Der zerbrochene Krug | Page 6

Heinrich von Kleist
bis an die Kr��ge schwillet.
Eve Mutter! La?t doch den Krug! La?t mich doch in der Stadt versuchen, Ob ein geschickter Handwerksmann die Scherben Nicht wieder Euch zur Lust zusammenf��gt. Und w?rs um ihn geschehn, nehmt meine ganze Sparb��chse hin, und kauft Euch einen neuen. Wer wollte doch um einen irdnen Krug, Und stammt' er von Herodes' Zeiten her, Solch einen Aufruhr, so viel Unheil stiften.
Frau Marthe Du sprichst, wie du's verstehst. Willst du etwa Die Fiedel tragen, Evchen, in der Kirche Am n?chsten Sonntag reuig Bu?e tun? Dein guter Name lag in diesem Topfe, Und vor der Welt mit ihm ward er zersto?en, Wenn auch vor Gott nicht, und vor mir und dir. Der Richter ist mein Handwerksmann, der Scherge, Der Block ists, Peitschenhiebe, die es braucht, Und auf den Scheiterhaufen das Gesindel, Wenns unsre Ehre wei? zu brennen gilt, Und diesen Krug hier wieder zu glasieren.

Siebenter Auftritt
Adam im Ornat, doch ohne Per��cke, tritt auf. Die Vorigen.
Adam f��r sich. Ei, Evchen. Sieh! Und der vierschr?t'ge Schlingel, Der Ruprecht! Ei, was Teufel, sieh! die ganze Sippschaft! --Die werden mich doch nicht bei mir verklagen?
Eve O liebste Mutter, folgt mir, ich beschw?r Euch, La?t diesem Ungl��ckszimmer uns entfliehen!
Adam Gevatter! sagt mir doch, was bringen die?
Licht Was wei? ich? L?rm um nichts; Lappalien. Es ist ein Krug zerbrochen worden, h?r ich.
Adam Ein Krug! So! Ei!--Ei, wer zerbrach den Krug?
Licht Wer ihn zerbrochen?
Adam Ja, Gevatterchen.
Licht Mein Seel, setzt Euch: so werdet Ihrs erfahren.
Adam heimlich. Evchen!
Eve gleichfalls. Geh Er.
Adam Ein Wort.
Eve Ich will nichts wissen.
Adam Was bringt ihr mir?
Eve Ich sag Ihm, Er soll gehn.
Adam Evchen! Ich bitte dich! Was soll mir das bedeuten?
Eve Wenn Er nicht gleich--! Ich sags Ihm, la? Er mich.
Adam zu Licht. Gevatter, h?rt, mein Seel, ich halts nicht aus. Die Wund am Schienbein macht mir ��belkeiten; F��hrt Ihr die Sach, ich will zu Bette gehn.
Licht Zu Bett--? Ihr wollt--? Ich glaub, Ihr seid verr��ckt.
Adam Der Henker hols. Ich mu? mich ��bergeben.
Licht Ich glaub, Ihr rast, im Ernst. Soeben kommt Ihr--? --Meinethalben. Sagts dem Herrn Gerichtsrat dort. Vielleicht erlaubt ers.--Ich wei? nicht, was Euch fehlt.
Adam wieder zu Even. Evchen! Ich flehe dich! Um alle Wunden! Was ists, das ihr mir bringt?
Eve Er wirds schon h?ren.
Adam Ists nur der Krug dort, den die Mutter h?lt, Den ich, soviel--?
Eve Ja, der zerbrochne Krug nur.
Adam Und weiter nichts?
Eve Nichts weiter.
Adam Nichts? Gewi? nichts?
Eve Ich sag Ihm, geh Er. La? Er mich zufrieden.
Adam H?r du, bei Gott, sei klug, ich rat es dir.
Eve Er Unversch?mter!
Adam In dem Attest steht Der Name jetzt, Frakturschrift, Ruprecht T��mpel. Hier trag ichs fix und fertig in der Tasche; H?rst du es knackern, Evchen? Sieh, das kannst du, Auf meine Ehr, heut ��bers Jahr dir holen, Dir Trauersch��rz und Mieder zuzuschneiden, Wenns hei?t: der Ruprecht in Batavia Krepiert'--ich wei? an welchem Fieber nicht, Wars gelb, wars scharlach, oder war es faul.
Walter Sprecht nicht mit den Parteien, Herr Richter Adam, Vor der Session! Hier setzt Euch, und befragt sie.
Adam Was sagt er?--Was befehlen Ew. Gnaden?
Walter Was ich befehl?--Ich sagte deutlich Euch, Da? Ihr nicht heimlich vor der Sitzung sollt Mit den Parteien zweideut'ge Sprache f��hren. Hier ist der Platz, der Eurem Amt geb��hrt, Und ?ffentlich Verh?r, was ich erwarte.
Adam f��r sich. Verflucht! Ich kann mich nicht dazu entschlie?en--! Es klirrte etwas, da ich Abschied nahm--
Licht ihn aufschreckend. Herr Richter! Seid Ihr--!
Adam Ich? Auf Ehre nicht! Ich hatte sie behutsam drauf geh?ngt, Und m��?t ein Ochs gewesen sein--
Licht Was?
Adam Was?
Licht Ich fragte--!
Adam Ihr fragtet, ob ich--?
Licht Ob Ihr taub seid, fragt ich. Dort Sr. Gnaden haben Euch gerufen.
Adam Ich glaubte--! Wer ruft?
Licht Der Herr Gerichtsrat dort.
Adam f��r sich. Ei! Hols der Henker auch! Zwei F?lle gibts, Mein Seel, nicht mehr, und wenns nicht biegt, so brichts. --Gleich! Gleich! Gleich! Was befehlen Ew. Gnaden? Soll jetzt die Prozedur beginnen?
Walter Ihr seid ja sonderbar zerstreut. Was fehlt Euch?
Adam --Auf Ehr! Verzeiht. Es hat ein Perlhuhn mir, Das ich von einem Indienfahrer kaufte, Den Pips: ich soll es nudeln, und verstehs nicht, Und fragte dort die Jungfer blo? um Rat. Ich bin ein Narr in solchen Dingen, seht, Und meine H��hner nenn ich meine Kinder.
Walter Hier. Setzt Euch. Ruft den Kl?ger und vernehmt ihn. Und Ihr, Herr Schreiber, f��hrt das Protokoll.
Adam Befehlen Ew. Gnaden den Proze? Nach den Formalit?ten, oder so, Wie er in Huisum ��blich ist, zu halten?
Walter Nach den gesetzlichen Formalit?ten, Wie er in Huisum ��blich ist, nicht anders.
Adam Gut, gut. Ich werd Euch zu bedienen wissen. Seid Ihr bereit, Herr Schreiber?
Licht Zu Euren Diensten.
Adam --So nimm, Gerechtigkeit, denn deinen Lauf! Kl?ger trete vor.
Frau Marthe Hier, Herr Dorfrichter!
Adam Wer seid Ihr?
Frau Marthe Wer--?
Adam Ihr.
Frau Marthe Wer ich--?
Adam Wer Ihr seid! Wes Namens, Standes, Wohnorts, und so weiter.
Frau Marthe Ich glaub, Er spa?t, Herr Richter.
Adam Spa?en, was! Ich sitz im Namen der Justiz, Frau Marthe, Und die Justiz mu? wissen, wer Ihr seid.
Licht halblaut.
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