Der Wehrwolf | Page 8

Hermann Löns
das w?re auch noch auszuhalten, aber dann kommen die fremden V?lker und legen uns auch noch allerlei Lasten auf, das hei?t, wenn sie nicht ��berhaupt nehmen, was sie kriegen k?nnen. Pohlmanns Ludjen haben sie eine milchende Kuh von der Weide genommen, und als er wenigstens Geld wollte, haben sie ihn ausgelacht, und als Hein Reimers vom Felde kam, ist er zwei gute Pferde auf die Art losgeworden. Wenn das so weiter geht, gibt es kein Recht und kein Gesetz mehr!?
Nun erz?hlten die ?dringer, weswegen sie nach Celle gekommen waren; aber alle meinten, sie sollten den Falben ruhig in den Rauchfang schreiben, denn wenn die Obrigkeit hinter alle solche Sachen hinterfassen sollte, dann h?tte sie viel zu tun. Ul aber meinte, versuchen wollte er es doch und ging los.
Nach zwei Stunden kam er wieder und lie? den Kopf h?ngen, wie ein krankes Huhn. Ganz begossen sah er aus. ?Ja, Junge,? sagte er, ?ist das ein Betrieb! Angeschnauzt haben sie mich; ich sollte sie mit solchen Dummheiten in Ruhe lassen, denn sie h?tten Notwendigeres zu tun, als hinter deinem Pferde herzulaufen. Na, so unrecht haben sie ja nicht, denn wie mir der zweite Koch erz?hlte, geht es ja jetzt in der Welt her, wie in einem Ameisenhaufen, bei dem der Specht zugange ist. Die Kaiserlichen kommen von der einen, der Braunschweiger und der Durlacher von der anderen Seite, und was unser regierender Herzog ist, der mu? zusehen, da? er sich nicht dabei die Finger klemmt. Na, Mertens meinte, Herzog Georg, den sie doch zum Kreisoberst gemacht haben und der an die zwanzigtausend Mann unter sich hat, der wird schon daf��r sorgen, da? sie uns nicht lebendig schinden. Aber den Falben bist du darum doch quitt. Tors Pferd soll den Kerl schlagen!?
Er schlug sich Feuer f��r seine Pfeife, spuckte vor sich hin und sah seinen Eidam an: ?Ich wei? nicht, ich glaube, es geht nicht anders: wir m��ssen daran denken, was dein Gro?vater immer sagte: Helf dir selber, dann helft dir auch unser Herregott! Denn warum? Die Obrigkeit, die wird alle H?nde voll zu tun haben, da? sie im allgemeinen f��r Ordnung sorgt, soweit das angeht; der einzelne Mann mu? sich selber wahren. Ich wei? man nicht, wie wir das anstellen sollen; denn was sollen wir zum Beispiel machen, wenn solche Galgenv?gel, wie sie vor dem Tore liegen, hundert St��ck und mehr, nach ?dringen verschlagen werden??
?Komm,? meinte er dann, ?wollen weg! Hier haben wir ja doch nichts mehr zu holen.? Er rief den Wirt und bezahlte. ?Nanu,? schrie er auf einmal, ?Harm, Junge, was ist denn das?? Und schnell lief er aus der T��re. Als Harm ihm in den Hof nachging, sah er, da? einer der drei Reiter, die ihnen am Morgen begegnet waren, das Sattelpferd aus dem Stalle zog.
?Hoho!? rief er und machte das Messer locker, ?was soll denn das hei?en?? Der fremde Mann sah ihn an und lachte: ?Na, ich kann mir ja doch wohl das Pferd mal ansehen! Ich habe dem Knecht das ja gesagt und ihn gefragt, wem es geh?rte. Ich bin n?mlich Pferdeh?ndler und dein Pferd hat mir gleich in die Augen gestochen, denn es pa?t ganz zu einem, auf das ich handele, und das w��rde ein feines herrschaftliches Gespann geben. Was soll es gelten??
Der Wulfsbauer sch��ttelte den Kopf: ?Es ist mir nicht feil,? sagte er und f��hrte es vor den Wagen. ?Na, denn nicht; was nicht ist, kann noch werden. Vielleicht besinnst du dich.? Damit ging der H?ndler ab.
Die ?dringer sahen ihm mit schiefen Augen nach, und der Wirt schnippte mit den Fingern. ?Tja der,? knurrte er, ?der und Pferdeh?ndler! Wer so billig einkauft, kann es zu was bringen in der Welt. Er kehrt ?fter bei mir ein und verzehren tut er gut, aber ich sehe ihn lieber gehen als kommen, zum ersten, weil mir seine Augen nicht gefallen k?nnen, und dann weil ich ihn mit V?lkern von der Masch zusammengesehen habe, denen jeder Kerl, der was auf sich h?lt, aus dem Wege geht. Hanebut hei?t er, Jasper Hanebut, und aus Bothfeld bei Hannover soll er sein, und die er meist bei sich hat, H?nschen von Roden und Kaspar Reusche, den Br��dern traue ich auch nicht ��ber den Weg.?
Gerade als sie losfahren wollten, gab es von der Stechbahn her ein gro?es Geschrei. Ein Bauer kam zwischen zwei Stadtknechten daher und hinter ihm ging seine Tochter, ein blasses M?dchen von siebzehn Jahren, das in ihre Sch��rze weinte. Der Bauer schimpfte gewaltig: ?Verfluchte Zucht!? schrie er; ?totschlagen soll man die Hunde! Ich bin wahrhaftig keiner, der nicht einen Spa? vertr?gt, aber was zu viel ist, das ist zu viel. Ist denn meine Tochter dazu da, da? jeder Lausepelz seinen Hahnj?kel damit treiben kann? Na, so bald tut der L��mmel das nicht wieder; sein eines Auge pa?t ihm in vier Wochen noch nicht wieder in den Kopf, und es tut
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