da? der Kaiser sich vollkommen bereit erkl?rt hat, seine kriegsbereiten Streitkr?fte nach derselben Verh?ltni?zahl zu reduciren, welche von Ihnen angenommen werden m?chte."
Ein feines, fast unmerkliches L?cheln flog über das Gesicht des Grafen Bismarck.
"Es würde dann immer die Frage sein," sagte er in leichtem Ton, "wer denn mit der Abrüstung anzufangen h?tte--und wer dieselbe controliren k?nnte, Fragen, an denen oft schon ?hnliche Verhandlungen gescheitert sind,--doch," fuhr er dann mit ernstem und nachdrucksvollem Ton fort, "ich will diese Frage nicht aufwerfen, denn sie würde keine practische Bedeutung haben, da ich Ihnen von vorn herein auf das Bestimmteste erkl?ren mu?, da? ich garnicht in der Lage bin, auf eine Negociation in der von Ihnen angedeuteten Weise eingehen zu k?nnen, und ich würde es bedauern, wenn ich in die Lage k?me, der Regierung Ihrer Majest?t auf eine directe Aeu?erung in jenem Sinne eine bestimmt ablehnende Antwort geben zu müssen."
"So halten Sie es dennoch für m?glich," fragte Lord Loftus, ein wenig erstaunt über diese so klare und bestimmte Erkl?rung, "da? aus den Fragen, welche gegenw?rtig in Europa vorhanden sind, nach irgend welcher Richtung hin ein ernster Conflict entstehen k?nnte, der die Erhaltung einer solchen Waffenrüstung für Frankreich und für Preu?en n?thig macht?"
"Was Frankreich betrifft," erwiderte Graf Bismarck, "so habe ich darüber kein Urtheil. Glaubt der Kaiser Napoleon, den innern Verh?ltnissen gegenüber und mit Rücksicht auf seine sonstigen europ?ischen Beziehungen seine militairischen Streitkr?fte vermindern zu k?nnen, so mag er es thun, von unserer Seite hat er am allerwenigsten irgend eine Schwierigkeit oder gar eine Feindseligkeit zu besorgen. Ich würde ihm indessen auf einem solchen Wege nicht folgen k?nnen, denn die gr??ere oder geringere St?rke der preu?ischen Militairmacht beruht nicht in dieser oder jener augenblicklichen diplomatischen Constellation, sie ist eine Grundlage des preu?ischen Staatslebens und kann ohne einen tiefen Eingriff in dessen wesentlichsten Existenzbedingungen nicht modificirt werden. Ich bin aber von vorn herein überzeugt," fuhr er fort, "da? der K?nig, mein allergn?digster Herr, jedes Eingehen auf diese Frage, ja jede Er?rterung derselben auf das Bestimmteste ablehnen würde und ablehnen mü?te. Um eine Verminderung und zwar eine wesentliche Verminderung der disponiblen Streitkr?fte zu erreichen, mü?te man die ganze Militairorganisation Preu?ens und des Norddeutschen Bundes ?ndern. Das ist schon verfassungsm??ig schwierig, ja beinahe unausführbar. Au?erdem kommt aber dabei noch ein wesentlicher Gesichtspunkt in Frage, den ich Sie wohl in Betracht zu ziehen bitten mu?, die preu?ische Militairorganisation ist nicht nur eine militairische, sondern zu gleicher Zeit auch eine politische und sociale Organisation. Sie ist eine Art von hoher Schule für alle Klassen der Bev?lkerung, eine Schule, in welcher die Jugend des Landes die selbstverleugnende Pflichterfüllung lernt, in welcher sie durchdrungen wird von der Hingebung für den K?nig und für das Land, in welcher der Patriotismus gekr?ftigt und zu vollem klarem Bewu?tsein gebracht wird. Man k?nnte also die Wehrverfassung nicht modificiren, ohne zu gleicher Zeit der militairischen Kraft und der nationalen Einigkeit gro?en Schaden zu thun, ohne die Ueberzeugung des Volkes zu verletzen, welche in der allgemeinen Dienstpflicht und der damit zusammenh?ngenden St?rke der Armee die beste Bürgschaft für die Sicherheit und Gr??e Preu?ens erblickt. Sie müssen begreifen, mein theurer Lord," fuhr er fort, "da? alle diese Gesichtspunkte es mir unm?glich machen, die Idee der gegenseitigen Entwaffnung weiter zu discutiren;--so lange ich Minister bin, würde ich eine solche Idee dem K?nige nicht vorschlagen k?nnen, und jede weitere Er?rterung des Gegenstandes würde zu gar keinem Resultat führen. Ich glaube, es ist der beste Dienst, den ich Ihnen leisten kann, und der gr??te Beweis aufrichtigsten Entgegenkommens gegen die Regierung Ihrer Majest?t, wenn ich sogleich und ohne Umschweife meine Stellung zu der von Ihnen angeregten Frage offen ausspreche. Ich bitte Sie, das, was ich Ihnen gesagt, als meine unbedingt feststehende Ansicht zu betrachten und auch Ihrer Regierung keinen Zweifel über dieselbe zu lassen."
Lord Loftus verneigte sich und sprach:
"Ich erkenne vollkommen das Gewicht der Gründe an, welche Sie mir angeben und werde dieselben dem ausw?rtigen Amt zur Kenntni? bringen. Ich bedaure," fuhr er fort, "da? Ihre Mittheilungen mich von der Unm?glichkeit überzeugt haben, den auf Europa lastenden Zustand ?ngstlicher Besorgni? durch ein einfaches Mittel zu beseitigen."
"Ich begreife nicht, mein lieber Lord," sagte Graf Bismarck, "warum Sie von Kriegsbesorgnissen sprechen? Ich kann Ihnen nur wiederholen, da? ich keine Frage sehe, welche dazu Veranlassung bieten k?nnte;--wenn einige chauvinistische Bl?tter in Frankreich nicht aufh?ren, die Welt von Zeit zu Zeit zu beunruhigen, so kann das doch keinen Einflu? auf die Cabinette der Gro?m?chte haben. Mag sich die B?rse hin und wieder darüber erschrecken, wir sollten uns dadurch doch in der That keinen Augenblick aus der Ruhe bringen lassen. Vor Allem," fuhr er mit vollt?nender Stimme fort, "k?nnen derartige auf keinen concreten Gründen beruhende Besorgnisse niemals der Grund sein, da? eine mit dem Ausbau ihrer innern Angelegenheiten besch?ftigte, alle Vertr?ge respectirende und mit aller Welt im Frieden lebende Macht ihre langj?hrige und bew?hrte Militairverfassung ?ndern sollte, eine Militairverfassung,
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.