Franziska und Borsati ein, und bei gutem Essen und vortrefflichen Weinen verplauderten sie oft die halbe Nacht. Eines Tages brachte Borsati einen fremden jungen Mann zu diesem Symposion mit, einen Menschen von nicht sehr gepflegtem ?u?eren und eckigem Betragen, der sich Heinrich Hadwiger nannte und Ingenieur war. Von den befremdeten Gef?hrten sp?ter unter sechs Augen zur Rede gestellt, erkl?rte Borsati, da? er Hadwiger sch?tze, und da? ihn ihre hochm��tige Zur��ckhaltung nur desto sch?tzenswerter erscheinen lasse. Seiner Jugend und feindseligen Widerst?nden zum Trotz hatte Hadwiger den Auftrag erhalten, eine der neuen Gebirgsbahnen im S��den des Reichs zu bauen, und sein k��hnes Projekt bildete das Staunen der Kenner. Aus den d��rftigen Verh?ltnissen eines westf?lischen Kohlendorfes stammend, war alles was er besa? und vorstellte, Errungenschaft eines ungeheuren Flei?es und einer beispiellosen Willenskraft. Anf?nglich der schlecht besoldete Beamte einer englischen Maschinenfabrik, hatte er sich zu einer heiklen Mission freiwillig gemeldet und wurde nach ?gypten und nach Brasilien geschickt, um die damals neuen Dampfpfl��ge einzuf��hren, was erst nach gro?en Schwierigkeiten und abenteuerlichen M��hsalen gelang. Ein Br��ckenbau im Staate Illinois hatte ihn ber��hmt gemacht, und er z?hlte nun zu den Ersten seines Fachs. Soviel wu?te man von ihm, doch ohne Zweifel war in seiner Vergangenheit etwas, was er nicht mitteilen mochte und was ihn verfolgte, das verriet sein Auge und sein Schweigen.
Bald brauchte Hadwiger inmitten der Freunde nicht nur geduldet zu werden, er wurde Freund mit ihnen. Freilich war sein Gef��hl bisweilen beengt; ein Mensch, der einmal ums Brot gek?mpft hat, tr?gt Narben im Gem��t, die im Kreise der Sorglosen heimlich zu bluten beginnen. Seine schwankende Stimmung lie? auf eine unzufriedene Seele schlie?en, sein rascher Ha? n?tigte zur Vorsicht gegen sein Urteil. Manchmal erregte er Gel?chter, h?ufiger ein L?cheln. Wie die meisten Empork?mmlinge war er naiv und selbstgef?llig, und er konnte sich in einer so umfassenden Weise loben, da? den Zuh?rern bei allem Respekt das Herz im Leibe lachte.
Auch Franziska fand ihn spa?haft, doch lie? sie sich seine wachsende Verehrung immer lieber gefallen. Er geh?rte nach ihrer Meinung nicht zu den M?nnern, die man liebt; seine tiefe Anh?nglichkeit belohnte sie durch Vertrauen. Als er des Bahnbaues wegen die Stadt verlassen hatte, blieb sie im Briefwechsel mit ihm. Cajetan befand sich um diese Zeit bei der Botschaft in Washington, und Lamberg, dessen Vater unl?ngst gestorben war, ging f��r einige Monate auf Reisen. Inzwischen l?ste sich der Bund Franziskas mit Borsati ohne L?rm noch Katastrophe, etwa wie ein sch?ner Spaziergang endet, und obwohl sie nach der R��ckkunft der andern Freunde gern und oft an den regelm??igen Zusammenk��nften teilnahm, f��hrte sie ihr Leben fern von ihnen. Hie und da deutete ein Wort, ein Ausruf, eine Klage das Ermattende und Verzehrende ihrer Existenz an, doch bewahrte sie stets die ihr eigent��mliche Heiterkeit und Leichtigkeit. Sie war sch?n; sch?n geworden, was mehr besagen will, als schlechthin sch?n. Voller Beseelung Auge, Hand und Schritt, voll Reife und Bewu?tsein; Eitelkeit zeigte sie nur im Kleinen und Scherzhaften, im Ganzen Ma? und Haltung, erworbene W��rde, nat��rlichen Adel. Sie war eine jener Frauen, bei deren Anblick einem Manne das Herz still steht. Sie hatte etwas von der Wahrheit der Elemente, und etwas vom Glanz und der r��hrenden Einsamkeit der gro?en Kunstwerke. Leben und Erlebnis hatte sie gel?utert und erhoben, so wie sie manche Andere tr��ben und erniedrigen. Gleichwohl verschwendete sie sich; zum Genu? vorbestimmt, geno? sie umsomehr, je mehr ein begierdevolles Sinnenwesen sich ihr unter verf��hrerischen Formen nahte. Sie bewegte sich in der gro?en Welt, als ob sie darin geboren w?re; die Au?enseite ihres Daseins war ohne Geheimnis, man erz?hlte sich von ihr in allen Salons und Kaffeeh?usern; was sie hinri?, was sie spannte, bezauberte, in Atem hielt, war den Freunden, insbesondere Borsati und Hadwiger, ein R?tsel und das Offensichtliche wie das Verborgene gab ihnen Anla? zu Bef��rchtungen aller Art, zumal es mit ihrer Gesundheit nicht zum Besten stand. Als Hadwiger einst sie zur Besinnung bringen wollte, versicherte sie ihm, da? sie selbst kaum wisse, wovon sie getrieben werde; vielleicht sei es der Tod; jeder Gedanke an den Tod jage sie wilder ins Leben hinein. Vor Jahren habe sie auf einer Bauernhochzeit getanzt, w?hrend im Dorf die H?user zu brennen angefangen; Weiber und M?nner seien fortgeeilt, doch sie habe einem Geiger ein Goldst��ck hingeworfen, damit er weiter spiele und mit ihrem T?nzer sich noch herumgeschwungen, bis der Feuerschein dicht an den Fenstern lohte.
So plauderte sie beim Probieren eines Hutes, und Hadwiger ging von ihr, weil sie so leer erregt zu ihm sprach wie in der Pause zwischen zwei T?nzen. Dann rief sie ihn wieder, in der Pause zwischen zwei T?nzen, schlo? schwesterlich ihr Herz auf und n?hrte sein verschwiegenes Mitgef��hl in ungewollter Grausamkeit.
Eines Tages gab sie die Rolle der Marianne in Goethes Geschwistern. Lamberg war im Theater, und ihm schien es, als rede sie von der Szene herab zu ihm allein. Eine gewisse hinschleppende M��digkeit
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