Die Piccolomini | Page 3

Friedrich von Schiller
ich wei?, hat man ihm schon gefunden.
Questenberg.
Sie kümmre nur die Pflicht und nicht der Name.
Buttler. (der sich bisher mit Piccolomini seitw?rts gehalten, doch mit
sichtbarem Anteil an dem Gespr?ch, tritt n?her)
Herr Pr?sident! Dem Kaiser steht in Deutschland
Ein stattlich Kriegsvolk da, es kantonieren?In diesem K?nigreich wohl drei?igtausend ,?Wohl sechzehntausend Mann in Schlesien;?Zehn Regimenter stehn am Weserstrom,?Am Rhein und Main; in Schwaben bieten sechs,?In Bayern zw?lf den Schwedischen die Spitze.?Nicht zu gedenken der Besatzungen,?Die an der Grenz' die festen Pl?tze schirmen.?All dieses Volk gehorcht Friedl?ndischen?Hauptleuten. Die's befehligen, sind alle?In eine Schul' gegangen, eine Milch?Hat sie ern?hrt, ein Herz belebt sie alle.?Fremdlinge stehn sie da auf diesem Boden,?Der Dienst allein ist ihnen Haus und Heimat.?Sie treibt der Eifer nicht fürs Vaterland,?Denn Tausende, wie mich, gebar die Fremde.?Nicht für den Kaiser, wohl die H?lfte kam?Aus fremdem Dienst feldflüchtig uns herüber,?Gleichgültig, unterm Doppeladler fechtend?Wie unterm L?wen und den Lilien.?Doch alle führt an gleich gewalt'gem Zügel?Ein einziger, durch gleiche Lieb' und Furcht?Zu einem Volke sie zusammenbindend.?Und wie des Blitzes Funke sicher, schnell,?Geleitet an der Wetterstange, l?uft,?Herrscht sein Befehl vom letzten fernen Posten,?Der an die Dünen branden h?rt den Belt,?Der in der Etsch fruchtbare T?ler sieht,?Bis zu der Wache, die ihr Schilderhaus?Hat aufgerichtet an der Kaiserburg.
Questenberg.
Was ist der langen Rede kurzer Sinn?
Buttler.
Da? der Respekt, die Neigung, das Vertraun,?Das uns dem Friedland unterwürfig macht,?Nicht auf den ersten besten sich verpflanzt,?Den uns der Hof aus Wien herübersendet.?Und ist in treuem Angedenken noch,?Wie das Kommando kam in Friedlands H?nde.?War's etwa kaiserliche Majest?t,?Die ein gemachtes Heer ihm übergab,?Den Führer nur gesucht zu ihren Truppen??--Noch gar nicht war das Heer. Erschaffen erst?Mu?t' es der Friedland, er empfing es nicht,?Er gab's dem Kaiser! Von dem Kaiser nicht?Erhielten wir den Wallenstein zum Feldherrn.?So ist es nicht, so nicht! Vom Wallenstein?Erhielten wir den Kaiser erst zum Herrn,?Er knüpft uns, er allein, an diese Fahnen.
Octavio. (tritt dazwischen)
Es ist nur zur Erinnerung, Herr Kriegsrat,?Da? Sie im Lager sind und unter Kriegern.-?Die Kühnheit macht, die Freiheit den Soldaten.-?Verm?cht' er keck zu handeln, dürft' er nicht?Keck reden auch?--Eins geht ins andre drein.-?Die Kühnheit dieses würd'gen Offiziers,?(auf Buttlern zeigend)
Die jetzt in ihrem Ziel sich nur vergriff,?Erhielt, wo nichts als Kühnheit retten konnte,?Bei einem furchtbarn Aufstand der Besatzung?Dem Kaiser seine Hauptstadt Prag.?(Man h?rt von fern eine Kriegsmusik)
Illo.
Das sind sie!?Die Wachen salutieren--Dies Signal?Bedeutet uns, die Fürstin sei herein.
Octavio. (zu Questenberg)
So ist auch mein Sohn Max zurück. Er hat sie?Aus K?rnten abgeholt und hergeleitet.
Isolani. (zu Illo)
Gehn wir zusammen hin, sie zu begrü?en?
Illo.
Wohl! La?t uns gehen. Oberst Buttler, kommt!
