Der Verschwender | Page 8

Ferdinand Raimund
erkrankt? Betrübt? Sprich! Oder willst du mich betrüben?
Cheristane (steht bewegt auf). Dich? mein Julius, nein, das will ich nicht! (Schlingt ihre Arme um seinen Hals und legt ihr Haupt an seine Brust.)
Flottwell. So bist du halb nur die, die mich sonst ganz beglückt. Die frohere H?lfte fehlt, und nur die trübe ruht an meiner Brust. Komm, la? uns Frieden schlie?en, trautes Kind. Du ahnest nicht, was mich so freudig stimmt. Du sollst nicht l?nger hier in deiner Hütte weilen. Du mu?t mir morgen schon nach meinem Schlosse folgen. Zu lange schmückt der Brautkranz deine seidnen Locken, er k?nnte sonst auf deiner Stirne welken. Die Welt mu? als mein treues Weib dich grü?en, du darfst durchaus nicht l?nger widerstreben.
Cheristane. Oh, mehr' mein Leid nicht! Zieh mich nicht auf diese H?he, sie zeigt ein Paradies mir, das ich nie betreten darf. Ich habe dich get?uscht! ich bin nicht das Gesch?pf, das du in diesem Augenblick noch in mir suchst.
Flottwell. Sei, was du willst. H?r nur nicht auf, die Liebenswürdigkeit zu sein. Drei Jahre sind es, als ich auf der Jagd mich bis hieher verirrt und dich zum erstenmal erblickte. Befremdend gl?nzte deine Sch?nheit in der niedern Hütte wie ein Edelstein in eines Bettlers Hand. Du weihtest mir dein Herz. Doch durft ich niemals forschen, woher du kamst und wer du seist. Und sieh! ich war so folgsam wie ein Kind, nie hast du eine andre Frag geh?rt, als ob du mich auch immer lieben wirst. Du hast die Gegend in ein Eden hier verwandelt und pflanztest Blumen wie sie nur des Indiers Tr?ume schmücken. Ich hab dich nie befragt, woher dir solche Macht geworden ist, mir wars genug, da? dus für mich getan.
Cheristane. Dir waren sie geweiht, doch blühten sie umsonst. Sie sollten dein Gemüt in ihre duftgen Kreise ziehn und dich den wahren Wert des Glückes lehren. Ich hab es nicht erreicht. Zu wild ist deine Phantasie, zu hochbegehrend. Du willst, dein Leben soll ein schimmernd Gastmahl sein, und ziehst die Welt an deine goldne Tafel. Ach, m?chte sie dirs einst mit Liebe lohnen!
Flottwell. Sie wird es tun, zeig nicht so düstern Sinn. Komm, folg mir gleich, du bist durch Einsamkeit erkrankt.
Cheristane. Umsonst. Zu sp?t! Du kannst mich l?nger nicht besitzen, umarmst mich heut zum letztenmal.
Flottwell (wild und heftig). Es darf nicht sein. Wer wagt den Raub an meinem liebsten Gut?--
Cheristane. Das Schicksal!
Flottwell. Glaub es nicht! Mein Glück hat Mut, so schnell l??t es sich nicht besiegen. (Umschlingt sie.) Ich la? dich nicht aus meinem Arm, selbst wenn du treulos bist, ich will dich lieben, bis du zu mir wiederkehrst.
(Musik.--In diesem Augenblick fliegt ein roter Adler mit einer goldnen Krone auf dem Haupte über den See.)
Cheristane. Hinweg von mir, (für sich) schon fühl ich meiner Macht Vergehen. Siehst du den purpurroten Aar, der sein befiedert Haupt mit einer Kron geschmückt?
Flottwell. Was sprichst du da? Kein Vogel regt sich hier!
(Musik.--Eine Gruppe von Nebelgestalten, deren Auge drohend auf Cheristane gerichtet ist, fliegt über den See.)
Cheristane. Auch nicht die drohenden Gestalten, die mich an meine Heimkehr mahnen? Zieht nur voraus, ich folge bald. (Blickt starr nach.)
Flottwell. Mein teures Kind, wie bist du schwer erkrankt! Sag an, was sind das für Gestalten? und wer ist der gekr?nte Aar?
Cheristane (feierlich). Illmaha, die Feenk?nigin. (Sie sinkt nieder und beugt ihr Haupt. Dann f?hrt sie fort.) Wisse denn, kein menschlich Wesen hast du an dein Herz gedrückt. Cheristane ist mein Name, ich bin aus dem Feiengeschlechte, meine Heimat sind die fernen Wolken, die in ewgen Zauberkreisen über Persien und Arabien ziehen.
Flottwell. Ist in den Wolken Lieb Verbrechen, straft sie dort des Schicksals Fluch? dann w?r ja die Erd ein Himmel und die Ewigkeit Exil?
Cheristane. Oh, h?re mich, bevor du l?sterst! Schon dreimal sind es sieben Jahre, da? ich euren Stern betrat. Um Wohltat auf der Erd zu üben, sandte mich die K?nigin. Sie drückte eine Perlenkrone auf mein ewig junges Haupt und sprach: In jeder dieser Perlen ist ein Zauber eingeschlossen, welchen du benützen kannst in jeglicher Gestalt. Verwende sie mit Weisheit zu der Menschen Heil. Wenn du die letzte Perle hast geopfert, ist auch dein Reich zu Ende, und du kehrst zurück, um Strafe oder Lohn vor meinem Throne zu empfangen. Weh dir, wenn du Unwürdige beglückst und so den edlen Schatz dem Dürftigen entziehst.--(Pause, in der sie Julius wehmütig und bedeutungsvoll anblickt.) Ob ichs getan, wird mir die Zukunft zeigen!--Ich hatte viele Perlen noch, als ich vor deines Vaters Schlo? den siebzehnj?hrgen Julius erblickte. Du warst so hold wie Frühlingszeit, und ich vermochte nicht, mein liebgereiztes Aug von dir zu wenden. Von diesem Augenblick hatt ich dein Glück in mir beschlossen, und viele Perlen l?ste ich von meiner Krone ab und streute sie auf dein und deines Vaters Haupt. Daher der unerme?ne Reichtum, den er sich in kurzer Zeit erwarb. Oh, h?tt ichs nie getan! Er
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