Die Erziehung des
Menschengeschlechts
by
Gotthold Ephraim Lessing
The Project Gutenberg EBook of Die Erziehung des
Menschengeschlechts
by Gotthold Ephraim Lessing #9 in our series by Gotthold Ephraim
Lessing
Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the
copyright laws for your country before downloading or redistributing
this or any other Project Gutenberg eBook.
This header should be the first thing seen when viewing this Project
Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the
header without written permission.
Please read the "legal small print," and other information about the
eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is
important information about your specific rights and restrictions in how
the file may be used. You can also find out about how to make a
donation to Project Gutenberg, and how to get involved.
**Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts**
**eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since
1971**
*****These eBooks Were Prepared By Thousands of
Volunteers!*****
Title: Die Erziehung des Menschengeschlechts
Author: Gotthold Ephraim Lessing
Release Date: October, 2005 [EBook #9160] [Yes, we are more than
one year ahead of schedule] [This file was first posted on September 9,
2003]
Edition: 10
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE
ERZIEHUNG DES ***
Produced by Delphine Letttau. The book content was graciously
contributed by the Gutenberg Projekt-DE.
This book content was graciously contributed by the Gutenberg
Projekt-DE. That project is reachable at the web site
http://gutenberg.spiegel.de/.
Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg
Projekt-DE" zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der
Internet-Adresse http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar.
Die Erziehung des Menschengeschlechts
Gotthold Ephraim Lessing
Haec omnia inde esse quibusdam vera, unde in quibusdam falsa sunt.
Augustinus.
Herausgegeben von Gotthold Ephraim Lessing Berlin, 1780
Vorbericht des Herausgebers.
Ich habe die erste Hälfte dieses Aufsatzes in meinen Beyträgen bekannt
gemacht. Itzt bin ich im Stande, das Uebrige nachfolgen zu lassen.
Der Verfasser hat sich darum auf einen Hügel gestellt, von welchem er
etwas mehr, als den vorgeschriebenen Weg seines heutigen Tages zu
übersehen glaubt.
Aber er ruft keinen eilfertigen Wanderer, der nur das Nachtlager bald
zu erreichen wünscht, von seinem Pfade. Er verlangt nicht, daß die
Aussicht, die ihn entzücket, auch jedes andere Auge entzücken müsse.
Und so, dächte ich, könnte man ihn ja wohl stehen und staunen lassen,
wo er steht und staunt!
Wenn er aus der unermeßlichen Ferne, die ein sanftes Abendroth
seinem Blicke weder ganz verhüllt noch ganz entdeckt, nun gar einen
Fingerzeig mitbrachte, um den ich oft verlegen gewesen!
Ich meyne diesen.--Warum wollen wir in allen positiven Religionen
nicht lieber weiter nichts, als den Gang erblicken, nach welchem sich
der menschliche Verstand jedes Orts einzig und allein entwickeln
können, und noch ferner entwickeln soll; als über eine derselben
entweder lächeln, oder zürnen? Diesen unsern Hohn, diesen unsern
Unwillen, verdiente in der besten Welt nichts: und nur die Religionen
sollten ihn verdienen? Gott hätte seine Hand bey allem im Spiele: nur
bey unsern Irrthümern nicht?
§. 1.
Was die Erziehung bey dem einzeln Menschen ist, ist die Offenbarung
bey dem ganzen Menschengeschlechte.
§. 2.
Erziehung ist Offenbarung, die dem einzeln Menschen geschieht: und
Offenbarung ist Erziehung, die dem Menschengeschlechte geschehen
ist, und noch geschieht.
§. 3.
Ob die Erziehung aus diesem Gesichtspunkte zu betrachten, in der
Pädagogik Nutzen haben kann, will ich hier nicht untersuchen. Aber in
der Theologie kann es gewiß sehr großen Nutzen haben, und viele
Schwierigkeiten heben, wenn man sich die Offenbarung als eine
Erziehung des Menschengeschlechts vorstellet.
§. 4.
Erziehung giebt dem Menschen nichts, was er nicht auch aus sich selbst
haben könnte: sie giebt ihm das, was er aus sich selber haben könnte,
nur geschwinder und leichter. Also giebt auch die Offenbarung dem
Menschengeschlechte nichts, worauf die menschliche Vernunft, sich
selbst überlassen, nicht auch kommen würde: sondern sie gab und giebt
ihm die wichtigsten dieser Dinge nur früher.
§ 5.
Und so wie es der Erziehung nicht gleichgültig ist, in welcher Ordnung
sie die Kräfte des Menschen entwickelt; wie sie dem Menschen nicht
alles auf einmal beibringen kann: eben so hat auch Gott bey seiner
Offenbarung eine gewisse Ordnung, ein gewisses Maaß halten müssen.
§. 6.
Wenn auch der erste Mensch mit einem Begriffe von einem Einigen
Gotte sofort ausgestattet wurde: so konnte doch dieser mitgetheilte, und
nicht erworbene Begriff, unmöglich lange in seiner Lauterkeit bestehen.
Sobald ihn die sich selbst überlassene menschliche Vernunft zu
bearbeiten anfing, zerlegte sie den Einzigen Unermeßlichen in mehrere
Ermeßlichere, und gab jedem dieser Theile ein Merkzeichen.
§. 7.
So entstand natürlicher Weise Vielgötterey und Abgötterey. Und wer
weiß, wie viele Millionen Jahre sich die menschliche Vernunft noch in
diesen Irrwegen würde herumgetrieben haben; ohngeachtet überall und
zu allen Zeiten einzelne Menschen erkannten, daß es Irrwege waren:
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.