Gesicht. Dann entfernt sie sich rasch
von ihr, sie immer starr betrachtend und nähert sich der Amme.)
Medea. Gora!
Gora. Frau?
Medea. Heiß sie gehn!
Gora. So willst du--
Medea. Heiß sie gehn!
Gora
(winkt Peritten mit der Hand Entfernung zu). (Peritta hält flehend ihr
die Hände entgegen.) (Gora winkt ihr beruhigend zu, sich zu entfernen.)
(Peritta von zwei Mädchen geführt, ab.)
Medea (unterdessen). Ah!--es ist heiß hier.--Schwüle Luft.
(Reißt gewaltsam den Gürtel entzwei und wirft ihn weg.)
Gora. Sie ist fort!.
Medea (zusammenfahrend). Fort?
Gora. Peritta ist fort.
Medea. Gora!
Gora. Gebieterin!
Medea (halblaut, sie bei Seite führend). Warst du zugegen heut Nacht?
Gora. Wo?
Medea (Sieht ihr fremd ins Gesicht.)
Gora. Ah hier? Freilich!
Medea (mit freudeglänzenden Blicken). Ich sage dir es war ein Gott!
Gora. Ein Gott?
Medea. Ich habe lange darüber nachgedacht, Nachgedacht und
geträumt die lange Nacht, Aber 's war ein Himmlischer, des bin ich
gewiß. Als er mit einemmal dastand, zürnenden Muts,
Hochaufleuchtend, einen Blitz in der Hand Und zwei andre im
flammenden Blick, Da fühlt' ich's am Sinken des Muts, an meiner
Vernichtung, Daß ihn kein sterbliches Weib gebar.
Gora. Wie? so--
Medea. Du hast mir wohl selbst erzählet, Oft, daß Menschen, die nah
dem Sterben, (Heimdar) sich zeige, der furchtbare Gott, Der die Toten
führt in die schaurige Tiefe. Sieh, der war es glaub' ich, o Gora!
(Heimdar) war es, der Todesgott. Bezeichnet hat er sein dunkles Opfer,
Bezeichnet mich mit dem ladenden Kuß Und Medea wird sterben,
hinuntergehn Zu den Schatten der schweigenden Tiefe. Glaub' mir, ich
fühle das, gute Gora, An diesem Bangen, an diesem Verwelken der
Sinne, An dieser Grabessehnsucht fühl' ich es, Daß mir nicht fern das
Ende der Tage!
Gora. Was hat deinen Sinn so sehr umwölkt, Daß du trüb schaust, was
klar und deutlich? Ein Mensch war's, ein Übermüt'ger, ein Frecher Der
hier eindrang
Medea (zurückfahrend). Ha!
Gora. Der die Nacht benützend--
Medea. Schweig!
Gora. Deine Angst
Medea. Verruchte schweig.
Gora. Schweigen kann ich wenn du's gebietest, Einst mein Pflegling,
jetzt meine Frau. Aber drum ist's nicht anders als ich sagte.
Medea. Sieh wie du albern bist und töricht! Wie käm' ein Fremder in
diese Mauern? Wie hätt' ein Sterblicher sich erfrecht, Zu drängen sich
vor Medeas Antlitz, Sie zu sprechen, ihr zu drohn, mit seinen Lippen--
Geh Unselige, geh Daß ich dich nicht töte, Nicht räche deine Torheit
An deinem Leben. Ein Sterblicher? Scham und Schmach! Entferne dich,
Verräterin! Geh! sonst trifft dich mein Zorn.
Gora. Ich rede was ist und nicht was du willst. Gehn soll ich? ich gehe.
Medea. Gora, bleib! Hast du kein freundlichs Wort, du Gute? Fühlst du
denn nicht, so ist's so muß es sein, (Heimdar) war es, der stille Gott,
Und nun kein Wort mehr, kein Wort, o Gora!
(Wirft sich ihr an den Hals und verschließt mit ihrem Munde Goras
Lippen.)
(Nach einer Pause.)
Medea. Horch!
Gora. Tritte nahen!
Medea. Man kommt! Fort!
Gora. Bleib! Dein Bruder ist's und dein Vater! Sieh! Aietes und
Absyrtus (stürzen herein.)
Aietes. Entkommen ist er, des trägst du die Schuld!
(Zu Medeen.)
Warum hemmtest den Streich des Bruders, Da er ihn töten wollte, den
Frevler?
Absyrtus. Vater, scheltet sie nicht darum War doch angstvoll und bang
ihre Seele! Denkt! ein Fremder, allein, bei Nacht, Eingedrungen in ihre
Kammer; Sollte sie da nicht zagen, Vater? Und nicht weiß die Furcht
was sie tut. Doch der Grieche--
Medea. Grieche?
Aietes. Wer sonst? Einer der Fremden war's, der Hellenen, Die
gekommen an Kolchis' Küste, Argonauten, auf Argo dem Schiff, Zu
verwüsten unsere Täler Und zu rauben unser Gut.
Medea
(Goras Hand fassend). Gora!
Gora. Siehst du? es ist so, wie ich sagte.
Absyrtus. Übermütig sind sie und stark Ja, bei Peronto! Stark und kühn!
Setzt' ich nicht nach ihm, ich und die Meinen Hart ihn drängend, nach
auf den Fersen? Aber er führte in Kreisen sein Schwert Keiner von uns
kam ihm nah zu Leibe. Jetzt zum Strom gekommen, warf er Raschen
Sprungs sich hinein. Dumpf ertönte die Gegend dem Sturze, Hoch auf
spritzten die schäumenden Wasser Und er verschwand in umhüllende
Nacht.
Aietes. Ist er entkommen dieses Mal Fürder soll es ihm nicht gelingen!
Die kühnen Fremdlinge stolz und trotzig Haben Zweisprach begehrt
mit mir. Zugesagt hab' ich's, den Groll verbergend Den tödlichen Haß
in der tiefen Brust Aber gelingt mir, was ich sinne, Und bist du mir
gewärtig mit deiner Kunst, So soll sie der frevelnde Mut gereuen, So
endet der Streit noch eh er begann. Auf Medea, komm! Mach' dich
fertig Gut zu machen, was du gefehlet Und zu rächen die eigene
Schmach (Deine) Sache ist's nun geworden Haben sie doch an dir auch
gefrevelt, Gefrevelt durch jenes Kühnen Tat, Denn wahr ist's doch, was
Absyrtus mir sagte, Daß er's gewagt mit entehrendem Kuß--
Medea. Vater schweig, ich bitte dich--
Aietes. Ist's wahr?
Medea. Frage
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