Die Jungfrau von Treiden | Page 9

Adelbert Cammerer
bleibt ihr nur die _Todes_wahl;?Und horch! ihr Schicksal zu besch?men,?L?sst muthvoll _sie_ das _Wort_ vernehmen:
?Den _Zauber_, der im Tuche wohnt,?Soll deine That beweisen!?Vertraue mir! das Tuch verschont?Den Leib vor deinem Eisen.?Mich l?hmt kein Schlag von dieser Welt;?Und auch kein Tropfen Blutes f?llt:?Ob Dolche, Schwerter, Lanzenspitzen,?Des Feindes, auf mich niederblitzen.
?Umringt den Hals mein _Rosatuch_,?Wie gleich es mag geschehen:?So bet' ich meinen Zauberspruch,?Dann sollt ihr Wunder sehen.?Erhebe deinen Stahl der Schlacht!?Fall' aus mit deiner Riesenmacht!?Nur ziele muthig nach der Kehle!?Dann _sicher_ bleibt mir Leib und Seele.? --
Wie nun den weissen Hals umwand?Das Tuch von Gold und Seide:?Entriss mit Ingrimm seine Hand?Den W��rgerstahl der Scheide.?Besessen, wie von Tiegerwuth,?In seinem Blick' der H?lle Gluth:?_So_ liess, dem _Satan_ heimgefallen,?Der W��thrich _diesen Ruf_ erschallen:
?Ist _also_ dem, so w?re schier?Dein Flitterstaat zu loben;?Sei denn bereit! ich will an dir?Des _Tuches Kraft erproben_.?Das _Eine_ soll entschieden sein:?Das _Tuch_ ist, oder _Du_ bist mein!?Mein _Schicksal_ ruft! es soll erkl?ren,?Ob deine _Wunder_ sich _bew?hren_!? -- --
Ich sah nun, kurze Weile fort,?Den Rosenmund sich regen;?Mir aber klang das leise Wort,?Als w?r' es _Zauber_-Segen.?Es war jungfr?uliches _Gebet_,?Um letzte Kraft, von _Gott_ erfleht!?_Das_ hab' ich gl?ubig erst empfunden,?Da schon ihr Leben war entschwunden.
Sie warf den milden Scheideblick?Nach _Segewold_ hin��ber;?Da mass sie das verlorne Gl��ck!?Da ward ihr Auge tr��ber!?Doch schnell die Augen abgewandt,?Den letzten Blick zu _Gott_ gesandt:?Lag sie bereit, dahin zu gehen --?Dem grossen Tod' das sch?ne Leben. --
O, weh' mir, dem es nicht gelang,?Ihr Schicksal noch zu wenden!?Denn eilig schon der M?rder schwang?Den Stahl mit beiden H?nden!?Und, zielend nach dem _Rosatuch'_,?Vertrauend auf den Zauberspruch:?So liess er, meinem Blick zum Grausen,?Den Schlag, wie Blitz, darniedersausen! -- --
Entflogen war des Lebens Traum! --?Weit offen g?hnt die Wunde!?Kein _Ach_ erscholl! sie zuckte kaum,?Mit dem nun bleichen Munde!?Sie starb, mit allem Heldenmuth'!?Ein Purpurquell von klarem Blut',?Beschloss, als rauchende Font?ne,?Die hoch erhab'ne _Trauer-Scene_!...
Dem Markstein an der Grenze gleich,?Gebannt an seine Stelle:?So standen _Beide_, starr und bleich,?Der _Mord_ und sein _Geselle_! --?Ein _Angstruf_, den ich laut vernahm,?Der aus der nahen Tiefe kam:?Vermochte nicht mit seinem Schrecken,?Der _Zeugen_ Furcht in mir zu wecken. --
Das T��chlein blieb ein Zaubertuch,?F��r uns von Weltenschwere!?Es trug in sich der Nachwelt Fluch;?Der _Jungfrau_ -- Preis und Ehre!?Der M?rder sah zum Opfer hin,?Wie _Kain_ nach dem Mord erschien:?Und nach hinabgew��rgtem Grimme,?Vernahm ich der _Verzweiflung_ Stimme:
?O, _du_, getaucht in Martyrblut:?Du _Gott_-gesandte _Gabe_!?Du _Zaubertuch_, das Wunder thut,?Im Sarge noch und Grabe!?_Gespinnst_, wie du der Welt dich nennst:?Gesponnen mir zum Nachtgespenst'!?_Gewebe_, mir zur _Qual_ gewoben:?Lass dich von deiner _Jungfrau_ loben!
