sei der Abend ihm
_versagt_;
Er hoffe: nach dem Mittagmahle,
Die Braut zu seh'n, im
Höhlenthale. --
Bereit zu Frevel und Gewalt,
Zu That der Schande fertig:
_So_
waren wir der _Huldgestalt_,
Am Felsen schon gewärtig.
Mit
_Blumen_, nur von _Heil_ gepflückt,
War rings die Höhle neu
geschmückt;
Wie Flora muss in _Pracht_ erscheinen,
Wo wir am
Sarg der Bräute weinen.
Der hohen _Edeldame_ gleich,
In festlichem Gewande:
Erschien, --
doch wie von Ahnung bleich,
Die schönste Braut im Lande!
Sie sah,
bestrahlt von Sonnengold,
Hinüber nur, nach _Segewold_;
Gewiegt
von Hoffnung und Vertrauen,
Den holden _Liebling_ zu erschauen. --
_Wohl_ ging es meiner Seele nah':
Als ich, im Laub' verborgen,
Des trüben Auges _Thräne_ sah,
Wie Perlenthau am Morgen!
Doch
gab der böse Feind nicht Ruh';
Er warf mir _Hohnes_-Blicke zu!
Die Schauerstunde war erschienen,
Mit ihm verschworen, ihm zu
dienen!
Indess' ihr Geist den hohlen Raum
Nach Segewold gemessen;
Und
Alles, nur den süssen Traum
Der _Liebe_ nicht vergessen:
Erscheinen _wir_, wie Blitz der Nacht;
Wie Donnersturm der
Polenschlacht!
Und, mit der Hölle vollem Segen,
Ertönet ihr das
_Wort_ entgegen:
»Sei mir willkommen, holde _Braut_!
Du Schönste aller Zeiten!
Dein Leben ist auf _Heil_ gebaut:
Ich will dir Heil _bereiten_.
Sei
unverzagt, und zittre nicht!
Dein todtenkaltes Angesicht
Soll
ungesäumt, in meinen Armen,
Am Feuer dieser Brust erwarmen!« --
Die _Jungfrau_, bis zum Tode matt,
Bei diesem frechen Hohne:
Und bebend, wie ein welkes Blatt,
Auf hoher Eichenkrone:
Erhob
sich bald, in Majestät!
Wie Fels in Meereswogen steht!
Und wie die
Wogen sich _empören_,
_So_ lässt sie nun das _Urtheil_ hören:
»Was hat mein Leben dir gethan?
Hinweg von dieser Stelle!
Der
Weg zum _Heil_ ist meine Bahn,
Der deine führt zur Hölle!
_Dir_
wird die Jungfrau nicht zu Theil;
Mein _Erden_-Heil beruht in _Heil_!
Bei _dir_ ist Unheil und Verderben;
Dem _Heil_ nur leb' ich, ihm
zu sterben.« --
Darauf das freche Wort erscholl,
Wie aus dem Höllen-Pfuhle:
»Der
nicht dein _Gatte_ werden soll,
Umarme dich als _Buhle_!
_Die_
mir des _Gatten_ Glück versagt:
Sei _Dirne_ mir, auch ungefragt!
Dein _Unheil_ wirst du, wohl berathen,
Dem lieben _Heil_ ja nicht
verrathen.« --
Mit diesen Worten stürmt er ein,
Auf Lebensglück und Ehre;
Die
zarte _Jungfrau_ stand _allein_;
Verlassen, ohne Wehre!
Sie rang,
mit der Verzweiflung Kraft;
Bis, in den Staub dahin gerafft,
_Sie_,
machtlos, neu sich zu erheben,
Nur bat, ihr schnellen _Tod_ zu geben.
--
Ihr Goldgelock in meiner Hand,
_So_ hielt ich sie darnieder;
Er
aber riss das Gürtelband
Von ihrem blauen Mieder.
Ein _Rosatuch_,
das ihm gefiel,
Entfallen ihr im Kampfgewühl':
Erwählte _Gott_, in
_seinen_ Händen,
Der Schande Schmach von ihr zu wenden!
Denn _sie_, mit Flötenton, begann:
»Dir gilt mein Habsal _wenig_!
Doch wisse: wer das _Tuch_ gewann,
Ist reicher, denn ein König!
_Kein_ Tuch, in allem Erdenreich',
Ist dieser _Wundergabe_ gleich;
Zu _eigen_ soll es dir gehören,
Doch lass' mich ziehen, _frei_, mit
_Ehren_!
