Der Wehrwolf | Page 9

Hermann Löns
mir blo? leid, da? es nicht ganz herausgekommen ist. Und ich will doch sehen, ob noch Recht und Gerechtigkeit im Lande ist, und ob wir in einem christlichen Staate leben oder unter T��rken und Heiden!?
Ein Handwerksmeister, den der Wirt kannte, erz?hlte, was los war. Der Bauer, der aus Boye war und mit seiner Tochter, die es auf der Brust hatte, zum Doktor wollte, war zwischen das Halberst?dter Kriegsvolk geraten, und die hatten das M?dchen hergekriegt und abgedr��ckt, als wenn es ein Taternfrauenzimmer war. Ihr Vater hatte dann dem einen Kerl eins mit der Faust ins Gesicht gegeben, da? das Auge gleich vor dem Kopfe stand, na, und der Ordnung halber mu?te die Sache untersucht werden. ?Aber,? setzte der Mann hinzu, ?sie werden ihn wohl gleich laufen lassen; vom Schlosse aus ist den Braunschweigern angesagt worden, wenn sie nicht in einer Stunde unterwegs sind, dann w��rden die Leute des Herzogs sie auf den Trab bringen.? Er sah die Bauern an: ?Ich w��rde an eurer Stelle noch etwas warten, ehe da? ich losfahre; sie ziehen gerade ab und gute Laune haben sie just nicht.?
Das schien den ?dringern ein guter Rat zu sein, und so gingen sie mit dem Manne wieder in die Gaststube. Gerade als die Kastenuhr ausholte, um die zweite Stunde anzumelden, ri? Ul die Augen auf, machte ein Gesicht, als ob er etwas Schreckliches sah, und sprang auf: ?Komm,? rief er, ?jetzt ist es aber Zeit! Wir brauchen ja nicht die Heerstra?e zu fahren, wir k?nnen den Dietweg durch die Haide nehmen. Ich habe eine Unruhe auf dem Leibe, ich wei? nicht, was das mit mir ist. Vielleicht, da? ich mich habe allzuviel ?rgern m��ssen.?
Sie fuhren also los. Vor dem Tore war es still, blo? da? da noch allerlei Zigeunervolk lag. Als sie in die Haide einbiegen wollten, rief es hinter ihnen; drei Bauern aus Engensen kamen angeritten. ?Tag!? rief der ?lteste, ?nehmt uns mit! Wie es heutzutage hergeht, reist man zu f��nfen besser, als zu dreien und zweien. Vorhin sind hier drei M?nner vorbeigeritten, die sahen aus, als wenn sie der Deubel aus dem Holster verloren hat. Es ist Zeit, da? Herzog Georg mal mit dem engen Kamm ��ber das Land geht; es hat sich allerlei Ungeziefer angesammelt.? Er drehte sich um und winkte einem jungen Bauern zu, der die Heerstra?e entlang ritt: ?Hinnerk, komm lieber hier, dennso hast du keine Langeweile unterwegs!? So waren sie selbst sechse, und da jeder eine Pistole und das gro?e Messer bei sich hatte, brauchten sie sich nicht zu sorgen.
?Wulfsbauer,? sagte der Engenser, ?wir k?nnen jetzt die Ohren steifhalten, wir gemeinen Bauern. Bei uns haben wir das schon abgemacht: Tatern und anderes fremdes Volk, das sich bei uns sehen l??t, das wird ohne weiteres mit der Peitsche begr��?t, denn die Bande zeigt den R?ubern, denn was anderes sind doch diese Kriegsknechte nicht, blo? den Weg, wo es was zu holen gibt. In Ehlershausen haben sie vorige Woche zwei von diesen Kerlen, die ein Pferd von der Weide geholt hatten, in aller Heimlichkeit aufgeh?ngt und beigerodet. Und das ist ganz recht so: denn erstens sind es keine richtigen Menschen, und au?erdem, warum bleiben sie nicht, wo sie hingeh?ren??
Die anderen Bauern nickten, blo? Ulenvater nicht; denn der sa? da, sah mit gro?en Augen ��ber die Haide, machte einen Mund, wie ein Untier, murmelte ab und zu etwas vor sich hin, und als Harm ebenfalls ��ber die Haide sah, denn er dachte, da w?re etwas, da war ihm, als spr?nge ein Mann hinter die Kr��ppelfuhren. Er sagte es Drewes, und der Engenser achtete auf den Weg und rief mit einem Male: ?Kann schon stimmen: hier sind eins, zwei, drei Reiter hergekommen. Es soll mich wundern, wenn das nicht die verd?chtigen Kerle von vorhin sind. Na, la? sie man kommen! Wir sind unsrer sechse und dreschen eine gute Nummer.?
Sie taten nun, als ob die Haide ein Garten Gottes war, prahlten und lachten, hatten aber die H?nde an den Pistolen und hielten scharf Umschau. Sie sahen aber nichts Verd?chtiges, blo?, da? mit einem Male aus den Fuhren drei Hirsche herauspolterten, als wenn die W?lfe dahinter waren, und als sie an der Stelle vorbeikamen, h?rten sie im Busche einen Hengst wiehern, denn die ?dringer hatten eine Stute als Handpferd, und die schien rossig werden zu wollen. Sie sahen sich an, prahlten dann aber blo? noch lauter los und lachten wie unklug, bis auf den Papenbur, denn der sa? ganz still, bi? an seinen Lippen herum und sah dahin, wo ?dringen liegen mu?te.
Als sie eine Viertelstunde weiter waren, h?rten sie den Hengst wieder wiehern, und mit eins winkte Drewes die anderen zur��ck, jagte in die Haide hinein und es war ihnen, als wenn da etwas lief; ob das nun aber ein Mensch oder ein Tier war, das konnten sie nicht sehen. Mit einem Male h?rten sie etwas, wie einen Schrei,
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