das?" fragte die andere neugierig.
Cangrande ��bersetzte flie?end: "Hier schlummert der M?nch Astorre neben seiner Gattin Antiope. Beide begrub Ezzelin."
"Der abscheuliche Tyrann!" rief die Empfindsame. "Gewi? hat er die beiden lebendig begraben lassen, weil sie sich liebten, und das Opfer noch in der Gruft geh?hnt, indem er es die Gattin des M?nches nannte. Der Grausame!"
"Kaum", meinte Dante. "Das hat sich in meinem Geiste anders gestaltet und ist auch nach der Geschichte unwahrscheinlich. Denn Ezzelin bedrohte wohl eher den kirchlichen Gehorsam als den Bruch geistlicher Gel��bde. Ich nehme das 'sepeliebat' in freundlicherem Sinne: er gab den beiden ein Begr?bnis."
"Recht", rief Cangrande freudig, "du denkst wie ich, Florentiner! Ezzelino war eine Herrschernatur und, wie sie einmal sind, etwas rauh und gewaltsam. Neun Zehntel seiner Frevel haben ihm die Pfaffen und das fabels��chtige Volk angedichtet." "M?chte dem so sein!" seufzte Dante. "Wo er ��brigens in meiner Fabel auftritt, ist er noch nicht das Ungeheuer, welches uns, wahr oder falsch, die Chronik schildert, sondern seine Grausamkeit beginnt sich nur erst zu zeichnen, mit einem Zug um den Mund sozusagen--"
"Eine gebietende Gestalt", vollendete Cangrande feurig das Bildnis, "mit gestr?ubtem, schwarzem Stirnhaar, wie du ihn in deinem zw?lften Gesang als einen Bewohner der H?lle malst. Woher hast du dieses schwarzhaarige Haupt?"
"Es ist das deinige", versetzte Dante k��hn, und Cangrande f��hlte sich geschmeichelt.
"Auch die ��brigen Gestalten der Erz?hlung", fuhr er mit l?chelnder Drohung fort, "werde ich, ihr gestattet es?"--und er wendete sich gegen die Umsitzenden--"aus eurer Mitte nehmen und ihnen eure Namen geben: euer Inneres lasse ich unangetastet, denn ich kann nicht darin lesen."
"Meine Miene gebe ich dir preis", sagte gro?artig die F��rstin, deren Gleichg��ltigkeit zu weichen begann.
Ein Gemurmel der h?chsten Aufregung lief durch die Zuh?rer, und: "Deine Geschichte, Dante!" raunte es von allen Seiten, "deine Geschichte!"
"Hier ist sie", sagte dieser und erz?hlte.
"Wo sich der Gang der Brenta in einem schlanken Bogen der Stadt Padua n?hert, ohne diese jedoch zu ber��hren, glitt an einem himmlischen Sommertag unter ged?mpftem Fl?tenschall eine bekr?nzte, von festlich Gekleideten ��berf��llte Barke auf dem schnellen, aber ruhigen Wasser. Es war die Brautfahrt des Umberto Vicedomini und der Diana Pizzaguerra. Der Paduaner hatte sich seine Verlobte aus einem am obern Lauf des Flusses gelegenen Kloster geholt, wohin, kraft einer alten st?dtischen Sitte, M?dchen von Stand vor ihrer Hochzeit zum Behufe frommer ��bungen sich zur��ckzuziehen pflegen. Sie sa? in der Mitte der Barke auf einem purpurnen Polster zwischen ihrem Br?utigam und den drei bl��henden Knaben seines ersten Bettes. Umberto Vicedomini hatte vor f��nf Jahren, da die Pest in Padua w��tete, das Weib seiner Jugend begraben und, obwohl in der Kraft der M?nnlichkeit stehend, nur schwer und widerwillig, auf das t?gliche Dr?ngen eines alten und siechen Vaters, zu diesem zweiten Ehebund sich entschlossen.
Mit eingezogenen Rudern fuhr die Barke, dem Willen des Stromes sich ��berlassend. Die Bootsknechte begleiteten die sanfte Musik mit einem halblauten Gesang. Da verstummten beide. Aller Augen hatten sich nach dem rechten Ufer gerichtet, an welchem ein gro?er Reiter seinen Hengst b?ndigte und mit einer weiten Geb?rde nach der Barke her��ber gr��?te. Scheues Gemurmel durchlief die Reihen der Sitzenden. Die Ruderer rissen sich die roten M��tzen vom Kopf, und das ganze Fest erhob sich in Furcht und Ehrerbietung, auch der Br?utigam, Diana und die Knaben. Untert?nige Geb?rden, gr��?ende Arme, halbgebogene Knie wendeten sich gegen den Strand mit einem solchen Ungest��m und ��berma? der Bewegung, da? die Barke aus dem Gleichgewicht kam, sich nach rechts neigte und pl?tzlich ��berwog. Ein Schrei des Entsetzens, ein drehender Wirbel, eine leere Strommitte, die sich mit Auftauchenden, wieder Versinkenden und den schwimmenden Kr?nzen der verungl��ckten Barke bev?lkerte. Hilfe war nicht ferne, denn wenig weiter unten lag ein kleiner Port, wo Fischer und F?hrleute hausten und heute auch die Rosse und S?nften warteten, welche die Gesellschaft, die jetzt im Strom unterging, vollends nach Padua h?tten bringen sollen.
Die zwei ersten der rettenden K?hne strebten sich von den entgegengesetzten Ufern zu. In dem einen stand neben einem alten Fergen mit struppigem Bart Ezzelin, der Tyrann von Padua, der unschuldige Urheber des Verderbens, in dem andern, vom linken Ufer kommenden ein junger M?nch und sein F?hrmann, welcher den staubigen Waller ��ber den Strom stie? gerade in dem Augenblick, da sich darauf das Unheil zutrug. Die beiden Boote erreichten sich. Zwischen ihnen schwamm im Flusse etwas wie eine F��lle blonden Haares, in das der M?nch entschlossen hineingriff, knielings, mit weit ausgestrecktem Arme, w?hrend sein Schiffer aus allen Kr?ften sich auf die andere Seite des Nachens zur��ckstemmte. An einer dicken Str?hne hob der M?nch ein Haupt, das die Augen geschlossen hielt, und dann, mit Hilfe des dicht herangekommenen Ezzelin, die Last eines von triefendem Gewand beschwerten Weibes aus der Str?mung. Der Tyrann war von seinem Nachen in den andern gesprungen und betrachtete jetzt das entseelte Haupt, das einen Ausdruck von Trotz und Ungl��ck trug, mit einer Art von Wohlgefallen, sei es an den gro?en Z��gen desselben,
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