»Es wohnt im Tuche _Zauber_-Macht!
Sein Schmuck, in bösen
Stunden,
Und auch im Dampfe wilder Schlacht:
Befreit von
Todeswunden.
Es rettet Leben Dir und Leib; --
Dem starken Mann,
dem schwachen Weib',
Vermag nicht Blei, noch Stahl und Eisen,
Die sich're Seele zu entreissen.« -- --
Sofort der wilde _Junker_ spricht:
»Lass' deine Künste fahren!
Mich retten deine Zauber nicht;
Mich soll der _Muth_ bewahren!
Wenn Schwert und Panzer nicht beschirmt,
Wo mir der Tod
entgegenstürmt;
Nicht Muth und Kraft mir Sieg verleihen,
Kann
mich dein _Flitter_ nicht befreien.« --
Er wirft die gold'ne Busenzier
Der keuschen Brust entgegen;
Und
fühlt nur freche Lustbegier
Das Räuberherz bewegen.
Er stürmt auf
sie, wie Wetterstrahl!
Da bleibt ihr nur die _Todes_wahl;
Und
horch! ihr Schicksal zu beschämen,
Lässt muthvoll _sie_ das _Wort_
vernehmen:
»Den _Zauber_, der im Tuche wohnt,
Soll deine That beweisen!
Vertraue mir! das Tuch verschont
Den Leib vor deinem Eisen.
Mich lähmt kein Schlag von dieser Welt;
Und auch kein Tropfen
Blutes fällt:
Ob Dolche, Schwerter, Lanzenspitzen,
Des Feindes,
auf mich niederblitzen.
»Umringt den Hals mein _Rosatuch_,
Wie gleich es mag geschehen:
So bet' ich meinen Zauberspruch,
Dann sollt ihr Wunder sehen.
Erhebe deinen Stahl der Schlacht!
Fall' aus mit deiner Riesenmacht!
Nur ziele muthig nach der Kehle!
Dann _sicher_ bleibt mir Leib
und Seele.« --
Wie nun den weissen Hals umwand
Das Tuch von Gold und Seide:
Entriss mit Ingrimm seine Hand
Den Würgerstahl der Scheide.
Besessen, wie von Tiegerwuth,
In seinem Blick' der Hölle Gluth:
_So_ liess, dem _Satan_ heimgefallen,
Der Wüthrich _diesen Ruf_
erschallen:
»Ist _also_ dem, so wäre schier
Dein Flitterstaat zu loben;
Sei denn
bereit! ich will an dir
Des _Tuches Kraft erproben_.
Das _Eine_
soll entschieden sein:
Das _Tuch_ ist, oder _Du_ bist mein!
Mein
_Schicksal_ ruft! es soll erklären,
Ob deine _Wunder_ sich
_bewähren_!« -- --
Ich sah nun, kurze Weile fort,
Den Rosenmund sich regen;
Mir aber
klang das leise Wort,
Als wär' es _Zauber_-Segen.
Es war
jungfräuliches _Gebet_,
Um letzte Kraft, von _Gott_ erfleht!
_Das_
hab' ich gläubig erst empfunden,
Da schon ihr Leben war
entschwunden.
Sie warf den milden Scheideblick
Nach _Segewold_ hinüber;
Da
mass sie das verlorne Glück!
Da ward ihr Auge trüber!
Doch
schnell die Augen abgewandt,
Den letzten Blick zu _Gott_ gesandt:
Lag sie bereit, dahin zu gehen --
Dem grossen Tod' das schöne
Leben. --
O, weh' mir, dem es nicht gelang,
Ihr Schicksal noch zu wenden!
Denn eilig schon der Mörder schwang
Den Stahl mit beiden Händen!
Und, zielend nach dem _Rosatuch'_,
Vertrauend auf den
Zauberspruch:
So liess er, meinem Blick zum Grausen,
Den Schlag,
wie Blitz, darniedersausen! -- --
Entflogen war des Lebens Traum! --
Weit offen gähnt die Wunde!
Kein _Ach_ erscholl! sie zuckte kaum,
Mit dem nun bleichen Munde!
Sie starb, mit allem Heldenmuth'!
Ein Purpurquell von klarem Blut',
Beschloss, als rauchende Fontäne,
Die hoch erhab'ne
_Trauer-Scene_!...
Dem
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