Als
jetzt sie scheint. Doch was es immer sei: Du sollst nicht zagen, wo zu
handeln not. Zum mindsten kenne dein Geschick, und trag's, Und lerne
scheiden von den Knabenjahren. Wir sind hier fremd. Komm mit! Wer
darf uns tadeln, Wenn wir des Wegs verfehlen, fragen, gehn? Zuletzt
gelangen wir ins Haus, zum Tempel, Und stehn vor ihr, und hören was
sie spricht. Dort kommt ein Mädchen mit dem Wasserkrug In ein und
andrer Hand. Die laß uns fragen. Sie weiß wohl-- Doch! Leander! Sohn
des Glücks! Was zerrst du mich? Bleib hier! Sie selber ist's, Die
Jungfrau, sie, die neue Priesterin. Nach Wasser geht sie aus der heiligen
Quelle, Das liegt ihr ob. Ergreif den Augenblick Und sprich! Nicht
allzukühn, nicht furchtsam. Hörst du? Ich will indes rings forschen
durch die Büsche, Ob alles ruhig, und kein Lauscher nah. Komm hier!
Und sag ich: jetzt! so tritt hervor Und sprich.--Doch nun vor allem
still.--Komm hier!
(Sie ziehen sich zurück.)
Hero (ohne Mantel, ungefähr wie zu Anfang des ersten Aufzuges
gekleidet, kommt mit zwei leeren Wasserkrügen von der linken Seite
des Vorgrundes. Sie geht quer aber die Bühne und singt). Da sprach der
Gott: Komm her zu mir, In meine Wolken, Neben mir.
(Leander ist, von Naukleros leicht angestoßen, einige Schritte
vorgetreten. Dort bleibt er, gesenkten Hauptes, stehen.)
(Hero geht auf der rechten Seite des Vorgrundes ab.)
Naukleros (nach vorn kommend). Nun denn, es sei! Du hast es selbst
gewollt. Kannst du das Glück nicht fassen und erringen, So lern
entbehren es. Und besser ist's. Heißt sie nicht gottgeweiht? und ihr zu
nahn Droht Untergang. Auch war's halb Scherz nur, Daß ich dir riet ein
Äußerstes zu tun. Doch macht mich's toll, den Menschen anzusehn, Der
wünscht und hofft, und dem nicht Muts genug, Die Hand zu strecken
nach des Sieges Krone. Doch ist es besser so. Glück auf, mein Freund!
Dein zaghaft Herz, es führte diesmal sichrer, Als Nestors Klugheit und
Achillens Mut. Nun aber komm und laß uns heim. Doch niemals
Vermiß dich mehr--
Leander. Sie kehrt zurück.
Naukleros. Ei doch! Folg du!
Leander. Ich nicht.
Naukleros. Was sonst?
Leander. Ihr nahen. Sprechen. Oh!
(Sie treten wieder zurück.)
Hero (kommt zurück, einen Krug auf dem Kopfe tragend, den zweiten
am Henkel in der herabhängenden rechten Hand).
(Sie singt.)
Sie aber streichelt Den weichen Flaum.
(Stehenbleibend und sprechend.)
Mein Oheim meint ich soll das Lied nicht singen Von Leda und dem
Schwan.
(Weitergehend.)
Was schadet's nur?
(Wie sie in die Mitte der Bühne gekommen, stürzt Leander plötzlich
hervor, sich, gesenkten Hauptes, vor ihren Füßen niederwerfend.)
Hero. Ihr Götter, was ist das? Bin ich erschrocken! Die Kniee beben,
kaum halt ich den Krug.
(Sie setzt die Krüge ab.)
Ein Mann. Ein zweiter. Fremdlinge was wollt ihr Von mir, der Priestrin,
in der Göttin Hain? Nicht unbewacht bin ich und unbeschützt. Erheb
ich meine Stimme, nahen Wächter Und lassen euch den Übermut
bereun. So geht weil es noch Zeit, und nehmt als Strafe Bewußtsein mit,
und daß es euch mißlang.
Naukleros. O Jungfrau, nicht zu schäd'gen kamen wir, Vielmehr um
Heilung tiefverborgnen Schadens, Der mir den Freund ergriff, ihn, den
du siehst. Der Mann ist krank.
Hero. Was sagst du mir's? Geht zu den Priestern in Apollens Tempel,
Die heilen Kranke.
Naukleros. Solche Krankheit nicht. Denn wie sie ihn befiel, beim Fest,
in eurem Tempel, Verläßt sie ihn auch nur am selben Ort.
Hero. Beim heut'gen Fest?
Naukleros. Beim Fest. Aus deinen Augen.
Hero. Meint ihr es also, und erkühnt euch des? Doch wußt' ich's ja:
frech ist der Menge Sinn, Und ehrfurchtslos, und ohne Scheu und Sitte.
Ich geh, und dienstbar nahe Männer send ich Nach meinen Krügen dort,
die, weilt ihr noch, Euch sagen werden, daß ihr euch vergingt.
Naukleros. Nicht also geh! Betracht ihn erst den Jüngling, Den du so
schwer mit harten Worten schiltst.
Leander (zu ihr emporblickend). O bleib!
Hero. Du bist derselbe, seh ich wohl, Der heut beim Fest an Hymens
Altar kniete. Doch schienst du damals sittig mir und fromm, Mir tut es
leid, daß ich dich anders finde.
Leander (der aufgestanden ist, mit abhaltender Gebärde). O anders
nicht! O bleib!
Hero (zu Naukleros). Was will er denn?
Naukleros. Ich sagt' es ja: er hängt an deinem Blick, Und Tod und
Leben sind ihm deine Worte.
Hero. Du hast dich schlimm beraten, guter Jüngling, Und nicht die
richt'gen Pfade ging dein Herz. Denn deut ich deine Meinung noch so
mild, So scheint es, daß du mein mit Neigung denkst. Ich aber bin der
Göttin Priesterin, Und ehelos zu sein heißt mein Gelübd'. Auch nicht
gefahrlos ist's um mich zu frein, Dem drohet Tod, der des sich
unterwunden. Drum laßt mir meinen Krug und geht nur fort; Mich sollt'
es reun, wenn Übles ihr erführt.
(Sie greift nach den Krügen.)
Leander. Nun denn, so senkt in Meersgrund mich
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