folgenden an.] Es steht mit Polen jetzt nicht eben allzugut!
Allein ich passe drauf, was noch der Russe tut. Greift er's nur weislich
an, so kann er nicht verlieren, Und er ist Kerls genug, den Türken
abzuführen, Kommt er nur recht in Schuß, da tobt er wie ein Bär. Ich
wüßte, was ich tät, wenn ich der Russe wär; Ich zög vor das Serail, und
ohne viel zu fragen, Schickt ich den Großsultan ein wenig Zobeljagen.
Krieg ich ihn nicht, den Brief, so komm ich nicht zur Ruh. Es ging
wahrhaftig nicht mit rechten Dingen zu! Unmöglich scheint es mir, das
Rätsel aufzulösen: Wenn man was Böses tut, fürcht man sich vor dem
Bösen. Es war nicht mein Beruf, drum kam die Furcht mich an; Und
doch für einen Wirt ist es nicht wohlgetan, Zu zittern, wenn's im Haus
rumort und geht und knistert; Denn mit Gespenstern sind die Diebe nah
verschwistert. Es war kein Mensch zu Haus, nicht Söller, nicht Alcest;
Der Kellner konnt's nicht sein, die Mägde schliefen fest. Doch halt! - In
aller Früh, so zwischen drei und viere, Hört ich ein leis Geräusch, es
ging Sophiens Türe. Sie war vielleicht wohl selbst der Geist, vor dem
ich floh. Es war ein Weibertritt, Sophie geht eben so. Was tat sie denn
wohl da? - Man weiß, wie's Weiber machen; Sie visitieren gern und
sehn der Fremden Sachen Und ihre Wäsche gern. Hätt ich nur dran
gedacht, Ich hätte sie erschreckt und dann sie ausgelacht. Sie hätte mit
gesucht, der Brief wär nun gefunden; Jetzt ist die schöne Zeit so
ungebraucht verschwunden. Verflucht! Zur rechten Zeit fällt einem nie
was ein, Und was man Gutes denkt, kommt meist erst hinterdrein.
Zweiter Auftritt
[Der Wirt. Sophie.]
Sophie. Mein Vater, denken Sie! -
Wirt. Nicht einmal guten Morgen?
Sophie. Verzeihen Sie; mein Kopf schwillt von ganz andern Sorgen.
Wirt. Warum?
Sophie. Alcestens Geld, das er erst kurz empfing, Ist miteinander fort.
Wirt. Fort! das verfluchte Ding Um's Königs Pharao!
Sophie. Nicht doch, es ist gestohlen!
Wirt. Wie?
Sophie. Ei, vom Zimmer weg!
Wirt. Den soll der Henker holen, Den Dieb! Wer ist's? Geschwind!
Sophie. Wer's wüßte!
Wirt. Hier im Haus?
Sophie. Ja, von Alcestens Tisch, aus der Schatull heraus.
Wirt. Und wann?
Sophie. Heut nacht!
Wirt [vor sich]. Das ist für meiner Neugier Sünden! Die Schuld kommt
noch auf mich, man wird den Wachsstock finden.
Sophie [vor sich]. Er ist bestürzt und murrt, hat er's wohl selbst getan?
Im Zimmer war er nun, der Wachsstock klagt ihn an.
Wirt [vor sich]. Hat es Sophie wohl selbst? Verflucht! das wär noch
schlimmer! Sie wollte gestern Geld, und war heut nacht im Zimmer.
[Laut.] Das ist ein dummer Streich! Gib acht! der tut uns weh; Wohlfeil
und sicher sein ist unsre Renommee.
Sophie. Wie's ihm ein Schaden ist, so ist's auch uns ein Schaden; Es
wird am Ende doch dem Gastwirt aufgeladen.
Wirt. Ja, und es ist ein Ding, für das er gar nichts kann; Ist Diebsgesind
im Haus, wer ist's? Weiß er es dann? Es ist ein arger Streich!
Sophie. Es schlägt mich gänzlich nieder.
Wirt [vor sich]. Aha, es wird ihr bang. [Laut, etwas verdrießlich.] Ich
wollt', er hätt es wieder! Ich wär recht froh.
Sophie [vor sich]. Schon gut, die Reue kommt ihm ein. [Laut.] Und
wenn er's wieder hat, so mag der Täter sein, Wer will; man sagt's ihm
nicht, und ihn bekümmert's weiter Auch nicht.
Wirt [vor sich]. Wenn sie's nicht hat, bin ich ein Bärenhäuter! [Laut.]
Du bist ein gutes Kind, und mein Vertraun zu dir - Wart nur! [Er geht,
nach der Türe zu sehen.]
Sophie [vor sich]. Gebt acht, er kommt und offenbart sich mir!
Wirt. Ich kenne dich, Sophie; du pflegtest nie zu lügen.
Sophie. Eh hab ich aller Welt als Ihnen was verschwiegen. Drum hoff'
ich diesesmal auch zu verdienen -
Wirt. Schön! Du bist mein Kind; und was geschehn ist, ist geschehn.
Sophie. Papa, ich nehm's gewiß nicht strenger, als Sie's nehmen.
Wirt. Es ist was Menschliches; nichts um sich viel zu schämen. Daß du
im Zimmer warst, das weiß kein Mensch als ich.
Sophie [erschrocken]. Sie wissen?
Wirt [lächelnd]. Ich war drin, du kamst, ich hörte dich; Ich wußt nicht,
wer es war, und lief, als käm der Teufel.
Sophie [vor sich]. Ja, ja, er hat das Geld! Nun ist es außer Zweifel.
Wirt. Erst jetzo fiel mir ein, ich hört dich heute früh.
Sophie. Und was vortrefflich ist, es denkt kein Mensch an Sie. Ich fand
den Wachsstock -
Wirt. Du?
Sophie. Ich!
Wirt. Schön, bei meinem Leben! Nun sag, wie machen wir's, daß wir's
ihm wiedergeben?
Sophie. Sie sagen: »Herr Alcest! verschonen Sie mein Haus; Das Geld
ist wieder da, ich hab den Dieb heraus. Sie wissen selbst, wie leicht
Gelegenheit verführet; Doch kaum war es entwandt, so war er
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