Dich! Ich liebe den Engl?nder!?
Da hob ich die Reitpeitsche und lie? sie mit Wucht auf ihren sch?nen Rücken niedersausen. Sie stie? einen ver?ngsteten Schrei aus, wobei sie wie ein Kind in sich zusammensank, und ihr Pferd ging durch.
Ich sah, wie sie rasend fortjagte, und konnte nichts dagegen tun. Hallo, dachte ich, was wird das werden? Sie hielt sich eine Weile, dann merkte ich, die Kr?fte verlie?en sie, sie taumelte hin und her und fiel schlie?lich zu Boden. Glücklicherweise blieb sie nicht im Bügel h?ngen, ich atmete auf. Das Pferd machte kurz darauf halt, sah sich verwundert um und sprang in kleinen S?tzen verlegen hin und her.
Ich eilte herzu, stieg ab und hob Jamaica auf. Sie war kreidebla? und halb ohnm?chtig.
?Verzeih?, sagte ich; sie entgegnete nichts und sah mich nicht an. Sie atmete hastig und lehnte sich ein ganz klein wenig an mich, sehr ermattet.
?Verzeih?, sagte ich nochmals. Schlie?lich gab ich ihr die Zügel meines Pferdes und ging hin, um das ihrige einzufangen. Es lie? sich ganz willig festnehmen; es war durchn??t und dampfte wie ein Schornstein. Ich führte es zu Jamaica, diese hatte sich vor Schw?che in den Sand gekauert; da hockte sie, sch?n und bla? wie eine Perle, es sah rührend aus. Jetzt erhob sie sich, ich merkte, sie wollte das Pferd wieder besteigen.
?Hilf mir?, sagte sie.
Ich half ihr in den Sattel und sprang dann selbst auf.
?Ich reite allein nach Haus?, sagte sie tonlos. Ich wagte nichts zu erwidern. Im Schritt, ganz gebrochen, ritt sie am Meere entlang heimw?rts, ein trauriges Bild.
Ich trabte in die entgegengesetzte Richtung. Noch oft sah ich mich um,?-- es war immer derselbe melancholische Anblick: in müdem Schritt trottete der dampfende Gaul dahin, die müde Jamaica über sich. Ich bog in die W?lder ein, kam an einem See, an Forsth?usern, an mehreren D?rfern vorüber und z?gerte stundenlang, ehe ich heimritt.
Als ich abends heimkam, war Jamaica fort, ohne ein Wort hinterlassen zu haben. Durch den Wirt erfuhr ich, da? auch der Engl?nder abgereist sei. Ich mu?te l?cheln, obwohl mir übel zumute war. Ich zündete mir eine Zigarre an, setzte mich auf die Balustrade der Veranda und sah lange aufs Meer, trotzig, allein, mit wirren, durcheinander stürmenden Gefühlen.
Am n?chsten Tage reiste ich auch, nicht nach Haus, sondern zu einem Freunde aufs Land. Wir sa?en stundenlang, w?hrend die Sonne brannte, in einem Boot und angelten, schossen nach Raubv?geln, schwammen, ritten, sahen den Pfauen zu, wie sie auf der Wiese Rad schlugen und schrieen: P?o! P?o!?-- und abends kamen der F?rster und der Pastor des n?chsten Dorfes, um mit uns zu zechen.
Als ich nach Wochen braungebrannt wieder in der Stadt eintraf und in einer Droschke vom Bahnhof aus meiner Wohnung zustrebte, sah ich Jamaica an mir vorüberfahren, in einem reizenden Sommerkleid, das ich noch nicht kannte. Sie sa? an der Seite des Engl?nders, ihr Gesicht war von unaussprechlicher Heiterkeit. Wie eine biegsame Blume des Südens sa? sie da, aufrecht und stolz den sch?nen Rücken, den ich schlug.
Lebwohl, Jamaica. Lebwohl.
Schlo? Carnin
Ich, Konrad Tedrahn, Kunstmaler von Beruf, erz?hle eine Geschichte. Ich spiele eine traurige Rolle darin, dennoch erz?hle ich sie.
Ich war zu Gast bei dem Grafen Lockwitz auf Schlo? Carnin. Das Schlo? ist ein altes Herrenhaus mit hohen Fenstern und einer Terrasse vor der Auffahrt. Auf dieser Terrasse sa?en wir oft. Sie war das Zentrum, wo man sich traf,?-- hier nahmen wir den Kaffee nach Tisch, hier sa?en wir an den Abenden, in leichte M?ntel gehüllt, plauderten und pafften blauen Rauch in die Luft, w?hrend aus den Wiesen das Gebrüll weidender Kühe herüberdrang oder vom Dorfe her ein Lied der jungen M?dchen, die durch den Abend gingen.
Ein runder Rasenplatz, von Kieswegen eingefa?t, lag vor der Terrasse. Dann ging der Blick in eine Allee gekappter Linden, welche die Zufahrt zum Schlosse bildete. Hinter der Allee sah man Felder und in ihnen eine Mühle mit Sparrenflügeln. Der Raps blühte in den Feldern, zitronengelb, und Wolken seines Duftes quollen herüber, wenn ein Luftzug kam. Zu beiden Seiten des Schlosses lag der Park. Er hatte k?stliche alte B?ume, die weit in das Land ragten, und war von einem Gew?sser durchflossen, das sich an manchen Stellen teichartig erweiterte, und in dessen versteckten Winkeln giftgrüne Algen und unentwirrbarer Froschl?ffel wucherten. Hatte man den Park durchwandert, so kam man an den Deich. Und war man den Deich hinangestiegen, so blickte man in die Niederung der Elbe, in der Weiden an schmalen Wasserprielen wuchsen und wilde Enten flogen. Ganz hinten, ein silbergraues Band, sah man den Flu?. Gro?e Schiffe fuhren auf ihm zu Tal, gespenstisch wie Phantome, und in der Ferne, meilenweit, ahnte man das Meer.
Pfingsten stand bevor; es fiel in die zweite Juniwoche. Ich wollte das Fest noch auf Carnin verleben, dann wollte ich Abschied nehmen von diesem einsamen Haus, von diesem Park und diesen Menschen, die mir teuer waren. Ich hatte mancherlei auf Carnin gemalt. Der Graf
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