?O _Sch?nheit_, wie noch keine war!?Von mir in Staub getreten!?_Hier_ ist mein Tempel und Altar!?_Hier_ lern' ich heute beten! --?_Gebet_? -- Was solch ein _M?rder_ spricht:?Erh?rt ein Gott im Himmel nicht!?_Mir_ soll kein Paradies mehr gr��nen;?Ich muss hinfort der _H?lle_ dienen
?Die _Ehre_ -- war dein _Zauber_-Spruch,?Dein Tuch dein Ritterorden!?_Mir_ aber ist der Zeiten Fluch,?Und Schmach zu Theil geworden.?Ich _folge_ dir, in schnellem _Tod_,?Doch nicht zu deinem Morgenroth!?Mein Schwert empf?ngt die Felsenquelle;?Den Leib der Strang, den Geist die H?lle!
?Dir _Frieden_, Leib in deinem Blut!?Dir _Freude_ dort, du Engelseele!?Dein Grablied sei dein Heldenmuth!?Dein Denkmal diese Zauberh?hle!?Dein _Geist_, verkl?rt in _Liebe_, steigt,?Wenn Hoffnung mir und Glaube schweigt.?_Ich_ -- bin ein Labsal nur den _Raben_:?_Dich_ wird der _ew'ge Ruhm_ begraben!
?Du _l?chelst_ noch im _Tode_ mild,?Als ob du mir verziehen!?_Ich_ -- werde deinem _Schattenbild'_?Im Tode nicht entfliehen! --?Hinaus! hinweg, von dieser Welt!?Die B��hne _brach_, der Vorhang _f?llt_!?Komm', _H?lle_ du, mit deinen Qualen:?Ich will dir meine Schuld bezahlen.? --
Nach diesem st��rmt er wild hinab,?Den Richter in der Seele:?Zum _Opfer_ am Sibyllengrab'?Der alten _Liven_-H?hle.?Da winkt ihm, unter festem Dach,?Und schweigsam, wie ein _Lethe_-Bach,?Und eisigkalt, doch rein und helle:?Im Felsenbett', die _Felsenquelle_.
Nun senkt er vor dem klaren Strom'?Den M?rderstahl danieder;?Und hohl ert?nt im Felsendom?Das _Wort_ des _Fluches_ wider:??Ein _Opferpriester_ komm' ich heut'!?Dem Opfer fehlt noch Grabgel?ut;?So lass' denn, _Quelle_, _dich_ erw?hlen,?Von uns dem Volke zu erz?hlen!
?Du nahmest im Jahrtausendlauf',?Bei deinem Tropfen-Spiele,?So manche _Thr?ne_ schweigend auf,?Und Opfergaben _viele_!?Hier tr?nktest du den m��den Gast;?Hier fand er Schattenk��hl' und Rast!?Dir Dank f��r Labe zu beweisen.?Empfange nun mein M?rdereisen!
?Es soll, von edlem Blut' geweiht,?Zu dir hinab versinken;?Dann lass' mich Allvergessenheit?Aus deinem Borne trinken! --?Ein Opferlamm, so weiss und rein,?Geschlachtet auf dem Opferstein:?Ein _Tugend_-Leben, kranzumwunden,?Hat sterbend hier den _Preis_ gefunden!
?Du _Berggeist_, der in _Tiefen_ thront?In unentweihter Stille!?Du, _Nixe_, die den _Quell_ bewohnt!?Begraben du, _Sibylle_!?Du reiner, fl��ssiger Kristall!?Und du im Lenze, _Nachtigall_!?Verk��ndet, wann ich l?ngst gefallen,?Der _Jungfrau Lob_ in diesen Hallen!? -- --
Nach diesem, warf die M?rderfaust?Den Mordstahl in die Quelle;?Und, wie zum _Hohne_, zischt und braust?Die wild emp?rte Welle.?Darauf zu _mir_ der _Arge_ spricht:??Verfolge meine Wege nicht!?Ergreife schnell die Flucht, und weiche,?Bevor ich w��rge dich zur Leiche!? -- --
Gejagt, von unsichtbarer Macht,?Durch hell besonnte Fluren,?Entschwand er in des Waldes Nacht;?Ich -- folgte seinen Spuren.?Es trieb mich, ohne Rast und Ruh',?Den dicht belaubten _H?hen_ zu;?Wo qu?lend, unter Laub der B?ume,?Der _Schlaf_ mich senkt in _Todestr?ume_!
Ich sah gez��ckt das Mordgewehr?Die Schauerl��fte spalten;?Gespenster zogen um mich her,?In blutigen Gestalten;?Bis nun die _Todesbraut_ erschien,?In weisser Hand
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