dr?ngte ihn hinein und zog die Tür hinter ihm fest an; dann h?rte er, wie sie eilig durch die Hintertür auf die Wiese ging. Er aber, allein gelassen in seinem Gef?ngnis, konnte sich zuerst einer starken Aufregung und Beklommenheit nicht erwehren. Bald jedoch gewann der Reiz des Abenteuers die Oberhand, und er überlegte, wie er sich in allen m?glichen F?llen zu benehmen haben würde. W?hrenddem sah er sich unter den mancherlei fremdartigen Dingen um; das einfache Radwerk musterte er, die gro?en Siebe und Bütten, die Mühlsteine der verschiedensten Gr??e, die an der Wand lehnten. Dort im Winkel war Tommasos Bett aufgeschlagen, ein Gebetbuch lag auf der Decke, ein Weihkessel hing zu H?upten an der Wand. Alles Licht, was in die Kammer fiel, drang von der Seite des Mühlenrades durch gro?e ?ffnungen herein, durch die man in die Speichen sah und auf das jenseitige Felsenufer der Schlucht. Aber auch in der Wand, die den Mühlenraum von dem mittleren Gemach schied, entdeckte er bald eine ?ffnung, die ihn den gr??ten Teil desselben überschauen lie?. Hier fa?te er Posto und wartete mit wachsender Spannung der Dinge, die kommen würden.
Nicht lange, so traten von der Wiese her die Geschwister ins Haus. Er sah Tommasos Gesicht unter einer Fülle schwarzer Lockenhaare, von einer zwillingshaften ?hnlichkeit mit den Zügen der Schwester. Eine tief zurückgehaltene Bewegung belebte jeden Muskel und gl?nzte unheimlich aus den finstern Augen. Die Jacke glitt ihm von der Schulter, ohne da? er es bemerkte; lange stand er mit gekreuzten Armen am Tisch und nickte zuweilen mit der hohen Stirn, als h?rte er der Schwester aufmerksam zu, die seinen Arm gefa?t hatte und mit heftigem Flüstern, für den Deutschen unvernehmbar, zu ihm redete. Aber seine Gedanken schienen abwesend zu sein. Zuweilen zuckte seine volle Unterlippe; doch schwieg er w?hrend der ganzen Zeit. Er konnte nicht über drei?ig Jahre alt sein; eine herrlichere M?nnergestalt entsann sich der Sp?her in der Mühlkammer nie gesehen zu haben.
Da klopfte es an der ?u?eren Tür. Im Nu flog Teresa von des Bruders Seite fort auf einen Sessel am Herd, an den der Spinnrocken gelehnt stand. Als Tommaso, der seine Stellung nicht verlie?, herein! rief und die Tür sich auftat, schwang Teresa den Rocken und schien schon eine Stunde so gesessen zu haben. Auch ihr Gesicht war kalt und gelassen.
Mit einigem Z?gern trat die blonde Frau herein und machte sich, w?hrend sie den ersten Gru? sagte, mit ihrer Kleidung zu schaffen, offenbar um ihre Erregung zu verbergen. Sie schüttelte vom Saum ihres Rockes die Tropfen ab, warf die Schuhe nieder und zog sie leicht an die nackten Fü?e. Jede Bewegung war weich, anmutig, halb bewu?t, halb natürlich reizvoll. Das Gesicht, erhitzt vom Wege, glühte über und über, und die schwarze Kleidung lie? die Zartheit ihrer Farben und das matte Blond des Haars in diesem südlichen Lande um so wundersamer erscheinen. Sie war kleiner als Teresa, voller und schmiegsamer, rascher, wenn sie sich bewegte. Aber die braunen Augen trugen alles Feuer des neapolitanischen Himmels in sich.
Guten Abend, Teresa! Wie geht's, Tommaso? sagte sie.
Ihr seid's, Lucia? erwiderte das M?dchen. Was führt Euch von Neapel herüber in unsere Einsamkeit?
Nehmt Platz, Lucia, und seid willkommen, sagte der Bruder, ohne sich ihr irgend zu n?hern.
Sie folgte der Aufforderung und setzte sich ans Fenster, immer noch mit ihrer Kleidung besch?ftigt. Ich hatte in Carotta zu tun, fing sie wieder an, indem sie den Strohhut abnahm und ihr Haar aus der Stirn strich. Da dacht' ich, ehe ich wieder heimfuhr, Euch zu besuchen, Teresa. Der Weg hier herauf ist schlecht; wir hatten b?ses Wetter.
Für die Mühle war es gut, sagte Teresa kurz.
Lucia lie? ihre Augen im Gemach herumgehen und leicht über Tommasos Gesicht gleiten, der in scheinbarer Gleichgültigkeit mit einem Stück Kreide, das auf dem Tisch gelegen, einen Strich neben den andern malte. Die drei Menschen wu?ten, da? entscheidende Worte fallen sollten, und jeder wollte dem andern den Eingang dazu überlassen.
Bring doch ein Glas Wein für Lucia! sagte Tommaso jetzt, ohne die Schwester anzublicken.--Teresa spann eifrig fort. Die Fremde sprach nach einigem Zaudern: Lasset den Wein; ich habe nicht lange Zeit zu bleiben. Der Abend sinkt herein und mein Boot wartet auf mich an der Marina von Carotta; denn ich will auf die Nacht nach Neapel zurück. Wie lange haben wir uns nicht gesehen! Warum kommt Ihr nie nach Neapel herüber, Teresa? Der Winter mu? hart sein hier in der Schlucht.
Keine Zeit ist mir hart mit meinem Bruder zusammen, entgegnete das M?dchen. Und was hab' ich in Neapel zu suchen? Es zieht mich zu niemand dort, zu niemand.
Wieder schwiegen sie alle. Endlich wandte der Mann sich nach der Schwester und sagte ruhig: Hast du dem Tier den Stall gemacht für die Nacht, Teresa!
Sie zuckte zusammen, denn sie verstand den Wink. Aber wie sie aufsah, erkannte sie an seinem festen Blick, da? es des Bruders Wille war; sie
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