Der Traum ein Leben | Page 8

Franz Grillparzer
bleib! Oft hat man mich wohl gesehen, M?nnlich die Gefahr bestehen, Eine Gleiche stand ich ihr. Doch das Widrige, den Grauen So verwirklicht anzuschauen, Nimmt entfremdend mich von mir. Und doch, schafft's nicht fort, es bleibe; Selbst bezwingen will ich mich. Nun zu dir, mein edler Retter, Der mit seines Armes Walten Alles, alles mir erhalten, Was der Schwachen ��brigblieb. Rings von Feindesmacht umgeben, Von verschm?hter Liebe Trutz, War mir dieses Greises Leben Einz'ge St��tze, all mein Schutz. Und der Drache bleckt' die Z?hne, Und es war um ihn geschehn; Da--o lohn es diese Tr?ne!-- Hebt sich eines Armes Sehne, Und das Untier mu? vergehn. Vater, schau, so sehen Helden! Vater, schau, so blickt ein Mann! Was uns alte Lieder melden, Schau es hier verwirklicht an!
Rustan (leise). Kohlen, Zanga, gl��hnde Kohlen!
Zanga (ebenso). La?t die Furcht den Henker holen!
G��lnare. Doch du sprichst nicht? Doch du schweigest?
Rustan (auf die Knie st��rzend). Herrin, oh, ich bin vernichtet!
K?nig (entschuldigend zu G��lnare). Wohl das Neue unsers Anblicks--
G��lnare. La? ihn, Vater! Es erquickt mich, Einen Mann besch?mt zu sehn! Oh, ich sah sie br��stend gehn, Mit gedunsnen Worten prahlend, Mit Versprechen Taten zahlend, Doch kam der Erf��llung Zeit, Wie war Held und Tat so weit! Dieser kommt uns, als von oben, In der Stunde der Gefahr, Tut, was seiner w��rdig war, Und verstummt, wenn wir ihn loben. Vater, sag es selbst! f��rwahr, Stellt er nicht die Zeit dir dar, Nicht die Zeit, die einst gewesen, Und von der wir staunend lesen, Wo noch Helden h?hern Stammes, Wo ein Rustan weltbekannt In der Parsen Fabelland--
Zanga. Rustan ist auch er genannt.
G��lnare. Rustan! H?rst du, Vater? Rustan! Oh, die Zeiten sind noch immer, Wo, wenn Menschenkr?fte enden, G?tter ihre Hilfe senden. Er kommt uns von ihrer Hand.
(Zu ihrem Vater.)
Und so wird gefa?t dich finden, Was soeben Boten k��nden: Jener blut'ge Khan von Tiflis, Mein Bewerber und mein Feind, Hat in m?cht'gen Heeres Mitten Unsre Grenzen ��berschritten, Hundert V?lker stolz vereint, Weil er hilflos uns vermeint.
(Auf Rustan zeigend.)
Hier die Hilfe! Hier der Hort! Stell ihn an der Treuen Spitze, La? ihn tragen deine Blitze, Mut sein Atem, Tat sein Wort; Und die Deinen, neu ermutet, Sehn mit Neid, wenn einer blutet, Und sein Beispiel rei?t sie fort.
(Zu Rustan.)
Sei mein Sch��tzer, sei mein Retter, Banne diese dunkeln Wetter,
(Nach und nach langsamer sprechend.)
Und der gl?nzend neue Tag Bringt dir dar, was er vermag.
K?nig (halblaut). Sprichst du doch, als h?ttest du Sie vernommen, die Gel��bde, Die ich tat in der Gefahr. Dem Erretter, k?me Rettung, Schwur ich, nichts, ich nichts zu weigern, Und wenn es das H?chste war. Du err?test, du verstehst mich.
G��lnare. Vater, komm und la? uns gehn.
K?nig. Nun so karg, und erst so warm! Warst du hier an meiner Stelle, D��nkte jeder Lohn dir arm.
G��lnare (nach r��ckw?rts gewendet, wie ablenkend). Und wo ist, wo ist die Stelle, Die so vieles mir gedroht?
K?nig. Dort kam ich, und floh den Tod, Jene Schlange mein Gefolg', Keine Wehr als meinen Dolch.
Zanga. Seht, hier liegt er noch am Boden, Reich besetzt mit edlen Steinen.
(Er hebt den Dolch auf und gibt ihn seinem Herrn, der ihn dem K?nige ��berreicht.)
K?nig (mit ablehnender Geb?rde). Z?hl, was mein ist, zu dem Deinen. Zahlt' ich mit so armen Steinen So begl��ckenden Erfolg? Dort kam ich, und dort die Schlange; Dieser Mann--
(Auf Rustan zeigend.)
Zanga (am Boden den Platz bezeichnend). Hier stand er, hier.
K?nig. Nein, du irrst, er stand dort oben, Eingeh��llt in braunen Mantel.
Rustan. Zanga! Zanga!
Zanga. Hei?er Tag!
K?nig (auf Zanga). Erst warfst du, allein du fehltest, Dann scho? er, die Schlange lag. In der Sinnenkraft Vergehen Hab wie tr?umend ich's gesehen. Du standst hier, und er stand dort, Und war bleich und schien viel kleiner, Wohl geb��ckt zum Wurf sich neigend. Wo auch blieb der braune Mantel?
Zanga. Irgend dort wohl in den Str?uchen.
Rustan (leise). Zanga, Zanga!
Zanga. Mut, nur Mut!
K?nig. Nun genug, und damit gut! Dort auf jener Klippe Zinnen Soll ein Tempelbau beginnen Dem, der waltend niederblickt, In der Not den Retter schickt. Tochter, komm!
G��lnare (zu Rustan). Du folg uns bald!
(Gehend und vor der get?teten Schlange zur��ckschaudernd.)
Oh, des Anblicks Nachtgewalt ��bt von neuem seine Rechte. Oh, verzeih es dem Geschlechte, Das der Seele Kraft bezwingt, Kindisch solche Schauer bringt.
K?nig. Reich den Arm ihr, gib die Rechte.
G��lnare. Vor dem Toten sch��tze mich, Lebt' es noch, ich zagte nicht.
(Sie st��tzt sich auf Rustans Arm. Alle bis auf Zanga ab.)
Zanga (ihnen nachschauend). Das geht gut, bei meiner Treu! Das Prinze?chen hat gefangen. Tat zwar noch ein bi?chen scheu, K?mpft noch Stolz mit dem Verlangen. Wie sie fest an ihm sich h?lt. Nun ein Graben--Hupp! gesprungen! Ha, sie gleitet, strauchelt--f?llt? Nein, er hat sie rasch umschlungen. Nichts so k?stlich in der Welt, Als wenn eins das andre h?lt.
Rustan (zur��ckkommend). Zanga, Zanga! Ich bin selig!
Zanga. Ei, es geht? nicht wahr? es geht!
Rustan. Und nun komm! Dort deinen B��ndel, Wirf ihn in den n?chsten Flu?. Nichts la?
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