Die Ahnfrau | Page 3

Franz Grillparzer
er ihnen obgesieget, Wie er, einzeln, sie bezwang, Wie die k��hne Tat gelang Wei? ich nicht. In starre Ohnmacht War ich zagend hingesunken. Ich erwacht' in seinen Armen, Und zum Leben neu geboren, Unbehilflich, schwach und duldend Wie ein Kind am Mutterbusen Hing ich an des Teuren Lippen Seine hei?en K��sse trinkend. Und mein Vater, f��r das alles Was er erst f��r mich getan, Konnt' ich wen'ger als ihn lieben?
Graf. Und ihr saht euch ?fter?
Berta. Zufall Lie? mich drauf ihn wieder finden. Bald--nicht blo? der Zufall mehr.
Graf. Warum flieht er deines Vaters, Seines Freundes Angesicht.
Berta. Obgleich edlem Stamm entsprossen, Nur des Hauses edler Stolz, Nicht sein Gut kam auf den Erben. Arm und d��rftig wie er ist, F��rchtet er, h?rt' ich ihn sagen, Da? der reiche Borotin Andern Lohn f��r seine Tochter, Als die Tochter selber zahle.
Graf. Ich wei? Edelmut zu ehren, Wenn er sich und andre ehrt. Bring ihn mir, er soll erfahren, Da? dem reichen Borotin Er sein reichstes Gut erhalten, Soll erfahren, da? dein Vater F��r das Gold der ganzen Welt Dich nicht f��r bezahlet h?lt.-- Doch jetzt, Berta, nimm die Harfe Und versuch es, meinen Kummer Um ein St��ndchen zu betr��gen. Spiel ein wenig, liebe Tochter!
(Berta nimmt die Harfe. Bald nach den ersten Akkorden nickt der Alte und schlummert ein. Sobald er schl?ft stellt Berta die Harfe weg.)
Berta. Schlummre ruhig, guter Vater! Da? doch all die s��?en Blumen, Die du streust auf meinen Pfad, Dir zum Kranze werden m?chten Auf dein sorgenschweres Haupt.-- Ich soll also ihm geh?ren, Mein ihn nennen, wirklich mein? Und das Gl��ck, das schon als Hoffnung Mir der G��ter gr??tes schien, Gie?t in freudiger Erf��llung Mir sein schwellend F��llhorn hin!
Ich kann's nicht fassen, Mich selber nicht fassen, Alles zeigt mir und spricht mir nur ihn, Den Wolken, den Winden M?cht' ich's verk��nden, Da? sie's verbreiten so weit sie nur ziehn!
Mir wird's zu enge In dem Gedr?nge Fort auf den S?ller, wie lastet das Haus; Dort von den Stufen Will ich es rufen In die schweigende Nacht hinaus.
Und naht der Treue, Dem ich mich weihe, K��nd ich ihm jubelnd das frohe Geschick An seinem Munde Preis ich die Stunde Preis ich die Liebe, preis ich das Gl��ck. (Ab.)
(Pause.--Die Ahnfrau, Bertan an Gestalt ganz ?hnlich, und in der Kleidung nur durch einen wallenden Schleier unterschieden, erscheint neben dem Stuhle des Schlafenden und beugt sich schmerzlich ��ber ihn.)
Graf (unruhig im Schlafe). Fort von mir!--Fort!--Fort! (Er erwacht.) Ah--bist du hier meine Berta? Ei das war ein schwerer Traum, Noch emp?rt sich mir das Innre! Geh doch nach der Harfe, Berta, Mich verlangt's Musik zu h?ren!
(Die Gestalt hat sich aufgerichtet und starrt den Grafen mit weitge?ffneten toten Augen an.)
Graf (entsetzt). Was starrst du so gra? nach mir, Da? das Herz im M?nnerbusen Sich mit bangem Grausen wendet, Und der Beine Mark gerinnt! Weg den Blick! Von mir die Augen! Also sah ich dich im Traume Und noch siedet mein Gehirn. Willst du deinen Vater t?ten?
(Die Gestalt wendet sich ab und geht einige Schritte gegen die T��re.)
Graf. So!--Nun kenn ich selbst mich wieder!-- Wohin gehst du Kind?
Die Gestalt (wendet sich an der T��re um. Mit unbetonter Stimme). Nach Hause. (Ab.)
Der Graf (st��rzt niedergedonnert in den Sessel zur��ck. Nach einer Weile). Was war das?--Hab ich getr?umt?-- Sah ich sie nicht vor mir stehn, H?rt' ich nicht die toten Worte, F��hl ich nicht mein Blut noch starren Von dem grassen, eis'gen Blick?-- Und doch, meine sanfte Tochter!-- Berta! H?re, Berta!
(Berta und Kastellan kommen.)
Berta (hereinst��rzend). Ach, was fehlt Euch, lieber Vater?
Graf. Bist du da! Was ficht dich an, Sprich, was ist's, unkindlich M?dchen, Da? du wie ein Nachtgespenst Durch die ?den S?le wandelst Und mit seltsamen Beginnen Lebensm��de Schl?fer schreckst?
Berta. Ich, mein Vater?
Graf. Du, ja du! Wie, du wei?t nicht? Und noch haften Deine starren Leichenblicke Mir gleich Dolchen in der Brust.
Berta. Meine Blicke?
Graf. Deine Blicke! Zieh nicht staunend auf die Augen! Siehst du, so!--doch nein, viel starrer! Starr?--die Sprache hat kein Wort! Blickst du mich liebkosend an, Um den Eindruck wegzuwischen Jenes finstern Augenblicks? All umsonst! So lang ich lebe Wird das Schreckbild vor mir stehn, Auf dem Todbett werd ich's sehn! Scheint dein Blick gleich Mondenschimmer ��ber einer Abendlandschaft, O ich wei?, er kann auch t?ten!
Berta. Ach, was hab ich denn begangen, Das Euch also aufgeregt, Und Euch hei?t die Augen schelten, Die den Euern bang begegnend Sich mit Wehmutstr?nen f��llen. Da? ich Euch im Schlaf verlassen, Unbedachtsam fortgegangen--
Graf. Da? du fortgingst?--Da? du hier warst!
Berta. Da? ich hier war?
Graf. Standst du nicht Hier auf dieser, dieser Stelle Schie?end deine kalten Pfeile Nach des grauen Vaters Brust.
Berta. Als Ihr schliefet?
Graf. Kurz erst, jetzt erst!
Berta. Eben komm ich von dem S?ller! Als der Schlummer Euch umfing Ging ich sehnsuchtsvoll hinaus Nach dem Teuern umzuschauen.
Graf. Sch?ndlich!--M?dchen, h?hnst du mich?
Berta. H?hnen?--ich, mein Vater?--ich?
(Mit ��berstr?menden Augen zu G��nther.)
Ach sprich du!--Ich wei? nicht--kann nicht!
G��nther. Ja
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