mancher Richtung
wirken. Allgemeine soziale Fragen möchte ich nicht berühren. Wieweit
auf das Gebiet der Gesamtwirtschaft, auf die Frage der kapitalistischen
Wirtschaftsordnung und ihrer möglichen Reform die Arbeitsweisen
einwirken werden, die hier geschaffen worden sind, liegt außerhalb des
Rahmens dieses Vortrages. Aber eine Wirkung in die Ferne der Zeiten
werden schon wir erleben: das ist eine neue Fürsorge der
Bewirtschaftung, eine neue Auffassung vom Rohstoff. Vieles wird
ersetzt bleiben, was man für unersetzlich hielt; an vielen Stellen, wo
man fremde Metalle verwandte, wird man einheimische verwenden;
von manchen fremden Produkten, wie chilenischer Salpeter, werden
wir künftig, wie ich hoffe, verschont bleiben; fremder Schwefel wird
unsere Grenze nicht mehr zu überschreiten brauchen. Unsere
Wirtschaft wird in doppeltem Sinne unabhängiger, denn wir hängen
nicht mehr ab vom Wohlwollen des Verkäufers, noch vom Wohlwollen
unseres Gläubigers, dem wir zu zahlen haben, und der es unter
Umständen in der Hand hat, durch Erhöhung seiner Zollmauer das
Zahlungsmittel unserer Ware zu entwerten.
Diese Erwägungen werden wachsende Bedeutung erlangen und zu
einem neuen Begriff im Wirtschaftsleben führen, zu dem Begriff des
Rohstoff-Schutzes. Je entschiedener fremde Wirtschaftsgebiete sich uns
verschließen, sei es durch Schutzzölle, sei es durch nationalistische
Treibereien, desto größere Aufmerksamkeit haben wir unserer
Zahlungs- und Handelsbilanz zuzuwenden. Kaufen wir zügellos und
überflüssig im Ausland, so müssen wir unfreiwillig durch Ausfuhr
zahlen, und dieser unfreiwillige Export kann dauernd verlustbringend
sein, weil es unseren Nachbarn freisteht, unsere Fertigprodukte durch
Schutzzölle zu belasten und zu entwerten, während wir ihre Rohstoffe
ungehindert hereinlassen müssen. So entsteht ein neuer Merkantilismus,
nicht um die Ausfuhr ins Maßlose zu steigern, sondern um sie
nutzbringend zu erhalten. Wir kannten bisher den Schutz des Produktes,
den sogenannten Schutzzoll; eine Frage des Rohstoffschutzes hat bis
jetzt nicht bestanden. Künftig kann es dem Staat nicht mehr
gleichgültig sein, ob Salpeter aus Chile kommt, wenn er ebenso billig,
oder nahezu so billig aus deutscher Luft gewonnen werden kann. Es
kann ihm nicht gleichgültig sein, ob ein Metall gekauft und an Amerika
bezahlt wird, oder ob ein gleichwertiges anderes Metall als Ersatzstoff
verwendet und im Inland beschafft wird.
Der Begriff des Rohstoffschutzes wird uns geläufig werden und sich in
Deutschland zum Nutzen unserer Wirtschaft geltend machen.
Das sind Zukunftssorgen auf allgemeinem Wirtschaftsgebiet;
Zukunftsfragen bestehen aber auch für das Weiterwirken der
Organisation, des Baues, den ich Ihnen geschildert habe.
Die Rohstoff-Abteilung wird auch im Frieden nicht zu bestehen
aufhören, sie wird den Kern eines wirtschaftlichen Generalstabes bilden.
Vielleicht wird sie ihren Namen ändern; ich möchte wünschen, daß sie
anstatt Kriegs-Rohstoff-Abteilung in Zukunft
»Kriegswirtschafts-Abteilung« hieße, denn das ist sie schon heute in
manchem Sinne. Nie wieder kann und darf es uns geschehen, daß wir
wirtschaftlich unzulänglich vorbereitet in einen neuen Krieg
hineinkommen. In höchster Anspannung müssen alle künftigen
Friedensjahre dieser Vorbereitung dienen. Wir müssen nicht nur
dauernd wissen, was wir an Unentbehrlichem im Lande haben, sondern
wir müssen auch dauernd dafür sorgen, daß wir so viel im Lande haben,
wie wir brauchen. Gewaltige Lager müssen gehalten werden; die
Gesetzgebung muß auf diese Lager eingehen, die nicht staatlich zu sein
brauchen, muß sie unterstützen, aber auch überwachen lassen. Eine
umfangreiche und andauernde statistische und Verwaltungsarbeit wird
sich hieraus ergeben. Es muß ferner dafür gesorgt werden, daß die
Umstellungen, die dieser Krieg in gewaltsamer Weise herbeigeführt hat,
in Zukunft selbsttätig und ohne Erschütterung vor sich gehen. Ein
allgemeiner wirtschaftlicher Mobilmachungsplan muß geschaffen und
dauernd erneuert werden. Wirtschaftliche Gestellungsbefehle sind
auszuarbeiten, die in Tausenden von Fällen auszugeben sind. Darin
heißt es dann etwa: Sie haben sich am zweiten Mobilmachungstage in
das und das Haus in der Behrenstraße zu begeben, dort werden Sie den
Vorsitz der und der zu gründenden Kriegswirtschaftsgesellschaft
übernehmen, das Statut wird Ihnen übergeben; Sie haben den
Gründungsvorgang zu leiten und die und die Ausschüsse zu bilden. Das
gleiche gilt für Maschinenfabriken und andere Unternehmungen. Die
erhalten eine Benachrichtigung, in der es heißt: Sie haben am dritten
Tage der Mobilmachung den und den Teil der Fabrik zu räumen, die
und die Werkzeugmaschinen sind zur Verfügung zu stellen. Sie haben
gleichzeitig einen Auftrag auf so und so viel Produkte dieser Art zu
übernehmen. Das Arbeiterwesen, hinsichtlich der Rückstellungen und
Freigaben, muß ebenfalls im Frieden geregelt werden. Jedes Werk muß
wissen, die und die Personen, die ihm unentbehrlich sind, bleiben ihm
zur Verfügung gestellt, andere hat er abzugeben. Eine handelspolitische
Abteilung muß dafür sorgen, daß mit dem neutralen Ausland solche
Verständigungen getroffen werden und solche Organisationen
entstehen, die einer Vergewaltigung der Ausfuhr durch feindliche
Staaten entgegenarbeiten. Handelsstellen müssen dauernd unterhalten
werden, welche im Kriege die Ein- und Ausfuhr zentralisieren und
Austauschgeschäfte bearbeiten.
Besondere Aufmerksamkeit wird die Nachkriegsgesetzgebung
erfordern, und ich könnte mir denken, daß ein wirtschaftlicher
Generalstab berufen wäre, auch hier tätig mitzuwirken.
Es ist nicht zulässig, daß nach Beendigung des Krieges wahllos die
Tonnagen verwendet werden, um diejenigen Waren schnellstens über
den Ozean zu tragen, die der Findigste bestellt und gekauft hat; es muß
dafür
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