Deutschland. Ein Wintermaerchen | Page 7

Heinrich Heine
Herz?Und meine Z?hne sind w?lfisch.
Ich bin ein Wolf und werde stets?Auch heulen mit den W?lfen -?Ja, z?hlt auf mich und helft euch selbst,?Dann wird auch Gott euch helfen!?
Das war die Rede, die ich hielt,?Ganz ohne Vorbereitung;?Verst��mmelt hat Kolb sie abgedruckt?In der ?Allgemeinen Zeitung?.
CAPUT XIII
Die Sonne ging auf bei Paderborn,?Mit sehr verdro?ner Geb?rde.?Sie treibt in der Tat ein verdrie?lich Gesch?ft -?Beleuchten die dumme Erde!
Hat sie die eine Seite erhellt,?Und bringt sie mit strahlender Eile?Der andern ihr Licht, so verdunkelt schon?Sich jene mittlerweile.
Der Stein entrollt dem Sisyphus,?Der Danaiden Tonne?Wird nie gef��llt, und den Erdenball?Beleuchtet vergeblich die Sonne! -
Und als der Morgennebel zerrann,?Da sah ich am Wege ragen,?Im Fr��hrotschein, das Bild des Manns,?Der an das Kreuz geschlagen.
Mit Wehmut erf��llt mich jedesmal?Dein Anblick, mein armer Vetter,?Der du die Welt erl?sen gewollt,?Du Narr, du Menschheitsretter!
Sie haben dir ��bel mitgespielt,?Die Herren vom hohen Rate.?Wer hie? dich auch reden so r��cksichtslos?Von der Kirche und vom Staate!
Zu deinem Malheur war die Buchdruckerei?Noch nicht in jenen Tagen?Erfunden; du h?ttest geschrieben ein Buch?��ber die Himmelsfragen.
Der Zensor h?tte gestrichen darin,?Was etwa anz��glich auf Erden,?Und liebend bewahrte dich die Zensur?Vor dem Gekreuzigtwerden.
Ach! h?ttest du nur einen andern Text?Zu deiner Bergpredigt genommen,?Besa?est ja Geist und Talent genug,?Und konntest schonen die Frommen!
Geldwechsler, Bankiers, hast du sogar?Mit der Peitsche gejagt aus dem Tempel -?Ungl��cklicher Schw?rmer, jetzt h?ngst du am Kreuz?Als warnendes Exempel!
CAPUT XIV
Ein feuchter Wind, ein kahles Land,?Die Chaise wackelt im Schlamme;?Doch singt es und klingt es in meinem Gem��t:??Sonne, du klagende Flamme!?
Das ist der Schlu?reim des alten Lieds,?Das oft meine Amme gesungen -??Sonne, du klagende Flamme!? Das hat?Wie Waldhornruf geklungen.
Es kommt im Lied ein M?rder vor,?Der lebt' in Lust und Freude;?Man findet ihn endlich im Walde gehenkt?An einer grauen Weide.
Des M?rders Todesurteil war?Genagelt am Weidenstamme;?Das haben die R?cher der Feme getan -??Sonne, du klagende Flamme!?
Die Sonne war Kl?ger, sie hatte bewirkt,?Da? man den M?rder verdamme.?Ottilie hatte sterbend geschrien:??Sonne, du klagende Flamme!?
Und denk ich des Liedes, so denk ich auch?Der Amme, der lieben Alten;?Ich sehe wieder ihr braunes Gesicht,?Mit allen Runzeln und Falten.
Sie war geboren im M��nsterland,?Und wu?te, in gro?er Menge,?Gespenstergeschichten, grausenhaft,?Und M?rchen und Volksges?nge.
Wie pochte mein Herz, wenn die alte Frau?Von der K?nigstochter erz?hlte,?Die einsam auf der Heide sa??Und die goldnen Haare str?hlte.
Die G?nse mu?te sie h��ten dort?Als G?nsemagd, und trieb sie?Am Abend die G?nse wieder durchs Tor,?Gar traurig stehen blieb sie.
Denn angenagelt ��ber dem Tor?Sah sie ein Ro?haupt ragen,?Das war der Kopf des armen Pferds,?Das sie in die Fremde getragen.
Die K?nigstochter seufzte tief:??O Falada, da? du hangest!??Der Pferdekopf herunterrief:??O wehe! da? du gangest!?
