Ihnen beschwerlich zu fallen-Der
Baron. Was soll ich ewig davon denken? Soll ich das Glück nicht
haben, Ihnen näher zu zeigen, daß Sie sich ein erkenntliches Herz
verbindlich gemacht haben? Oh! ich bitte Sie, fügen Sie zu Ihrer
Wohltat noch die andre hinzu, die mir ebenso schätzbar, als die
Erhaltung meines Lebens, sein wird; bleiben Sie einige Zeit
--wenigstens einige Tage bei mir; ich würde mir es ewig vorzuwerfen
haben, daß ich einen Mann, wie Sie, ungekannt, ungeehrt, unbelohnt,
wenn es anders in meinem Vermögen steht, von mir gelassen hätte. Ich
habe einige meiner Anverwandten auf heute einladen lassen, mein
Vergnügen mit ihnen zu teilen, und ihnen das Glück zu verschaffen,
meinen Schutzengel kennenzulernen.
Der Reisende. Mein Herr, ich muß notwendig-Das Fräulein. Dableiben,
mein Herr, dableiben! Ich laufe, Ihrem Bedienten zu sagen, daß er
wieder abpacken soll. Doch da ist er schon.
Achter Auftritt
Christoph (in Stiefeln und Sporen, und zwei Mantelsäcke unter den
Armen). Die Vorigen.
Christoph. Nun! mein Herr, es ist alles fertig. Fort! kürzen Sie Ihre
Abschiedsformeln ein wenig ab. Was soll das viele Reden, wenn wir
nicht dableiben können?
Der Baron. Was hindert euch denn, hierzubleiben?
Christoph. Gewisse Betrachtungen, mein Herr Baron, die den
Eigensinn meines Herrn zum Grunde, und seine Großmut zum
Vorwande haben.
Der Reisende. Mein Diener ist öfters nicht klug: verzeihen Sie ihm. Ich
sehe, daß Ihre Bitten in der Tat mehr als Komplimente sind. Ich ergebe
mich; damit ich nicht aus Furcht grob zu sein, eine Grobheit begehen
möge.
Der Baron. Oh! was für Dank bin ich Ihnen schuldig!
Der Reisende. Ihr könnt nur gehen, und wieder abpacken! Wir wollen
erst morgen fort.
Das Fräulein. Nu! hört Er nicht? Was steht Er denn da? Er soll gehn,
und wieder abpacken.
Christoph. Von Rechts wegen sollte ich böse werden. Es ist mir auch
beinahe, als ob mein Zorn erwachen wollte; doch weil nichts
Schlimmers daraus erfolgt, als daß wir hier bleiben, und zu essen und
zu trinken bekommen, und wohl gepflegt werden, so mag es sein!
Sonst laß ich mir nicht gern unnötige Mühe machen: wissen Sie das?
Der Reisende. Schweigt! Ihr seid zu unverschämt.
Christoph. Denn ich sage die Wahrheit.
Das Fräulein. Oh! das ist vortrefflich, daß Sie bei uns bleiben. Nun bin
ich Ihnen noch einmal so gut. Kommen Sie, ich will Ihnen unsern
Garten zeigen; er wird Ihnen gefallen.
Der Reisende. Wenn er Ihnen gefällt, Fräulein, so ist es schon so gut,
als gewiß.
Das Fräulein. Kommen Sie nur;--unterdessen wird es Essenszeit. Papa,
Sie erlauben es doch?
Der Baron. Ich werde euch sogar begleiten.
Das Fräulein. Nein, nein, das wollen wir Ihnen nicht zumuten. Sie
werden zu tun haben.
Der Baron. Ich habe jetzt nichts Wichtigers zu tun, als meinen Gast zu
vergnügen.
Das Fräulein. Er wird es Ihnen nicht übelnehmen: nicht wahr, mein
Herr? (Sachte zu ihm.) Sprechen Sie doch Nein. Ich möchte gern mit
Ihnen allein gehen.
Der Reisende. Es wird mich gereuen, daß ich mich so leicht habe
bewegen lassen, hierzubleiben, sobald ich sehe, daß ich Ihnen im
geringsten verhinderlich bin. Ich bitte also--
Der Baron. Oh! warum kehren Sie sich an des Kindes Rede?
Das Fräulein. Kind?--Papa!--beschämen Sie mich doch nicht so!--Der
Herr wird denken, wie jung ich bin!--Lassen Sie es gut sein; ich bin alt
genug, mit Ihnen spazieren zu gehen.--Kommen Sie!--Aber sehen Sie
einmal: Ihr Diener steht noch da, und hat die Mantelsäcke unter den
Armen.
Christoph. Ich dächte, das ginge nur den an, dem es sauer wird?
Der Reisende. Schweigt! Man erzeigt Euch zuviel Ehre--
Neunter Auftritt
Lisette. Die Vorigen.
Der Baron (indem er Lisetten kommen sieht). Mein Herr, ich werde
Ihnen gleich nachfolgen, wann es Ihnen gefällig ist, meine Tochter in
den Garten zu begleiten.
Das Fräulein. Oh! bleiben Sie so lange, als es Ihnen gefällt. Wir wollen
uns schon die Zeit vertreiben. Kommen Sie!
(Das Fräulein und der Reisende gehen ab.)
Der Baron. Lisette, dir habe ich etwas zu sagen!--
Lisette. Nu?
Der Baron (sachte zu ihr). Ich weiß noch nicht, wer unser Gast ist.
Gewisser Ursachen wegen mag ich ihn auch nicht fragen. Könntest du
nicht von seinem Diener--
Lisette. Ich weiß, was Sie wollen. Dazu trieb mich meine Neugierigkeit
von selbst, und deswegen kam ich hieher.--
Der Baron. Bemühe dich also,--und gib mir Nachricht davon. Du wirst
Dank bei mir verdienen.
Lisette. Gehen Sie nur.
Christoph. Sie werden es also nicht übelnehmen, mein Herr, daß wir es
uns bei Ihnen gefallen lassen. Aber ich bitte, machen Sie sich
meinetwegen keine Ungelegenheit; ich bin mit allem zufrieden, was da
ist.
Der Baron. Lisette, ich übergebe ihn deiner Aufsicht. Laß ihn an nichts
Mangel leiden. (Geht ab.)
Christoph. Ich empfehle mich also, Mademoisell, Dero gütigen
Aufsicht, die mich an nichts wird Mangel leiden lassen (will abgehen).
Zehnter Auftritt
Lisette. Christoph.
Lisette (hält ihn auf). Nein, mein Herr, ich kann es unmöglich
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