Des Meeres Und Der Liebe Wellen | Page 2

Franz Grillparzer
früh am Werk und sprengten, fegten. Da kam die Lust, im Grünen uns zu jagen.
Hero. Drauf gingt ihr hin und--Nun, beim hohen Himmel! Als du den leichten Fu? erhobst und senktest, Kam dir der Vorhof deiner G?ttin nicht, Dein unvollendet Werk dir nicht vors Auge? Genug, ich fa? euch nicht, wir wollen schweigen.
Janthe. Weil du so gr?mlich bist und einsam schmollst, Beneidest du dem Frohen jede Lust.
Hero. Ich bin nicht gr?mlich, froher leicht als ihr, Und oft hab ich zur Abendzeit beklagt, Wo Spiel verg?nnt, da? ihr des Spielens müde, Doch nehm ich nicht dem Ernste seine Lust, Indem ich mit des Scherzes Lust sie menge.
Janthe. Verzeih, wir sind gemeines, niedres Volk. Du freilich, aus der Priester Stamm entsprossen--
Hero. Du sagst es.
Janthe. Und zu H?herem bestimmt.
Hero. Mit Stolz entgegn' ich: ja.
Janthe. Ganz andre Freuden, Erhabnere Genüsse sind für dich.
Hero. Du wei?t, ich kann nicht spotten; spotte nur!
Janthe. Und doch, gingst du mit uns, und sahst die beiden, Die fremden Jünglinge am Gittertor--
Hero. Nun schweig!
Janthe. Was gilt's? du blinzeltest wohl selber Ein wenig durch die St?be.
Hero. Schweige, sag ich. Ich habe deiner Torheit Raum gegeben, Leichtfertigem verschlie?t sich dieses Ohr. Sprich nicht und reg dich nicht! denn bei den G?ttern! Dem Priester, meinem Oheim sag ich's an, Und er bestraft dich, wie du's wohl verdienst. Ich bin mir gram, da? mich der Zorn bemeistert, Und doch kann ich nicht anders, h?r ich dies. Du sollst nicht reden, sag ich, nicht ein Wort!
(Der Priester, von dem Tempelhüter begleitet, ist von der rechten Seite her aufgetreten.)
Hero (ihm entgegen). O wohl mir, da? du k?mmst, mein edler Ohm. Dein Kind war im Begriff zu zürnen, heut, Am Morgen dieses feierlichen Tags, Der sie auf immer--O verzeih, mein Ohm!
Priester. Was aber war der hei?en Regung Grund?
Hero. Die argen Worte dieser Leichtgesinnten; Der frevle Hohn, der was er selbst nicht achtet, So gern als unwert aller Achtung malte. O da? die Weisheit halb so eifrig w?re Nach Schülern und Bekehrten, als der Spott!
Priester. Und welche war's, die vor den andern kühn, Die Sitte unsers Hauses so verletzt?
Hero (nach einer Pause). Genau besehn, will ich sie dir nicht nennen, Ob ihr die Rüge gleich gar wohl verdient. Schilt sie nur alle, Herr, und hei? sie gehn, Die Schuld'ge nimmt sich selbst wohl ihren Teil.
(Zum Tempelhüter.)
Du aber sieh zum ?u?ern Gittertor, Damit nicht Fremde--
Priester. H?tte denn--?
Hero. Ich bitte!
Priester. So geh!--Und ihr! und meidet zu begegnen Dem Zorne, der sein Recht und seine Mittel kennt.
(Der Tempelhüter nach der linken, die M?dchen nach der rechten Seite ab.)
Hero. Nun ist mir leicht! Ich k?nnte sie bedauern, Wenn ihre Torheit an sich selber zehrte, Nicht um Genossen würb' und Billigung.
Priester. Sosehr mich freut, da? du den Schwarm vermeidest, Und aus der Menge nicht die Freundin w?hlst, So sehr befremdet mich, ja ich beklag es, Da? dich zu keiner unter deinesgleichen Des Herzens Zug, ein still Bedürfnis führte. Ein einsam Leben harrt der Priesterin, Zu zweien tr?gt und wirkt sich's noch so leicht.
Hero. Ich kann nicht finden, da? Gesellschaft f?rdert; Was einem obliegt mu? man selber tun. Dann, nennst du einsam einer Priestrin Leben? Wann war es einsam hier im Tempel je? Vom frühen Morgen dr?ngt die laute Menge, Aus Ost und Westen str?mt herbei das Volk. Von Weihgeschenken und von Opfergaben, Von Festeszügen, fremden Beterscharen War nimmer dieses Hauses Schwelle leer. Dann fehlt's ja nicht an mancherlei zu tun: Der Wasserkrug, der Opferherd, die Kr?nze, Und S?ul' und Sockel, Estrich und Altar Zu reinigen, zu schmücken, zu bewahren. Wo bliebe da zum Schw?tzen wohl die Zeit, Zum Kosen mit der Freundin, wie du meinst.
Priester. Du hast mich nicht gefa?t.
Hero. Wohl denn, es sei! Was man nicht fa?t, erregt auch kein Verlangen. La? mich so wie ich bin, ich bin es gern.
Priester. Doch kommt die Zeit und ?ndert Wunsch und Neigung.
Hero. Man klagt ja t?glich, da? der Unverst?nd'ge Beharrt und bleibt, man tadl' ihn wie man will; Weshalb nun den Verst?nd'gen unverst?nd'ger Und unbest?nd'ger glauben als den Tor? Ich wei? ja was ich will und was wir w?hlten, Wenn w?hlen hei?en kann, wo keine Wahl. Vielmehr ein glücklich Ungef?hr hat mich Nur halb bewu?t an diesen Ort gebracht, Wo--wie der Mensch, der müd' am Sommerabend Vom Ufer steigt ins weiche Wellenbad, Und, von dem lauen Strome rings umfangen, In gleiche W?rme seine Glieder breitet, So da? er, prüfend, kaum vermag zu sagen: Hier fühl ich mich und hier fühl ich ein Fremdes-- Mein Wesen sich hindangibt und besitzt. Aus langer Kindheit tr?umerischem Staunen Bin hier ich zum Bewu?tsein erst erwacht; Im Tempel, an der G?ttin Fu?gestelle Ward mir ein Dasein erst, ein Ziel, ein Zweck. Wer, wenn er mühsam nur das Land gewonnen, Sehnt sich ins Meer zurück, wo's wüst und schwindelnd? Ja, diese Bilder, diese S?uleng?nge, Sie sind ein ?u?eres mir nicht, ein Totes; Mein Wesen rankt sich auf an diesen Stützen,
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