Die Jungfrau von Orleans | Page 7

Friedrich von Schiller
K?nigen, deinen Ahnherrn, Die Treue heiliger bewahrt.
DUNOIS. Sind wir Geschlagen? Ists erlaubt, das Feld zu r?umen, Eh noch ein Schwertstreich um die Stadt geschehn? Mit einem leichten W?rtlein, ehe Blut Geflossen ist, denkst du die beste Stadt Aus Frankreichs Herzen wegzugeben?
KARL. Des Blutes ist geflossen und vergebens! Des Himmels schwere Hand ist gegen mich, Geschlagen wird mein Heer in allen Schlachten, Mein Parlament verwirft mich, meine Hauptstadt, Mein Volk nimmt meinen Gegner jauchzend auf, Die mir die N?chsten sind am Blut, verlassen, Verraten mich--Die eigne Mutter n?hrt Die fremde Feindesbrut an ihren Br��sten. --Wir wollen jenseits der Loire uns ziehn, Und der gewaltgen Hand des Himmels weichen, Der mit dem Engell?nder ist.
SOREL. Das wolle Gott nicht, da? wir, an uns selbst Verzweifelnd, diesem Reich den R��cken wenden! Dies Wort kam nicht aus deiner tapfern Brust. Der Mutter unnat��rlich rohe Tat Hat meines K?nigs Heldenherz gebrochen! Du wirst dich wiederfinden, m?nnlich fassen, Mit edelm Mut dem Schicksal widerstehen, Das grimmig dir entgegenk?mpft.
KARL (in d��stres Sinnen verloren). Ist es nicht wahr? Ein finster furchtbares Verh?ngnis waltet Durch Valois' Geschlecht, es ist verworfen Von Gott, der Mutter Lastertaten f��hrten Die Furien herein in dieses Haus, Mein Vater lag im Wahnsinn zwanzig Jahre, Drei ?ltre Br��der hat der Tod vor mir Hinweggem?ht, es ist des Himmels Schlu?, Das Haus des sechsten Karls soll untergehn.
SOREL. In dir wird es sich neuverj��ngt erheben! Hab Glauben an dich selbst.--O! nicht umsonst Hat dich ein gn?dig Schicksal aufgespart Von deinen Br��dern allen, dich den j��ngsten Gerufen auf den ungehofften Thron. In deiner sanften Seele hat der Himmel Den Arzt f��r alle Wunden sich bereitet, Die der Parteien Wut dem Lande schlug. Des B��rgerkrieges Flammen wirst du l?schen, Mir sagts das Herz, den Frieden wirst du pflanzen, Des Frankenreiches neuer Stifter sein.
KARL. Nicht ich. Die rauhe sturmbewegte Zeit Heischt einen kraftbegabtem Steuermann. Ich h?tt ein friedlich Volk begl��cken k?nnen, Ein wild emp?rtes kann ich nicht bez?hmen, Nicht mir die Herzen ?ffnen mit dem Schwert, Die sich entfremdet mir in Ha? verschlie?en.
SOREL. Verblendet ist das Volk, ein Wahn bet?ubt es, Doch dieser Taumel wird vor��bergehe, Erwachen wird, nicht fern mehr ist der Tag, Die Liebe zu dem angestammten K?nig, Die tief gepflanzt ist in des Franken Brust, Der alte Ha?, die Eifersucht erwachen, Die beide V?lker ewig feindlich trennt; Den stolzen Sieger st��rzt sein eignes Gl��ck. Darum verlasse nicht mit ��bereilung Den Kampfplatz, ring um jeden Fu?breit Erde, Wie deine eigne Brust verteidige Dies Orleans! La? alle F?hren lieber Versenken, alle Br��cken niederbrennen, Die ��ber diese Scheide deines Reichs, Das stygsche Wasser der Loire dich f��hren.
KARL. Was ich vermocht, hab ich getan. Ich habe Mich dargestellt zum ritterlichen Kampf Um meine Krone.--Man verweigert ihn. Umsonst verschwend ich meines Volkes Leben, Und meine St?dte sinken in den Staub. Soll ich gleich jener unnat��rlichen Mutter Mein Kind zerteilen lassen mit dem Schwert? Nein, da? es lebe, will ich ihm entsagen.
DUNOIS. Wie Sire? Ist das die Sprache eines K?nigs? Gibt man so eine Krone auf? Es setzt Der Schlechtste deines Volkes Gut und Blut An seine Meinung, seinen Ha? und Liebe, Partei wird alles, wenn das blutge Zeichen Des B��rgerkrieges ausgehangen ist. Der Ackersmann verl??t den Pflug, das Weib Den Rocken, Kinder, Greise waffnen sich, Der B��rger z��ndet seine Stadt, der Landmann Mit eignen H?nden seine Saaten an, Um dir zu schaden oder wohlzutun Und seines Herzens Wollen zu behaupten. Nichts schont er selber und erwartet sich Nicht Schonung, wenn die Ehre ruft, wenn er F��r seine G?tter oder G?tzen k?mpft. Drum weg mit diesem weichlichen Mitleiden, Das einer K?nigsbrust nicht ziemt.--La? du Den Krieg ausrasen, wie er angefangen, Du hast ihn nicht leichtsinnig selbst entflammt. F��r seinen K?nig mu? das Volk sich opfern, Das ist das Schicksal und Gesetz der Welt. Der Franke wei? es nicht und wills nicht anders. Nichtsw��rdig ist die Nation, die nicht Ihr Alles freudig setzt an ihre Ehre.
KARL (zu den Ratsherren). Erwartet keinen anderen Bescheid. Gott sch��tz euch. Ich kann nicht mehr.
DUNOIS. Nun so kehre Der Siegesgott auf ewig dir den R��cken, Wie du dem v?terlichen Reich. Du hast Dich selbst verlassen, so verla? ich dich. Nicht Englands und Burgunds vereinte Macht, Dich st��rzt der eigne Kleinmut von dem Thron. Die K?nige Frankreichs sind geborne Helden, Du aber bist unkriegerisch gezeugt. (Zu den Ratsherren) Der K?nig gibt euch auf. Ich aber will In Orleans, meines Vaters Stadt, mich werfen, Und unter ihren Tr��mmern mich begraben. (Er will gehen. Agnes Sorel h?lt ihn auf)
SOREL (zum K?nig). O la? ihn nicht im Zorne von dir gehn! Sein Mund spricht rauhe Worte, doch sein Herz Ist treu wie Gold, es ist derselbe doch, Der warm dich liebt und oft f��r dich geblutet. Kommt, Dunois! Gesteht, da? Euch die Hitze Des edeln Zorns zu weit gef��hrt--Du aber Verzeih dem treuen Freund die heftge Rede! O kommt, kommt! La?t mich eure Herzen
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 34
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.