist unbedeutend.?Das Erste aber und Haupts?chlichste?Bei allem ird'schen Ding ist Ort und Stunde.
Dritter Bedienter.
La? dich mit dem nicht ein, Nathanael.?Mu? ihm der Herr doch selbst den Willen tun.
Seni. (z?hlt die St��hle)
Eilf! Eine b?se Zahl. Zw?lf St��hle setzt,?Zw?lf Zeichen hat der Tierkreis; F��nf und Sieben,?Die heil'gen Zahlen, liegen in der Zw?lfe.
Zweiter Bedienter.
Was habt Ihr gegen Eilf? Das la?t mich wissen.
Seni.
Eilf ist die S��nde. Eilfe ��berschreitet?Die zehn Gebote.
Zweiter Bedienter.
So? Und warum nennt Ihr?Die F��nfe eine heil'ge Zahl?
Seni.
F��nf ist?Des Menschen Seele. Wie der Mensch aus Gutem?Und B?sem ist gemischt, so ist die F��nfe?Die erste Zahl aus Grad' und Ungerade.
Erster Bedienter.
Der Narr!
Dritter Bedienter.
Ei, la? ihn doch! Ich h?r ihm gerne zu,?Denn mancherlei doch denkt sich bei den Worten.
Zweiter Bedienter.
Hinweg! Sie kommen! Da! zur Seitent��r hinaus.
(Sie eilen fort. Seni folgt langsam.)
Zweiter Auftritt
Wallenstein. Die Herzogin.
Wallenstein.
Nun, Herzogin? Sie haben Wien ber��hrt,?Sich vorgestellt der K?nigin von Ungarn?
Herzogin.
Der Kaiserin auch. Bei beiden Majest?ten?Sind wir zum Handku? zugelassen worden.
Wallenstein.
Wie nahm man's auf, da? ich Gemahlin, Tochter?Zu dieser Winterszeit ins Feld beschieden?
Herzogin.
Ich tat nach Ihrer Vorschrift, f��hrte an,?Sie h?tten ��ber unser Kind bestimmt?Und m?chten gern dem k��nftigen Gemahl?Noch vor dem Feldzug die Verlobte zeigen.
Wallenstein.
Mutma?te man die Wahl, die ich getroffen?
Herzogin.
Man w��nschte wohl, sie m?ch' auf keinen fremden?Noch lutherischen Herrn gefallen sein.
Wallenstein.
Was w��nschen Sie , Elisabeth?
Herzogin.
Ihr Wille, wissen Sie, war stets der meine.
Wallenstein. (nach einer Pause)
Nun--Und wie war die Aufnahm' sonst am Hofe??(Herzogin schl?gt die Augen nieder und schweigt.)
Verbergen Sie mir nichts--Wie war's damit?
Herzogin.
Oh! mein Gemahl--Es ist nicht alles mehr?Wie sonst--Es ist ein Wandel vorgegangen.
Wallenstein.
Wie? Lie? man's an der alten Achtung fehlen?
Herzogin.
Nicht an der Achtung. W��rdig und voll Anstand?War das Benehmen--aber an die Stelle?Huldreich vertraulicher Herablassung?War feierliche F?rmlichkeit getreten.?Ach! und die zarte Schonung, die man zeigte,?Sie hatte mehr vom Mitleid als der Gunst.?Nein! Herzog Albrechts f��rstliche Gemahlin,?Graf Harrachs edle Tochter, h?tte so--?Nicht eben so empfangen werden sollen!
Wallenstein.
Man schalt gewi? mein neuestes Betragen?
Herzogin.
O h?tte man's getan!--Ich bin's von lang her?Gewohnt, Sie zu entschuldigen, zufrieden?Zu sprechen die entr��steten Gem��ter--?Nein, niemand schalt Sie--Man verh��llte sich?In ein so lastend feierliches Schweigen.?Ach! hier ist kein gew?hnlich Mi?verst?ndnis, keine?Vor��bergehende Empfindlichkeit--?Etwas ungl��cklich, unersetzliches ist?Geschehn--Sonst pflegte mich die K?nigin?Von Ungarn immer ihre liebe Muhme?Zu nennen, mich beim Abschied zu umarmen.
