vergr?bern. Sebastian Brant studierte Recht -- ohne es irgendwo zu finden. Er promovierte an der Universit?t Basel. 1494 erschien sein ?Narrenschiff?. Auf dieses hatte er alle Narren zu Gast gebeten, die er nur auftreiben konnte. Aber das Schiff erwies sich als zu klein. Die S?ufer, die Gecken, die Spieler, die Kirchensch?nder, die Geizh?lse, Wucherer, Studenten, Ehebrecher, Huren f��llten es bis an den Rand. Auch du, lieber Leser, und ich, wenn wir nur ein wenig in uns gehen und nachdenken: wir befinden uns unter jenen Narren. Sebastian Brant hat uns, f��nfhundert Jahre, bevor wir geboren wurden, trefflich abkonterfeit. Aber es ist ein Bild, das wir uns nicht hinter den Spiegel stecken oder unserer Base zum Geburtstag schenken werden. -- Zwanzig Jahre nach dem Narrenschiff legte Knecht Rupprecht 1519 den Deutschen die erste Ausgabe des Volksbuches von Tyll Eulenspiegel auf den Weihnachtstisch. Die hatten eine Freude wie wohl seit hundert Jahren nicht ��ber ein Buch. Noch im 16. Jahrhundert erschienen achtzehn deutsche Ausgaben; es wurde sofort ins Vl?mische, Niederl?ndische, Englische und Franz?sische ��bersetzt. Woher dieser spontane Erfolg? Brants Narrenschiff war eine mehr oder weniger literarische Angelegenheit gewesen, im Eulenspiegel sah und lachte das Volk sich wieder einmal selber ins Gesicht. In allen Fastnachtskom?dien war er ja schon als Kasperle oder Hanswurst fig��rlich aufgetreten, hier hatte man seine in wohlgesetzte Worte gebrachte Biographie des komischen Heldenlebens. Eulenspiegel, der ernsthafte Schalk, ist die Typisierung der einen Seite des deutschen Ideals, dessen andere Seite (ob R��ck- oder Vorderseite der Medaille bleibe dahingestellt) den Doktor Faust, titanischen Ringer um die letzten Probleme, zeigt. Eulenspiegel tritt auf als Richter der Menschheit: er richtet sie mit einem schiefen Zucken seines Mundes, mit der sofortigen Realisierung ihrer Ideen, deren Wert und M?glichkeit dadurch =ad absurdum= gef��hrt werden. Er ist zugleich leicht- und tiefsinnig. Seine Sp??e exemplifizieren das Chaos. Sie dozieren bis zur Brutalit?t das Bibelwort: Der Mensch ist aus Dreck gemacht. Das Urbild des Tyll Eulenspiegel hat wirklich gelebt. Chroniken berichten von seinem 1350 zu M?lln erfolgten Tode, wo noch heute sein Grabstein gezeigt wird. Vorher waren schon Schwankb��cher wie J?rg Wickrams ?Rollwagenb��chlein? oder des Bruders Johannes Pauli ?Schimpf und Ernst? (1522) Mode geworden: B��cher, die heitere oder moralische Anekdoten erz?hlten, die sich nicht um einen einzelnen Narren gruppierten: die damalige Reiselekt��re, auf den Rollwagen mitzunehmen. Wobei zu bemerken ist, da? diese Reiselekt��re unendlich gehaltvoller war als die heute verbreitete. Bruder Johannes Pauli ist ein belesener und witziger Mann, der ausgezeichnet zu erz?hlen vermag und unsere Stratz und H?cker ��berragt wie ein Kirchturm eine verkr��ppelte Kiefer. Da liest man folgendes: ?Man zog einmal aus in einen Krieg mit gro?en B��chsen und mit viel Gewehren, wie es denn Sitte ist; da stund ein Narr da und fragte, was Lebens das w?re? Man sprach: Die ziehen in den Krieg! Der Narr sprach: Was tut man im Krieg? Man sprach: Man verbrennt D?rfer und gewinnt St?dte und verdirbt Wein und Korn und schl?gt einander tot. Der Narr sprach: Warum geschieht das? Sie sprachen: Damit man Frieden mache! Da sprach der Narr: Es w?re besser, man machte vorher Frieden, damit solcher Schaden vermieden bliebe. Wenn es mir nachginge, so w��rde ich vor dem Schaden Frieden machen und nicht danach; darum so bin ich witziger als Eure Herren.? H?tten wir Deutschen vor dem Kriege Johannes Pauli als Reiselekt��re gelesen an Stelle von Walter Bloems ?Eisernem Jahr?: vielleicht w?re es nicht zum Kriege gekommen, und wir h?tten uns dieses Narren Meinung zu Herzen genommen.
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Luther wurde 1483 in Eisleben als Sohn eines herrischen Vaters geboren. Er verbrachte seine Jugend mi?mutig, st?rrisch, verpr��gelt, und richtete schon fr��h sein Auge von der Misere au?en nach innen. Sein Vater hat ihn hart geschlagen: da? er wie ein Stein oder ein St��ck Holz schien. Aber hinter der harten Schale verbarg sich ein weicher und s��?er Kern. Sein ?Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen!? wird immer ein Fanfarenruf aller aufrechten M?nner sein. Sein Reformationswerk war eine historische Notwendigkeit. Aber die Historie wandelt sich von Jahrhundert zu Jahrhundert, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt. Bismarcks Werk schien auf Felsen gegr��ndet: wenige Jahrzehnte gen��gten, es zu unterh?hlen, bis es 1918 mit einem gewaltigen Krach zusammenst��rzte. Auch ��ber Luthers Reformation ist das letzte Urteil von der Geschichte noch nicht gef?llt. Unsere heutige evangelische Kirche spricht in ihrer aufkl?rerischen, kahlen, gottlosen N��chternheit nicht f��r eine lange Dauer. Die Zeit will wieder fromm werden. Luther war ein religi?ser Mensch, die Lutheraner sind theologische Dogmatiker oder rationalistische Moralisten. Sie bezweifeln das Wunder, wollen Natur- und Kirchengeschichte unter denselben Pfaffenhut bringen: aber wer das Wunder bezweifelt, bezweifelt Gott selbst. Luther hat die damalige Christenheit, unterst��tzt von der humanistischen Vorrevolution des Geistes, von der r?mischen Knechtschaft befreit, aber er hat den Deutschen den schlechtesten Dienst erwiesen, als er in den Bauernkriegen Partei f��r die F��rsten ergriff und durch seine sophistische Auslegung der
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