sprach er sich im Allgemeinen Anzeiger aus -- Preu?en stellt ja den Grundsatz der Gegenseitigkeit an die Spitze seines Gesetzes und erkl?rt sich bereit zu Vertr?gen mit den Nachbarn. Der treffliche Mann hatte einst in Hamburg noch zu den Fü?en des alten Büsch(16) gesessen und sich dort eine freie Ansicht vom Welthandel gebildet, welche der binnenl?ndischen Kleinlebigkeit der Mehrzahl seiner Standesgenossen noch ganz fremd war. Ihn wurmte die kindliche Unmündigkeit dieser Gesch?ftswelt, die so gar nichts tat, um sich das Joch einer widersinnigen Handelsgesetzgebung vom Nacken zu schütteln. Schon seit Jahren trug er sich mit dem Gedanken eines Bundes der deutschen Fabrikanten zur Vertretung ihrer gemeinsamen Interessen. Dann stiftete er in seiner Vaterstadt unter dem Namen Innungshalle eine Handelskammer und eine rasch aufblühende Handelsschule. Endlich fand er ein weites Gebiet fruchtbarer T?tigkeit in dem Versicherungswesen, das noch ganz in der Botm??igkeit des Auslandes stand. Fast an allen gr??eren deutschen Pl?tzen unterhielt der m?chtige Londoner Ph?nix seine Agenturen und beutete die Deutschen durch unbillige Pr?mien aus, da die kleinen heimischen Versicherungsgesellschaften, die in einzelnen St?dten des Nordens bestanden, ihre Wirksamkeit auf die Vaterstadt beschr?nkten. Da wendete sich Arnoldi (1819) an die Nation mit der Frage, wie lange sie noch ihr Geld in die englische Sparbüchse legen wolle, und entwarf den Plan für eine deutsche, das gesamte Vaterland umfassende, auf Gegenseitigkeit beruhende Feuerversicherungsbank. Zwei Jahre darauf trat diese Anstalt zu Gotha ins Leben, der erste Anfang der gro?artigen Entwicklung unseres nationalen Versicherungswesens. Der allgemeine Ha? gegen Englands Handelsherrschaft kam dem kühnen Unternehmer zustatten. überall im Binnenlande schalt man auf England und die Hansest?dte, die den Süddeutschen nur als englische Kontore galten; der wieder erwachende Napoleonskultus und die franz?sischen Sympathien der Liberalen des Südens wurden durch solche erregte Stimmungen gef?rdert. über die Waffen freilich, welche den deutschen Gewerbeflei? vor einer erdrückenden ausl?ndischen Mitwerbung sichern konnten, hatten die wenigsten auch nur nachgedacht. Nur soviel schien allen unzweifelhaft, da? s?mtliche neu eingeführte Z?lle sofort wieder aufgehoben und die im Artikel 19 der Bundesakte verhei?ene Verkehrsfreiheit durch den Bundestag angeordnet werden müsse.
Selbst jener hochherzige, geistvolle Agitator, der mit dem ganzen Ungestüm seiner Tatkraft gegen die Binnenmauten auftrat, auch Friedrich List, teilte den allgemeinen Irrtum. Wie G?rres(17) einst im Rheinischen Merkur die Idee der politischen Macht und Einheit des Vaterlandes vertrat, so verfocht List die Idee der handelspolitischen Einheit -- eine verwandte Natur, feurig, hochbegeistert, ein Meister der bewegten Rede, voll tiefer und echter Leidenschaft, leicht hingerissen zu phantastischen Verirrungen. Ein echter Reichsst?dter, war er im freiheitsstolzen Reutlingen aufgewachsen, unter ewigen H?ndeln mit den württembergischen Schreibern; er z?hlte zu jenen geborenen K?mpfern, denen das Schicksal immer neuen Hader sendet, auch wenn sie den Streit nicht suchen. Seine Mutter, seinen einzigen Bruder sah er pl?tzlich sterben infolge der Roheit brutaler Beamten; und als er dann selber einige Jahre in der geistt?tenden Scheint?tigkeit der württembergischen Schreibstuben verbracht hatte, da ward sein Ha? gegen die Herrschaft des rheinbündischen Beamtentums grenzenlos, und er setzte sich zum Ziele seines Lebens, den Bürger und Bauersmann zur Selbstt?tigkeit zu erwecken, ihn aufzukl?ren über seine n?chsten Interessen, die Volkswirtschaftslehre von den Formeln des Katheders zu befreien und sie die Sprache des Volkes reden zu lassen. Schon durch die Geburt ein Deutscher schlechtweg, gleich dem Reichsritter Stein, ging er mit seinen kühnen Entwürfen sogleich über die Grenzen der schw?bischen Heimat hinaus, so da? er den verschwiegerten und verschw?gerten Württembergern bald als ein wildfremder St?renfried verd?chtig wurde: eine neue Zeit handelspolitischer Gr??e, dauerhafter als einst die Herrlichkeit der Hansa, sollte dem deutschen Vaterlande tagen. Eine seltene Kunst, die Massen zu befeuern und zu erregen, stand ihm zu Gebote, ein agitatorisches Talent, dessengleichen unsere an gro?en Demagogen so arme Geschichte seither nur noch zweimal, in Robert Blum(18) und Lassalle(19) gesehen hat. Im April 1819 stiftete List mit mehreren Industriellen der Kleinstaaten, Miller aus Immenstadt, Schnell aus Nürnberg, E. Weber aus Gera den Verein deutscher Kaufleute und Fabrikanten, dem sich bald die Mehrzahl der gro?en Firmen in Süd- und Mitteldeutschland anschlo?, und legte rasch entschlossen seine Tübinger Professur nieder, da die württembergische Regierung das Amt eines Konsulenten des Handelsvereins als unvertr?glich mit der Beamtenwürde betrachtete.
Der neue Handelsverein richtete sogleich an den Bundestag eine Bittschrift um Ausführung des Artikels 19, Beseitigung aller Binnenmauten und Erla? eines deutschen Zollgesetzes, das den Z?llen des Auslandes mit strengen Retorsionen begegnen sollte, bis sich ganz Europa über allgemeine Handelsfreiheit verst?ndigt h?tte -- denn noch bekannte sich List, gleich den meisten Süddeutschen jener Zeit, im Grundsatz zu den Lehren des Freihandels. In Frankfurt abgewiesen, bestürmte List sodann die H?fe, die Gesch?ftsm?nner und wen nicht sonst mit seinen Gesuchen, gei?elte in seiner Zeitschrift dem ?Organ des deutschen Handels- und Gewerbestandes?, unermüdlich und unerbittlich die Gebrechen deutscher Handelspolitik. Also hat er in rastloser Arbeit mehr als irgendeiner der Zeitgenossen dazu beigetragen, da? die überzeugung von der Unhaltbarkeit des Bestehenden tief in die Nation drang. Gro?e verwegene Tr?ume,
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