das Ende _nicht_ gefunden;
Sah'n aus Leichenschutt hervor!
Der Verzweiflung wilde Töne,
Fluch, Gebet, und Angstgestöhne,
Drangen noch zu Gott empor!
Tochter, Gattin und Matrone,
Fanden hier den Tod zum Lohne,
Treu der Ehre, sonder Schmach!
Ja, der Hekatombenspende
Sandten auch die Würgerhände
Noch das Kind der Wiege nach!
Doch -- indess bei Mondenschimmer,
Droben auf dem
Burg-Getrümmer,
Noch der Todesengel sass;
Und die ungelad'nen
Gäste,
Bei _Thoreida's_ Todtenfeste,
Lärmen, schwelgen, ohne
Maass; --
Während dort, wie Feuerdrachen,
Brände durch die Lüfte krachen,
Mit der Hölle Glutgewalt:
Sieh, da wandelt, Gott-berufen,
Einsam
auf den Trümmerstufen,
Eines _Freundes_ Huldgestalt!
_Greif_, der _Schreiber_ auf dem Schlosse,
Waffenlos im
Kriegertrosse,
Und dem _Sieger_ unterthan:
Gründet sich, den
Muth zum Schilde,
Nieder zu dem Schlachtgefilde,
Mühenvoll die
schwere Bahn.
Labsal für die rechte Stunde,
Oel und Balsam für die Wunde,
Und
vielleicht das _letzte_ Brot:
Trug er liebend und geschäftig;
Trug
der _Edle_, thatenkräftig,
Für der Nöthen höchste Noth!
Spähend nun im Leichenbette,
Ob die Hand noch Leben rette:
Warf
er seinen Blick umher;
Doch, bei allem Muth und Streben,
Fand er
keine Spur von Leben,
Keinen Strahl der Hoffnung mehr.
0. * *
Von des Todtenfeldes Mitte,
Wandt er, klagenvoll, die Schritte,
Wieder heim, an seine Pflicht;
Aber _sieh_! die Blicke schauen --
Noch ein _Bild_ von _Edelfrauen_,
Weiss, wie Schnee, von
Angesicht!
Liebend folgte sie dem _Gatten_,
Selber in das Reich der _Schatten_;
Sein auf ewig, hier und dort!
Denn vermählte Seelen tragen,
Wann die Herzen nicht mehr schlagen,
Ihre Liebe mit sich fort.
. * *
Und an ihrem starren Busen
Lag, -- zu fernem Lied' der Musen,
Grosser That noch aufbewahrt, --
Von dem Schicksal auserlesen:
Noch ein _kleines Engelwesen_,
Gleich der Perle rein und zart!
Halb dem Würger hingegeben,
Mehr schon Leiche, kaum noch Leben,
Mit dem Rest von Lebenslust:
Sog das Kind am Nektarbronnen;
Doch -- er war zu _Eis_ geronnen!
Marmor blieb die kalte Brust!
. * *
_Greif_, der Edle, Muthbeseelte,
_Greif_, der von dem Herrn
Erwählte:
Nahm das Kind in Vaterarm;
Pflegte sein mit Lust und
Bangen,
Küsste Rosen auf die Wangen,
Und die kalte Lippe warm.
Wie von Sturmes Macht getrieben,
Führt ihn _Liebe_ dann zur
_Lieben_,
Hin, zur _Gattin_, ihm vertraut:
_Die_, von hohem
Söller droben,
Herz und Blick zu Gott erhoben,
Einsam in die Ferne
schaut.
0. * *
Und er kam mit froher Kunde!
Und aus seinem Rettermunde
Klang
der Liebe Zauberton:
»_Mutter_, wirf den Kummer nieder!
Eine
_Tochter_ bring' ich wieder,
Nach dem früh verklärten Sohn!« --
Sieh! und Thau in holden Augen,
Liess die Mutter _Kindlein_ saugen,
An der Lebensfülle Born. --
Beifall winken, aus der Ferne,
Myriaden gold'ne Sterne;
_Luna_ mit dem Silberhorn!
»Für den _Sohn_, von Gott empfangen,
Für den _Sohn_, zu Gott
gegangen:
Sei nun _Tochter_ diesem Haus!« --
_Also_, nach dem
Sturm' der Leiden,
_Also_ sprechen -- _Eins_ die Beiden,
Dankbar,
ihren Segen aus.
. * *
So nun, an des Todes Thoren,
Kaum dem Leben neu geboren,
Nicht
zum Opferlamme reif:
Sieht der _Säugling_, zart umfangen,
Mit
der Liebe Kussverlangen,
Auf den lieben Vater _Greif_.