Die K?nigstochter seufzte tief:??Wenn das meine Mutter w��?te!??Der Pferdekopf herunterrief:??Ihr Herze brechen m��?te!?
Mit stockendem Atem horchte ich hin,?Wenn die Alte ernster und leiser?Zu sprechen begann und vom Rotbart sprach,?Von unserem heimlichen Kaiser.
Sie hat mir versichert, er sei nicht tot,?Wie da glauben die Gelehrten,?Er hause versteckt in einem Berg?Mit seinen Waffengef?hrten.
Kyffh?user ist der Berg genannt,?Und drinnen ist eine H?hle;?Die Ampeln erhellen so geisterhaft?Die hochgew?lbten S?le.
Ein Marstall ist der erste Saal,?Und dorten kann man sehen?Viel tausend Pferde, blankgeschirrt,?Die an den Krippen stehen.
Sie sind gesattelt und gez?umt,?Jedoch von diesen Rossen?Kein einziges wiehert, kein einziges stampft,?Sind still, wie aus Eisen gegossen.
Im zweiten Saale, auf der Streu,?Sieht man Soldaten liegen,?Viel tausend Soldaten, b?rtiges Volk,?Mit kriegerisch trotzigen Z��gen.
Sie sind ger��stet von Kopf bis Fu?,?Doch alle diese Braven,?Sie r��hren sich nicht, bewegen sich nicht,?Sie liegen fest und schlafen.
Hochaufgestapelt im dritten Saal?Sind Schwerter, Streit?xte, Speere,?Harnische, Helme, von Silber und Stahl,?Altfr?nkische Feuergewehre.
Sehr wenig Kanonen, jedoch genug,?Um eine Troph?e zu bilden.?Hoch ragt daraus eine Fahne hervor,?Die Farbe ist schwarzrotg��lden.
Der Kaiser bewohnt den vierten Saal.?Schon seit Jahrhunderten sitzt er?Auf steinernem Stuhl, am steinernen Tisch,?Das Haupt auf den Armen st��tzt er.
Sein Bart, der bis zur Erde wuchs,?Ist rot wie Feuerflammen,?Zuweilen zwinkert er mit dem Aug',?Zieht manchmal die Braunen zusammen.
Schl?ft er oder denkt er nach??Man kann's nicht genau ermitteln;?Doch wenn die rechte Stunde kommt,?Wird er gewaltig sich r��tteln.
Die gute Fahne ergreift er dann?Und ruft: ?Zu Pferd! zu Pferde!??Sein reisiges Volk erwacht und springt?Lautrasselnd empor von der Erde.
Ein jeder schwingt sich auf sein Ro?,?Das wiehert und stampft mit den Hufen!?Sie reiten hinaus in die klirrende Welt,?Und die Trompeten rufen.
Sie reiten gut, sie schlagen gut,?Sie haben ausgeschlafen.?Der Kaiser h?lt ein strenges Gericht,?Er will die M?rder bestrafen -
Die M?rder, die gemeuchelt einst?Die teure, wundersame,?Goldlockichte Jungfrau Germania -??Sonne, du klagende Flamme!?
Wohl mancher, der sich geborgen geglaubt,?Und lachend auf seinem Schlo? sa?,?Er wird nicht entgehen dem r?chenden Strang,?Dem Zorne Barbarossas! - - -
Wie klingen sie lieblich, wie klingen sie s��?,?Die M?rchen der alten Amme!?Mein abergl?ubisches Herze jauchzt:??Sonne, du klagende Flamme!?
CAPUT XV
Ein feiner Regen prickelt herab,?Eiskalt, wie N?hnadelspitzen.?Die Pferde bewegen traurig den Schwanz,?Sie waten im Kot und schwitzen.
Der Postillion st??t in sein Horn,?Ich kenne das alte Getute -??Es reiten drei Reiter zum Tor hinaus!??Es wird mir so d?mmrig zumute.
Mich schl?ferte und ich entschlief,?Und siehe! mir tr?umte am Ende,?Da? ich mich in dem Wunderberg?Beim Kaiser Rotbart bef?nde.
Er sa? nicht mehr auf steinernem Stuhl,?Am steinernen Tisch, wie ein Steinbild;?Auch sah er nicht
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