Der Todesgruß der Legionen, 2. Band | Page 5

Johann Ferdinand Martin Oskar Meding
sich ?ffnen werden. Lassen Sie also den Muth nicht sinken, wir werden ganz gewi? gut für die Leute zu sorgen im Stande sein. Sie, mein lieber Düring, und Sie, Herr von Tschirschnitz müssen dann mit mir in das Comité de Patronage eintreten und die innere Organisation des Hülfsverbandes der Emigranten übernehmen."
"Das ist eine vortreffliche Idee," rief Herr von Düring, "ich habe früher schon etwas Aehnliches überdacht und dazu einen Organisationsplan ausgearbeitet, den ich seiner Zeit auch dem K?nig eingeschickt habe, den er aber wohl nicht beachtet zu haben scheint--"
"Ich habe bereits dem K?nige," sagte der Regierungsrath Meding, "von diesem Plan und den für die Bildung des Comité de Patronage gethanen Schritten Mittheilung gemacht. Durch dies Comité k?nnte dann auch für Diejenigen, welche so gern nach Algier gehen wollen, ohne da? der K?nig irgendwie dabei betheiligt ist, dort eine vortheilhafte Niederlassung vermittelt werden; damit würde der Wunsch der Leute erfüllt und zugleich jede Betheiligung des K?nigs dabei ausgeschlossen, welche Seiner Majest?t wegen der Stimmung in Hannover unerwünscht ist. Ich bitte Sie also nochmals, meine Herren, legen Sie den Schritten des Herrn von Adelebsen zur Aufl?sung der Legion keine Schwierigkeiten in den Weg. Lassen Sie diesen Herrn ruhig ausführen, was ihm vom K?nige oder von wem es sonst sei, aufgetragen ist, und helfen Sie mir dafür sorgen, da? unsere Landsleute, nachdem sie aus dem Verbande geschieden sind, einen Mittelpunkt finden, der ihnen Schutz und Beistand gew?hrt."
"Aber wie der K?nig mit uns umgeht," rief Herr von Tschirschnitz, "so h?tte er ja zur Zeit des Bestandes des K?nigreichs Hannover mit keinem Officier umzugehen das Recht gehabt. Mindestens h?tten wir doch Geh?r erlangen müssen,--dies ist ja geradezu asiatischer Despotismus."
"Meine Herren," sagte der Regierungsrath Meding, "einem unglücklichen Fürsten gegenüber ist die Pflicht des Gehorsams doppelt stark, und vergessen Sie vor Allem nicht, da? wir Alle Vertreter einer Sache sind, welche den Blicken der ganzen Welt ausgesetzt ist. Wir haben für diese Sache gefochten nach allen Kr?ften,--man kann uns vorwerfen, da? es th?richt und unvernünftig gewesen sei, aber wenigstens haben wir für die Sache gethan, was überhaupt zu thun war. Wenn diese Sache zu Ende sein soll," fügte er noch ernster hinzu, "und ich glaube, da? sie zu Ende ist, so lassen Sie uns ihr den letzten Dienst erweisen, lassen wir sie mit Ehren untergehen, ohne da? wir der Welt das Schauspiel der inneren Zerrüttung und der F?ulni?, welche sie angefressen hat, und an welcher wir wenigstens keinen Theil haben, geben. Wir werden vielleicht in der Lage sein, unsere und der Emigranten Rechte scharf und nachdrücklich zu vertheidigen, aber so lange es m?glich ist, darf auch in dieser Vertheidigung Nichts gegen den K?nig unternommen werden, auf dem die Hand des Schicksals schwer genug ruht, und der stets auf unsere Ehrfurcht Anspruch haben wird. Und sollten wir je zu den ?u?ersten Grenzen der Vertheidigung gedr?ngt werden, so müssen wir wenigstens vor der ganzen Welt beweisen k?nnen, da? wir dazu unwiderstehlich gezwungen worden sind."
"Aber man greift unsere Ehre an," rief Herr von Mengersen, "unserer Aller Ehre, denn was in Hietzing über uns gesprochen wird, davon hat man gar keinen Begriff, und auch nach Hannover hin schreiben sie die unglaublichsten Dinge. Es wird gar nicht lange dauern, so wird man wo m?glich in den welfischen Zeitungen Artikel über uns lesen."
"Seien Sie ganz ruhig, meine Herren," sagte der Regierungsrath Meding, "wenn das geschehen sollte, wenn man es wagen würde, unsere Ehre anzugreifen, dann werde ich der Erste sein, der alle Rücksichten bei Seite setzt, und dann wehe Denen, die den Kampf mit uns aufnehmen. Jene werden dem K?nig gegenüber zu verantworten haben, was dann geschehen wird. Bis dahin bitte ich Sie nochmals dringend, jeden Schritt zurück zu halten, der den K?nig verletzen k?nnte."
"Jedenfalls," rief Herr von Düring, "werde ich meine Magazinbest?nde dem Herrn von Adelebsen nicht überliefern, ohne eine vollgültige Decharge vom K?nige zu bekommen, die ich bereits mehrfach verlangt und die man mir noch immer nicht gegeben hat."
Der Kammerdiener meldete den Legationskanzlisten Hattensauer, und eilig, mit etwas aufgeregter Miene trat ein Mann von etwa fünfzig Jahren von auffallender H??lichkeit mit kleinen stechenden Augen, einer vorspringenden Stirn, einem glatten, fast kahlen Sch?del in das Zimmer. Er neigte sich mit einer gewissen linkischen H?flichkeit nach allen Seiten, n?herte sich dann in beinahe demüthiger, unterwürfiger Haltung dem Regierungsrath Meding und überreichte ihm ein gro?es, versiegeltes Schreiben.
"Eine Depesche ans Hietzing, welche so eben eingegangen ist," sagte er.
Gespannt blickten die Officiere auf den Regierungsrath Meding, welcher langsam das Schreiben ?ffnete und den Inhalt durchlas.
"Der Major von Adelebsen ist angekommen," sagte der Legationskanzlist Hattensauer, w?hrend Herr Meding las, "er hat diese Depesche mitgebracht und wird Ihnen morgen seinen Besuch machen."
Der Regierungsrath Meding faltete langsam das Papier, das er bis zu Ende gelesen, zusammen; ein trauriges L?cheln spielte um seinen Mund.
"Nun," rief Herr von Düring, "haben Sie irgend welches Licht in der Sache erhalten?"
"Der K?nig," erwiderte der
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