_Diesen_ führt, am nächsten Tage,
Ringsumher die Sorgenfrage:
Nach der Eltern Stammgeschlecht;
Aber, ach, die Todten schweigen!
Nimmer will sich Kunde zeigen;
_Sein_ wird also _Vaterrecht_.
Segen wird der _Herr_ verleihen;
_Taufe_ soll die Tochter weihen,
Durch geweihte Priesterhand:
Doch, der Tempel, in Ruinen,
Kann
dem Himmel nicht mehr dienen;
Sein Altar und Diener schwand! --
»Gottes Vaterblicke wachen!
Seine Gnade, stark in Schwachen,
Werde Schild und Wanderstab!
Seinen _Engel_ wird er senden;
Unheil von dem _Kinde_ wenden,
Dessen _Wiege_ war -- ein
_Grab_!« --
_So_, gestählt von solchem Worte,
Wandelt _Greif_ zur Eisenpforte,
Mitten durch die Kriegerschaar;
Eilt dann, muthig, mit der
_Kleinen_,
Und im Treugeleit' der Seinen,
Fernhin, zu des _Herrn_
Altar.
Bei der _Taufe_ zu bekunden,
_Wann_ die _Tochter_ aufgefunden,
Und dem Tag' gewonnen sei:
Nannte _Greif_ die Namenlose --
=Rosa Mai=, die Maienrose,
Nach dem Blüthenmonde _Mai_.
Dank nach _Oben_ wird gesendet;
Opfergabe dann gespendet,
Wie
sie dem Altar' gebührt;
Und so kehren heim die Beiden,
Wieder
nach dem Schlosse _Treiden_,
Und -- wohin der _Himmel_ führt.
Dann -- wie _Vatergüte_ schalten,
Dann -- wie _Muttertreue_ walten,
Und die Liebe pflegen kann:
Soll hinfort das _Kind_ erfahren! --
Monde reifen so zu Jahren,
Bis der Jugend Lenz begann.
IV.
Ihre Jugend, Erziehung und Geschäftigkeit.
Sieh, und Kriegesdonner schweigen!
Neue Lebensbäume steigen
Aus dem feuchten Modergrab'!
Holde Friedensengel schweben,
Ueber Saat und Flurenleben,
Für gemess'ne Zeit herab.
0. * *
Wieder _neu_, zu _Gottes_ Ehre,
Prangen Tempel und Altäre;
Fester stieg der Festen Bau.
Und von _Treidens_ Thurm und Saale,
Grüsst der Blick im Blumenthale,
Neu, die alte Bilderschau.
. * *
Glockenton und Liederklänge,
Orgel und Choral-Gesänge,
Tönen
festlich, nah' und fern;
_Rosa_ kniet im Kirchenstuhle,
Horcht den
Lehren in der Schule,
Vor dem _Prediger_ des _Herrn_.
_Seiner_ Pflege, _seinen_ Sorgen,
Anvertraut am Jugendmorgen,
Auch in Liebe zugethan:
_Also_, stets bei regem Fleisse,
Ringend
nach dem Ehrenpreise,
Blüht das _holde Kind_ heran.
Keinem schnöden Wahn zum Raube,
Tief gegründet, ruht ihr
_Glaube_,
Wie ein Fels im Meer' der Zeit!
Nur dem Bund der
_Christus_-Lehre,
Frommer Sitte, Zucht und Ehre,
Blieben Geist
und Herz geweiht.
_So_ dann führt der _Kirche_ Segen
Sie dem Tagberuf' entgegen,
Muthreich wider Missgeschick!
Und so kehrt sie, achtzehnjährig,
Wohl belehrt, zu Mehr gelehrig,
In der _Lieben Arm_ zurück.
0. * *
Kaum begrüsst im _Vaterhause_,
Kennt ihr Walten keine Pause,
Ihr
Bemühen keine Rast;
Allem Winke zu genügen,
Schafft die Arbeit
nur Vergnügen,
Und die Sorge keine Last.
Immer neuen Reiz entfalten,
Hass in Liebe umgestalten,
Gottes-Frieden in der Brust;
Kummer scheuchen, Groll versöhnen.
Auferbauen und verschönen:
Ist ihr Tagwerk, ihre Lust!
. * *
Soll ich nun die _Zauber_ malen,
Die aus ihrem Auge strahlen,
Aus
dem holden Angesicht'? --
O,
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