mir!' lallte er.
'Könnte ich! Dürfte ich!' seufzte der Mönch. 'Bei allen Heiligen, Vater,
denke an die Ewigkeit! Laß das Irdische! Deine Stunde ist da!'
Diese verhallte Weigerung entzündete das letzte Leben des Vicedomini
zur lodernden Flamme. 'Ungehorsamer! Undankbarer!' zürnte er.
Astorre winkte den Priestern.
'Bei allen Teufeln', raste der Alte, 'laßt mich zufrieden mit eurem
Geknete und Gesalbe! Ich habe nichts zu verspielen, ich bin schon ein
Verdammter und bliebe es mitten im himmlischen Reigen, wenn mein
Sohn mich mutwillig verstößt und meinen Lebenskeim verdirbt!'
Der entsetzte Mönch, durch dieses grause Lästern im Tiefsten
erschüttert, sah seinen Vater unwiderruflich der ewigen Unseligkeit
anheimfallen. So meinte er und war fest davon überzeugt, wie ich es an
seiner Stelle auch gewesen wäre. Er warf sich vor dem Sterbenden in
dunkler Verzweiflung auf die Knie und flehte unter stürzenden Tränen:
'Herr, ich beschwöre Euch, habt Erbarmen mit Euch und mit mir!'
'Laß den Schlaukopf seiner Wege gehen!', raunte der Tyrann. Der
Mönch vernahm es nicht.
Wieder gab er den erstaunten Priestern ein Zeichen, und die
Sterbelitanei wollte beginnen.
Da kauerte sich der Alte zusammen wie ein trotziges Kind und
schüttelte das graue Haupt.
'Laß den Arglistigen seine Straße ziehen!' mahnte Ezzelin lauter.
--'Vater, Vater!' schluchzte der Mönch, und seine Seele zerfloß in
Mitleid.
'Erlauchter Herr und christlicher Bruder', fragte jetzt ein Priester mit
unsicherer Stimme, seid Ihr in der Verfassung, Euern Schöpfer und
Heiland zu empfangen?'
Der Alte schwieg.
'Steht Ihr fest im Glauben an die Heilige Dreifaltigkeit? Antwortet mir,
Herr!' fragte der Geistliche zum andern Male und wurde bleich wie ein
Tuch, denn: 'Geleugnet und gelästert sei sie!' rief der Sterbende mit
starker Stimme, gelästert und--'
'Nicht weiter!' schrie der Mönch und war aufgesprungen. 'Ich bin Euch
zu Willen, Herr! Machet mit mir, was Ihr wollt! Nur daß Ihr Euch nicht
in die Flammen stürzet!'
Der Alte seufzte wie nach einer schweren Anstrengung. Dann blickte er
erleichtert, ich hätte fast gesagt vergnügt, um sich. Er ergriff mit
tastender Hand den blonden Schopf Dianas, zog das sich von den
Knien erhebende Weib in die Höhe, nahm ihre Hand, die sich nicht
weigerte, öffnete die gekrampfte des Mönches und legte beide
zusammen.
'Gültig! vor dem hochheiligen Sakrament!' frohlockte er und segnete
das Paar. Der Mönch widersprach nicht, und Diana schloß die Augen.
'Jetzt rasch, ehrwürdige Väter?' drängte der Alte, 'es eilt, wie ich meine,
und ich bin in christlicher Verfassung.'
Der Mönch und seine Braut wollten hinter die priesterliche Schar
zurücktreten. 'Bleibt', murmelte der Sterbende, 'bleibt, daß euch meine
getrösteten Augen zusammen sehen, bis sie brechen!' Astorre und
Diana, kaum einige Schritte zurückweichend, mußten mit vereinigten
Händen vor dem erlöschenden Blick des hartnäckigen Greises
verharren.
Dieser murmelte eine kurze Beichte, empfing die letzte Zehrung und
verschied, während sie ihm die Sohlen salbten und der Priester den
schon tauben Ohren jenes großartige: 'Brich auf, christliche Seele!'
zurief. Das gestorbene Antlitz trug den deutlichen Ausdruck
triumphierender List.
Der Tyrann hatte, während ringsum alles auf den Knien lag, die heilige
Handlung sitzend und mit ruhiger Aufmerksamkeit betrachtet, etwa wie
man eine fremde Sitte beschaut oder wie ein Gelehrter das auf einem
Sarkophag abgebildete Opfer eines alten Volkes besichtigt. Er näherte
sich dem Toten und drückte ihm die Augen zu.
Dann wendete er sich gegen Diana. 'Edle Frau', sagte er, 'ich denke, wir
gehen nach Hause. Eure Eltern, wenn auch von Eurer Rettung
unterrichtet, werden nach Euch verlangen. Auch tragt Ihr ein Gewand
der Niedrigkeit, das Euch nicht kleidet.'
'Fürst, ich danke und folge Euch', erwiderte Diana, ließ aber ihre Hand
in der des Mönches ruhen, dessen Blick sie bis jetzt gemieden hatte.
Nun schaute sie dem Gatten voll ins Gesicht und sprach mit einer tiefen,
aber wohlklingenden Stimme, während ihre Wangen sich mit dunkler
Glut bedeckten: 'Mein Herr und Gebieter, wir durften die Seele des
Vaters nicht umkommen lassen. So wurde ich Euer. Haltet mir bessere
Treue als dem Kloster. Euer Bruder hat mich nicht geliebt. Vergebet
mir, wenn ich so rede: ich sage die einfache Wahrheit. Ihr werdet an
mir ein gutes und gehorsames Weib besitzen. Doch habe ich zwei
Eigenschaften, welche Ihr schonen müßt. Ich bin jähzornig, wenn man
mir Recht oder Ehre antastet, und darin peinlich, daß man mir nichts
versprechen darf, ohne es zu halten. Schon als Kind habe ich das
schwer oder nicht gelitten. Ich bin von wenig Wünschen und verlange
nichts über das Alltägliche hinaus; nur wo mir einmal etwas gezeigt
und zugesagt wurde, da bedarf ich der Erfüllung, sonst verliere ich den
Glauben und kränke mich schwerer als andere Frauen über das Unrecht.
Doch wie darf ich so zu Euch reden, mein Herr und Gebieter, den ich
kaum kenne? Laßt mich verstummen. Lebt wohl, mein Gemahl, und
gebt mir neun Tage, Euern Bruder zu betrauern.' Jetzt löste sie langsam
die Hand aus der seinigen und verschwand mit dem Tyrannen.
Inzwischen hatte
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