Wallenstein.
Jetzt unterlie? sie's?
Herzogin. (ihre Tr?nen trocknend, nach einer Pause)
Sie umarmte mich,?Doch erst, als ich den Urlaub schon genommen, schon?Der T��re zuging, kam sie auf mich zu,?Schnell, als bes?nne sie sich erst, und dr��ckte?Mich an den Busen, mehr mit schmerzlicher?Als z?rtlicher Bewegung.
Wallenstein. (ergreift ihre Hand)
Fassen Sie sich!--?Wie war's mit Eggenberg, mit Lichtenstein?Und mit den andern Freunden?
Herzogin. (den Kopf sch��ttelnd)
Keinen sah ich.
Wallenstein.
Und der hispanische Conte Ambassador,?Der sonst so warm f��r mich zu sprechen pflegte?
Herzogin.
Er hatte keine Zunge mehr f��r Sie.
Wallenstein.
Die Sonnen also scheinen uns nicht mehr,?Fortan mu? eignes Feuer uns erleuchten.
Herzogin.
Und w?r' es? Teurer Herzog, w?r's an dem,?Was man am Hofe leise fl��stert, sich?Im Lande laut erz?hlt--was Pater Lamormain?Durch einige Winke--
Wallenstein. (schnell)
Lamormain! Was sagt der?
Herzogin.
Man zeihe Sie verwegner ��berschreitung?Der anvertrauten Vollmacht, freventlicher?Verh?hnung h?chster, kaiserlicher Befehle.?Die Spanier, der Bayern stolzer Herzog?Stehen auf als Kl?ger wider Sie--?Ein Ungewitter zieh' sich ��ber Ihnen?Zusammen, noch weit drohender als jenes,?Das Sie vordem zu Regenspurg gest��rzt.?Man spreche, sagt er--ach! ich kann's nicht sagen--
Wallenstein. (gespannt). Nun?
Herzogin.?Von einer zweiten--?(Sie stockt.)
Wallenstein.
Zweiten--
Herzogin.
Schimpflichern?--Absetzung.
Wallenstein.
Spricht man??(Heftig bewegt durch das Zimmer gehend.)
Oh! sie zwingen mich, sie sto?en?Gewaltsam, wider meinen Willen, mich hinein.
Herzogin. (sich bittend an ihn schmiegend)
Oh! wenn's noch Zeit ist, mein Gemahl--Wenn es?Mit Unterwerfung, mit Nachgiebigkeit?Kann abgewendet werden--Geben Sie nach--?Gewinnen Sie's dem stolzen Herzen ab,?Es ist Ihr Herr und Kaiser, dem Sie weichen.?Oh! lassen Sie es l?nger nicht geschehn,?Da? h?mische Bosheit Ihre gute Absicht?Durch giftige, verha?te Deutung schw?rze.?Mit Siegeskraft der Wahrheit stehen Sie auf,?Die L��gner, die Verleumder zu besch?men.?Wir haben so der guten Freunde wenig.?Sie wissen's! Unser schnelles Gl��ck hat uns?Dem Ha? der Menschen blo?gestellt--Was sind wir,?Wann kaiserliche Huld sich von uns wendet!
Dritter Auftritt
Gr?fin Terzky, welche die Prinzessin Thekla an der
Hand f��hrt, zu den Vorigen.
Gr?fin.
Wie, Schwester? Von Gesch?ften schon die Rede?Und, wie ich seh, nicht von erfreulichen,?Eh' er noch seines Kindes froh geworden??Der Freude geh?rt der erste Augenblick.?Hier, Vater Friedland! das ist deine Tochter!?(Thekla n?hert sich ihm sch��chtern und will sich auf seine
Hand beugen; er empf?ngt sie in seinen Armen und bleibt einige Zeit in ihrem Anschauen verloren stehen.)
Wallenstein.
Ja! Sch?n ist mir die Hoffnung aufgegangen.?Ich nehme sie zum Pfande gr??ern Gl��cks.
Herzogin.
Ein zartes Kind noch war sie,
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