Vogelweide, swer des vergaez', der taet mir leide, rief 1300 Hugo von Trimberg ��ber sein Grab.
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Die Blume der deutschen Mystik keimte zuerst in den Kl?stern. Schwester Mechthild v.?Magdeburg (1212 bis 1294) schrieb ihr Buch vom flie?enden Licht der Gottheit: voll seliger Versunkenheit in Christo. In ihren Ekstasen sah sie Jesus als sch?nen J��ngling (Sch?ner J��ngling, mich l��stet dein) ihre Zelle betreten, er war ihr wie ein Br?utigam zur Braut, und ihre himmlischen Spr��che sind wie irdische Liebeslieder. Ihre Gottesminne (Eia, liebe Gottesminne, umhalse stets die Seele mein!) war der Gottesminne des Wolfram tief verwandt. Die reine Minne (nicht jene h?fische oder ritterliche oder b?urische Minne) galt ihr als oberstes Prinzip. ?Dies Buch ist begonnen in der Minne, es soll auch enden in der Minne; denn es ist nichts so weise, so heilig, noch so sch?n, noch so stark, noch also vollkommen als die Minne.? Mechthild von Magdeburg ist trunken vor Askese. Ihr Geist kennt die Wollust des Fleisches. Jesus ist ihr z?rtliches Gespiel und sie seine T?nzerin. Meister Eckhard (1260-1327, gestorben in K?ln), ihr mystischer Bruder, verh?lt sich zu ihr wie ein Kauz oder Uhu zu einer Libelle. Ihr Leben und Dichten war ein Schweben und Ja-sagen, das seine ein tief in sich Beruhen und ein Ent-sagen. Er liebte das Leid um des Leides willen: jeder Schmerz war ihm eine Station zum Paradies. Er ri? die Wunden, die in ihm verheilen oder verharschen wollten, k��nstlich wieder auf: da? nur sein Blut flie?e. Seine Gedanken scheinen verschleiert, ja manche haben dunkle Kapuzen ��bers Haupt gezogen und sind unerkennbar. Sein Buch der g?ttlichen Tr?stung ist ein Trostbuch f��r die, die am Tode und am Leben leiden. Ein Trostbuch rechter Art will auch der ?Ackermann aus B?hmen? sein, den Johannes von Saaz 1400 in die Welt schickte. Der Dichter kleidet seine Trostschrift in die Form eines Zwiegespr?chs zwischen einem Witwer und dem Tod. Der Witwer fordert vor Gericht (dem Gottesgericht) sein Weib von dem R?uber und M?rder Tod zur��ck. ?Schrecklicher M?rder aller Menschen, Ihr Tod, Euch sei geflucht! Gott, der Euch schuf, hasse Euch; Unheils H?ufung treffe Euch; Ungl��ck hause bei Euch mit Macht; ganz entehret bleibt f��r immer!? so beginnt der Kl?ger seine Klage. Und der Tod antwortet: ?Du fragst, wer wir sind: wir sind Gottes Hand, der Herr Tod, ein gerecht schaffender M?her. Braune, rote, gr��ne, blaue, graue, gelbe und jeder Art gl?nzende Blumen und Gras hauen wir nacheinander nieder, ihres Glanzes, ihrer Kraft und Vorz��ge ungeachtet. Sieh, das hei?t Gerechtigkeit.? In immer verzweifelteren Ausbr��chen pocht der Mensch, aller Menschheit Abgesandter, an das R?tsel des Todes, der ihm sinnlos wie ein M?her im Herbst unter den Menschen zu hausen scheint, das Gl��ck des Liebenden und die Tat des K��nstlers, die Stellung des K?nigs nicht achtet, bis Gott selbst das Urteil spricht: ?Kl?ger, habe die Ehre, du Tod aber, habe den Sieg! Jeder Mensch ist dem Tode sein Leben, den Leib der Erde, die Seele uns zu geben verpflichtet.?
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Mit den Minnes?ngern wurde die deutsche Literatur sich ihrer bewu?t. Zwar gab es noch nicht das Wort, aber der Begriff war vorhanden. Die ?ffentliche Kritik trat auf: es waren die F��rsten, die als M?zene das erste Recht der Beurteilung f��r sich in Anspruch nahmen. Die Themen, die Hartmann von Aue (+?1215) in seinen kleinen Epen anschl?gt, sind von sch?nster Intensit?t: in ?Gregorius? ��bertr?gt er den ?dipusstoff auf ein mittelalterliches Milieu. Gregorius liebt und heiratet unwissentlich seine eigene Mutter. Als er die Schande erf?hrt, sucht er die S��nde zu s��hnen, indem er sich prometheisch an einen Felsen schmieden l??t. Nach siebzehn Jahren unerh?rter Qual erl?sen ihn die R?mer; er wird von ihnen im Triumph ob seiner Heiligkeit auf den verwaisten Papstthron erhoben und spricht, unfehlbar geworden durch sein titanisches Leid, die eigene Mutter ihrer Schuld ledig.
Im ?Armen Heinrich? bem?chtigt sich Hartmann eines deutschen Stoffes. Ein Ritter wird vom Aussatz befallen. Ein Mittel nur gibt es, ihn zu retten: das Blut einer unber��hrten Jungfrau. Aus Liebe zu ihm erbietet sich ein M?dchen, f��r ihn zu sterben. Aber der arme Heinrich nimmt das Opfer nicht an: trotz teuflischer Versuchung. Da erbarmt sich auf Flehen des M?dchens Gott der Liebenden: er macht den armen Heinrich gesund und zum reichen Heinrich durch den Besitz der Geliebten.
Ein j��ngerer Zeitgenosse von Hartmann ist Wolfram von Eschenbach (etwa 1170-1250), ein Bayer aus Eschenbach bei Ansbach. Er war ein armer Teufel wie Walter von der Vogelweide, mit dem er am Hofe des Landgrafen von Th��ringen ?fter zusammentraf. Als er 1217 dem Hofleben f��r immer den R��cken wandte, und auf sein kleines Gut heim zu Weib und Kind ritt, vollzog er eine symbolische Handlung. Er kehrte wirklich heim: zu sich, in sich. Er hatte die h?fische Minne, die schon einen eigenen Komment entwickelte, dessen Verst??e unnachsichtlich geahndet wurden, von Herzen satt und sehnte sich nach einem
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