Die Menschen der Ehe | Page 4

John Henry Mackay
mitteilte.
Erstens: da? sie sehr ungl��cklich sei; zweitens: da? sie so ungl��cklich sei da? sie es nicht mehr "aushalten" k?nne; drittens: da? ihr Mann der Grund ihres Ungl��cks sei; viertens: da? sie geh?rt habe, er, ihr Bruder, der "Freund ihrer Jugend", habe ein Buch geschrieben, in welchem er sich "freisinnig" ��ber die Ehe ge?u?ert habe; f��nftens: da? er sie "retten" m?ge; sechstens: da? sie sehr ungl��cklich sei; und siebentens: da? sie so ungl��cklich sei, da? sie es nicht mehr "aushalten" k?nne . . .
Das alles war sehr albern.
Er sagte sich mit Recht, da? das Ungl��ck so nicht nach Hilfe ruft.
Aber er sagte sich auch, und er sagte es sich immer wieder, da? Frauen dieser Art nicht imstande sind, einen individuellen Ausdruck f��r ihre Gef��hle--und w?ren es ihre wahrsten--zu finden. Wie sie gelehrt wurden zu sprechen, so sprachen sie: immer in denselben Ausdr��cken und Redewendungen ihrer spezifischen Kreise, die M?nner so und die Frauen so und waren sich daher so ?hnlich, wie immer nur es m?glich ist.
Und daher waren sie meistens auch so langweilig.
Wie sie sprachen, so schrieben sie auch.
Es ist, als f��rchteten sie sich davor, ein neues Wort zu gebrauchen, und sorgsam verbergen sie, kommt ihnen einmal, nicht ein neuer Gedanke, nein, nur eine eigene Anschauung ��ber irgend Etwas, die verbrecherische Regung hinter der gewohnten Gew?hnlichkeit.
Er wu?te, da? das Ungl��ck ein gro?er Befreier ist. Und er dachte weiter, und seine Augen sahen den gegen die Ketten der Tage ringenden und in diesem Ringen blutenden Menschen vor sich, wie er schreien will, aber seine ungewohnten Lippen finden nur die alten, kleinen Worte f��r den neuen, gro?en Schmerz, und das Schreien des selbst?ndigen Herzens--es klingt auf dem Mund nur wie das Stammeln der Unselbst?ndigkeit und Gleichg��ltigkeit.
Konnte es so nicht hier sein?
Er strengte die Augen an, um hinter die Worte sehen zu k?nnen. Was lag da?--Ein zu Boden gest��rztes, mit F��?en getretenes Weib?--Oder eine faule, unzufriedene Frau der Welt, die sich einfach langweilte?--
Fand er denn nicht ein Wort, ein einziges ungef��giges, in seiner Hilflosigkeit r��hrendes, in seiner Einfachheit ersch��tterndes Wort?--
Er fand keines. Und dennoch folgte er den Rufen dieser platten und nichtssagenden Sprache.
Es gibt Menschen, von denen wir nie glauben k?nnen, da? sie ungl��cklich zu werden imstande sind.
So ging es ihm mit ihr.
Und dennoch kam er hierher.
Er tat es in letzter Linie seiner selbst wegen, um ganz sicher zu sein vor den Vorw��rfen des eigenen Herzens.

VI.
Die letzte Rauchwolke seiner Zigarre verflog an der Decke, und er sah nach der Uhr.
Es war nach zwei. Ein langer Nachmittag lag jetzt vor ihm. Er ging daher auf sein Zimmer, warf sich auf das Bett und schlief l?nger als eine Stunde, bleiern und traumlos.
Verwundert fuhr er in die H?he, als er erwachte. Er mu?te sich darauf besinnen, wo er war, und es war mit einem Gef��hl des Mi?behagens, da? er die Treppe hinunterstieg. Ihm war, als solle er nun an die Erf��llung einer unangenehmen Pflicht gehen, und er w��nschte hinter sich zu haben, was ihm bevorstand.
Dann trat er vor die T��r.
Die Hitze war noch gestiegen. Um diese Stunde des Nachmittags stockte das Leben.
Eine lange Stra?e zog sich vor ihm hin--die Hauptstra?e der Schwesterstadt, die l?ngste und belebteste in beiden St?dten und der Mittelpunkt des Handels und Wandels beider.
Wie oft er sie als Knabe durchschritten hatte, hinauf und wieder hinunter, und wieder hinauf!
Wenig schien sich an dem ?u?eren Ansehen der Stadt ver?ndert zu haben. Einige L��cken, wo fr��her auf steinigem Rasen Zirkus- und Karussellbesitzer ihre fl��chtige Leinwand gespannt, waren ausgebaut worden, und nur die Nebenstra?en noch ?ffneten sich dem Blicke nach dem Flusse hin. Die neuentstandenen H?user zeigten das Bestreben, Schritt zu halten mit modernem Stil. Gesimse und Balkone hingen ��berall an ihnen herum, und in ihren Erdgeschossen waren L?den und Bierhallen entstanden mit hohen Fensterscheiben und lauten Aush?ngeschildern, die mit dem leuchtenden Gold ihrer Lettern die armen, verbla?ten und altert��mlichen Inschriften der alten Firmen verdr?ngten . . .
Der Schwindel des Handels, welcher die Arbeit mordet, trieb sein Unwesen diese ganze Stra?e entlang.
Arme Arbeiter! Des Sonntags kamen sie, weither aus den D?rfern und Flecken, mit ihren schweren Schuhen, die M?nner mit plumpen St?cken und die Weiber mit ungeheuren, unf?rmigen Parapluies, halb noch bedeckt mit dem Schwei?e und dem Staub der Woche, ganz noch erdr��ckt unter der Wucht ihrer Sklaverei, kamen sie, um einzukaufen, was sie brauchten, das hei?t, drei-, vier-, f��nf- und zehnfach verteuert einzutauschen, was sie selbst erschaffen hatten in anderer Form: die Arbeit. Verlegen, unsicher, bittend und sch��chtern traten sie in die "Gesch?fte" und lie?en sich von schwatzenden Juden, und Christen, die schlimmer waren als die Juden, das Fell ��ber die Ohren ziehen, da? es nur so flutschte.
In erschreckender Menge hatten sich die offenen Gesch?fte in diesen paar Jahren vermehrt. Gleich aber war der trostlose, n��chterne Eindruck dieser Stra?e geblieben, und vom Morgen bis zur D?mmerung glich sie noch immer in ihrem reizlosen, staubigen Grau einem alternden,
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