den Tag hinein,
weg. Und glaubt Er etwa, daß ich so verlegen mit dem meinigen bin?
Ich werde schon noch einen ehrlichen Mann dazu finden, ehe ich's vor
die Säue werfe.
Martin Krumm. Der Teufel, das verschnupft! Ich muß eine Prise Tabak
darauf nehmen.--Vielleicht geht es wieder mit dem Niesen fort.--(Er
zieht die entwende Dose hervor, spielt einige Zeit in den Händen damit,
und nimmt endlich, auf eine lächerlich hochmütige Art, eine Prise.)
Lisette (schielt ihn von der Seite an). Verzweifelt! wo bekömmt der
Kerl die Dose her?
Martin Krumm. Belieben Sie ein Prischen?
Lisette. Oh, Ihre untertänige Magd, mein Herr Vogt! (Sie nimmt.)
Martin Krumm. Was eine silberne Dose nicht kann!--Könnte ein
Ohrwürmchen geschmeidiger sein?
Lisette. Ist es eine silberne Dose?
Martin Krumm. Wann's keine silberne wäre, so würde sie Martin
Krumm nicht haben.
Lisette. Ist es nicht erlaubt, sie zu besehn?
Martin Krumm. Ja, aber nur in meinen Händen.
Lisette. Die Fasson ist vortrefflich.
Martin Krumm. Ja, sie wiegt ganzer fünf Lot.
Lisette. Nur der Fasson wegen möchte ich so ein Döschen haben.
Martin Krumm. Wenn ich sie zusammenschmelzen lasse, steht Ihnen
die Fasson davon zu Dienste.
Lisette. Sie sind allzu gütig!--Es ist ohne Zweifel ein Geschenk?
Martin Krumm. Ja, sie kostet mir nicht einen Heller.
Lisette. Wahrhaftig, so ein Geschenk könnte ein Frauenzimmer recht
verblenden! Sie können Ihr Glück damit machen, Herr Vogt. Ich
wenigstens würde mich, wenn man mich mit silbernen Dosen anfiele,
sehr schlecht verteidigen können. Mit so einer Dose hätte ein Liebhaber
gegen mich gewonnen Spiel.
Martin Krumm. Ich versteh's, ich versteh's!
Lisette. Da sie Ihnen so nichts kostet, wollte ich Ihnen raten, Herr Vogt,
sich eine gute Freundin damit zu machen--
Martin Krumm. Ich versteh's, ich versteh's!-Lisette (schmeichelnd).
Wollten Sie mir sie wohl schenken?--
Martin Krumm. O um Verzeihung!--Man gibt die silbernen Dosen jetzt
nicht mehr, so in den Tag hinein, weg. Und glaubt Sie denn, Jungfer
Lisette, daß ich so verlegen mit der meinigen bin? Ich werde schon
noch einen ehrlichen Mann dazu finden, ehe ich sie vor die Säue werfe.
Lisette. Hat man jemals eine dümmre Grobheit gefunden!--Ein Herz
einer Schnupftabaksdose gleich zu schätzen?
Martin Krumm. Ja, ein steinern Herz einer silbern Schnupftabaksdose--
Lisette. Vielleicht würde es aufhören, steinern zu sein, wenn--Doch alle
meine Reden sind vergebens--Er ist meiner Liebe nicht wert--Was ich
für eine gutherzige Närrin bin!--(will weinen) beinahe hätte ich
geglaubt, der Vogt wäre noch einer von den ehrlichen Leuten, die es
meinen, wie sie es reden--
Martin Krumm. Und was ich für ein gutherziger Narre bin, daß ich
glaube, ein Frauenzimmer meine es, wie sie es red't!--Da, mein
Lisettchen, weine Sie nicht!--(Er gibt ihr die Dose.)--Aber nun bin ich
doch wohl Ihrer Liebe wert?--Zum Anfange verlange ich nichts, als nur
ein Küßchen auf Ihre schöne Hand!--(Er küßt sie.) Ah, wie schmeckt
das!
Zwölfter Auftritt
Das Fräulein. Lisette. Martin Krumm.
Das Fräulein (sie kömmt dazu geschlichen, und stößt ihn mit dem
Kopfe auf die Hand). Ei! Herr Vogt,--küß Er mir doch meine Hand
auch!
Lisette. Daß doch!--
Martin Krumm. Ganz gern, gnädiges Fräulein--(Er will ihr die Hand
küssen.)
Das Fräulein (gibt ihm eine Ohrfeige). Ihr Flegel, versteht Ihr denn
keinen Spaß?
Martin Krumm. Den Teufel mag das Spaß sein!
Lisette. Ha! ha! ha! (Lacht ihn aus.) O ich bedaure Ihn, mein lieber
Vogt--Ha! ha! ha!
Martin Krumm. So? und Sie lacht noch dazu? Ist das mein Dank?
Schon gut, schon gut! (Gehet ab.)
Lisette. Ha! ha! ha!
Dreizehnter Auftritt
Lisette. Das Fräulein.
Das Fräulein. Hätte ich's doch nicht geglaubt, wenn ich's nicht selbst
gesehen hätte. Du läßt dich küssen? und noch dazu vom Vogt?
Lisette. Ich weiß auch gar nicht, was Sie für Recht haben, mich zu
belauschen? Ich denke, Sie gehen im Garten mit dem Fremden
spazieren.
Das Fräulein. Ja, und ich wäre noch bei ihm, wenn der Papa nicht
nachgekommen wäre. Aber so kann ich ja kein kluges Wort mit ihm
sprechen. Der Papa ist gar zu ernsthaft--
Lisette. Ei, was nennen Sie denn ein kluges Wort? Was haben Sie denn
wohl mit ihm zu sprechen, das der Papa nicht hören dürfte?
Das Fräulein. Tausenderlei!--Aber du machst mich böse, wo du mich
noch mehr fragst. Genug, ich bin dem fremden Herrn gut. Das darf ich
doch wohl gestehn?
Lisette. Sie würden wohl greulich mit dem Papa zanken, wenn er Ihnen
einmal so einen Bräutigam verschaffte? Und im Ernst, wer weiß, was er
tut. Schade nur, daß Sie nicht einige Jahre älter sind: es könnte
vielleicht bald zustande kommen.
Das Fräulein. Oh, wenn es nur am Alter liegt, so kann mich ja der Papa
einige Jahr älter machen. Ich werde ihm gewiß nicht widersprechen.
Lisette. Nein, ich weiß noch einen bessern Rat. Ich will Ihnen einige
Jahre von den meinigen geben, so ist uns allen beiden geholfen. Ich bin
alsdann nicht zu alt, und Sie nicht zu jung.
Das
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