(zum Octavio.)
Erinnert Euch, da? wir vor Mittag noch
Mit diesem Herrn beim Fürsten uns begegnen.
Dritter Auftritt
Octavio und Questenberg, die zurückbleiben.
Questenberg. (mit Zeichen des Erstaunens)
Was hab ich h?ren müssen, Gen'ralleutnant!?Welch zügelloser Trotz! Was für Begriffe!?--Wenn dieser Geist der allgemeine ist--
Octavio.
Drei Viertel der Armee vernahmen Sie.
Questenberg.
Weh uns! Wo dann ein zweites Heer gleich finden,?Um dieses zu bewachen!--Dieser Illo, fürcht ich,?Denkt noch viel schlimmer, als er spricht. Auch dieser Buttler Kann seine b?se Meinung nicht verbergen.
Octavio.
Empfindlichkeit--gereizter Stolz--nichts weiter!-?Diesen Buttler geb ich noch nicht auf; ich wei?,?Wie dieser b?se Geist zu bannen ist.
Questenberg. (voll Unruh' auf und ab gehend)
Nein! das ist schlimmer, oh! viel schlimmer, Freund! Als wir's in Wien uns hatten tr?umen lassen.?Wie sahen's nur mit H?flingsaugen an,?Die von dem Glanz des Throns geblendet waren;?Den Feldherrn hatten wir noch nicht gesehn,?Den allverm?genden, in seinem Lager.?Hier ist's ganz anders!?Hier ist kein Kaiser mehr. Der Fürst ist Kaiser!?Der Gang, den ich an Ihrer Seite jetzt?Durchs Lager tat, schl?gt meine Hoffnung nieder.
Octavio.
Sie sehn nun selbst, welch ein gef?hrlich Amt?Es ist, das Sie vom Hof mir überbrachten--?Wie mi?lich die Person, die ich hier spiele.?Der leiseste Verdacht des Generals,?Er würde Freiheit mir und Leben kosten?Und sein verwegenes Beginnen nur?Beschleunigen.
Questenberg.
Wo war die überlegung,?Als wir dem Rasenden das Schwert vertraut?Und solche Macht gelegt in solche Hand!?Zu stark für dieses schlimmverwahrte Herz?War die Versuchung! H?tte sie doch selbst?Dem bessern Mann gef?hrlich werden müssen!?Er wird sich weigern, sag ich Ihnen,?Der kaiserlichen Ordre zu gehorchen.--?Er kann's und wird's.--Sein unbestrafter Trotz?Wird unsre Ohnmacht schimpflich offenbaren.
Octavio.
Und glauben Sie, da? er Gemahlin, Tochter?Umsonst hieher ins Lager kommen lie?,?Gerade jetzt, da wir zum Krieg uns rüsten??Da? er die letzte Pf?nder seine Treu'?Aus Kaisers Landen führt, das deutet uns?Auf einen nahen Ausbruch der Emp?rung.
Questenberg.
Weh uns! und wie dem Ungewitter stehn,?Das drohend uns umzieht von allen Enden??Der Reichsfeind an den Grenzen, Meister schon?Vom Donaustrom, stets weiter um sich greifend--?Im innern Land des Aufruhrs Feuerglocke--?Der Bauer in Waffen--alle St?nde schwürig--?Und die Armee, von der wir Hilf' erwarten,?Verführt, verwildert, aller Zucht entwohnt--?Vom Staat, von ihrem Kaiser losgerissen,?Vom Schwindelnden die schwindelnde geführt,?Ein furchtbar Werkzeug, dem verwegensten?Der Menschen blind gehorchend hingegeben--
Octavio.
Verzagen wir auch nicht zu früh, mein Freund!?Stets ist die Sprache kecker als die Tat,?Und mancher, der in blindem Eifer jetzt?Zu jedem ?u?ersten entschlossen scheint,?Findet unerwartet in der Brust ein Herz,?Spricht man des Frevels wahren Namen aus.?Zudem--ganz unverteidigt sind wir nicht.?Graf Altringer und Gallas, wissen Sie ,?Erhalten in der Pflicht ihr kleines Heer--?Verst?rken es noch t?glich.--überraschen?Kann er uns nicht, Sie wissen,
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