Der Schwimmer, by John Henry
Mackay
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Mackay
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Title: Der Schwimmer
Author: John Henry Mackay
Release Date: February 15, 2005 [eBook #15068]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DER
SCHWIMMER***
E-text prepared by Hubert Kennedy
DER SCHWIMMER
Die Geschichte einer Leidenschaft
Roman von
JOHN HENRY MACKAY
Meiner geliebten Kunst--des Schwimmens--gewidmet...
Erster Teil
1
Wann er schwimmen gelernt hatte?--Man hätte ihn ebensogut fragen
können, wie und wann er gehen gelernt habe.
Er wußte nicht mehr, wann er das erstemal ins Wasser gegangen war;
aber seine ersten Kindheitserinnerungen waren mit dem Wasser
verknüpft, das sein Element war und in dem er lag, wie er auf der Erde
ging.
Er war ein geborener Schwimmer.
2
Er hieß Franz Felder und war der Sohn sehr braver und sehr armer
Eltern in Berlin O, der fünfte unter achten. Alle waren es stämmige
Kerle mit dunklen Haaren und klaren Augen, und beide Eltern hatten
vollauf zu tun, die hungrigen Mäuler vom Morgen bis zum Abend zu
stopfen, von denen mindestens eines immer nach einer Stulle
aufgesperrt war. Sie taten es redlich und gern, und zu hungern brauchte
keines. Aber damit war auch der Kreis ihrer elterlichen Pflichten
geschlossen, und sobald wie nur möglich blieben die Kinder einander
und sich selbst überlassen und mußten sich mit durchs Leben helfen, so
gut oder so schlecht, wie es eben ging.
Der Älteste lernte eben aus, als der kleine Franz geboren wurde, und
nach diesem kamen dann noch drei, die--wie er vordem den
vorhergegangenen älteren--so nun seiner Obhut mit anvertraut wurden,
sobald er selbst auf den Füßen stehen konnte. Ohne viel Worte und
ohne jede Zärtlichkeit herrschte immer ein gutes Zusammenhalten
zwischen den Brüdern. Es äußerte sich hauptsächlich ebensowohl in
derben Prügeleien, wie in solidarischem Durchhelfen bei allen kleinen
und großen Fährlichkeiten ihrer im ganzen und großen recht
mühseligen, aber nicht unglücklichen Jugend.
3
Er hatte das Schwimmen nie "gelernt"; wenigstens konnte er
schwimmen, solange er zurückzudenken vermochte, und das war etwa
bis in sein viertes Jahr. Damals fiel er auf einer Landpartie, deren
Höhepunkt eine Kahnfahrt bildete, ins Wasser--die Frauen kreischten
und die Männer fluchten, während er herausgeholt wurde; aber ihm
machte die Sache Spaß, und er lachte seelenvergnügt, so daß jemand
sagte: "Der fällt uns gleich zu seinem eigenen Vergnügen nochmal
hinein..."--was die entsetzte Mutter veranlaßte, ihren Franz für diesen
Tag wenigstens nicht mehr von der Seite zu lassen.
Aber das war eine jener Erinnerungen, die nur deshalb so stark in uns
zu liegen scheinen, weil wiederholte Erzählungen anderer sie stürzen
und halten.
In Wirklichkeit sah sich Franz Felder in seinen Gedanken zuerst als
kleinen Jungen von fünf Jahren lange, lange, warme
Sommernachmittagsstunden am Ufer der Spree bei Treptow. Seine
Eltern wohnten damals in zwei kleinen, heißen Zimmern in einem
Hinterhause der Fruchtstraße, aber der Vater hatte es zum großen Jubel
der ganzen Familie fertig gebracht, für den Sommer auf einem der
Felder am Treptower Bahnhof eine der vielen "Lauben" zu mieten, und
man hatte nun ein winziges Stückchen Erde, auf dem man einige
Kohlköpfe ziehen und zu dem man hinauspilgern konnte in dem stolzen
Gefühl eigenen Besitztums.
Der Vater und der eine oder andere der älteren Brüder, die schon
arbeiteten, kamen erst des Abends; aber die Mutter, welche kränkelte,
verbrachte oft mit den Jüngsten ganze Tage auf dem reizlosen Fleck,
wo sie wenigstens in freier Luft war.
Sooft er nur konnte, rückte Franz aus. Erst klagte und schalt die Mutter,
dann ließ sie ihn laufen, da es doch nichts half, ihn zurückhalten zu
wollen.
Eine besondere Anziehungskraft hatte für ihn ein großer Holzplatz an
der Spree. Seit er einmal, dort umherschlendernd, für den
Zimmermeister eine Weiße geholt hatte, stand ihm der Zutritt gegen
Leistung gelegentlicher gleicher und ähnlicher kleiner Dienste offen,
und nichts hinderte ihn, zwischen den Balken und Stämmen
herumzuklettern, soviel er wollte.
So wurde der Holzplatz seine Heimat für diesen Sommer. Aus Spänen
kleine Kähne zu bauen, sie mit einem Knopf oder irgend etwas
anderem zu "befrachten", sie dem großen Wasser anzuvertrauen und zu
sehen, wie es sie hintrieb und verschlang, wurde er nie müde; oder
Gräben und Buchten zu bilden und das Wasser hineinzuleiten und
herumzupantschen und zu mantschen, bis der Feierabend allen seinen
Spielen für diesen Tag ein Ende machte.
Ein besonderes Fest war es jedesmal, wenn er in einem wirklichen
großen Boote, das von der anderen Seite herübergekommen war und
anlegte, ein Stück mitgenommen wurde oder etwa gar selbst eine
Pätschel führen durfte.
Aber am meisten von allem lockte ihn das Wasser selbst;
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