Der Neffe als Onkel | Page 8

Friedrich von Schiller
ja nicht sein, das ist nicht m?glich.
Sophie. Mit Ihrer Erlaubni?, es ist! Mein Vater, der von Toulon kommt, mu? es doch besser wissen, als Sie. Dieser junge Edelmann bekam auf einem Balle H?ndel, er schlug sich und erhielt drei Degenstiche durch den Leib.
Lormeuil. Das ist gef?hrlich.
Sophie. Ja wohl, er ist auch daran gestorben.
Lormeuil. Es beliebt Ihnen, mit mir zu scherzen, gn?diges Fr?ulein. Niemand kann Ihnen vom Herrn von Lormeuil bessere Auskunft geben, als ich.
Sophie. Als Sie! Das w?re doch lustig.
Lormeuil. Ja, mein Fr?ulein, als ich! Denn, um es auf einmal herauszusagen--ich selbst bin dieser Lormeuil und bin nicht todt, so viel ich wei?.
Sophie. Sie w?ren Herr von Lormeuil?
Lormeuil. Nun, für wen hielten Sie mich denn sonst?
Sophie. Für einen Freund meines Vaters den er zu meiner Hochzeit eingeladen.
Lormeuil. Sie halten also immer noch Hochzeit, ob ich gleich todt bin?
Sophie. Ja freilich!
Lormeuil. Und mit wem denn, wenn ich fragen darf?
Sophie. Mit meinem Cousin Dorsigny.
Lormeuil. Aber Ihr Herr Vater wird doch auch ein Wort dabei mit zu sprechen haben.
Sophie. Das hat er, das versteht sich! Er hat ja seine Einwilligung gegeben.
Lormeuil. Wann h?tt' er sie gegeben?
Sophie. Eben jetzt--ein paar Augenblicke vor Ihrer Ankunft.
Lormeuil. Ich bin ja aber mit ihm zugleich gekommen.
Sophie. Nicht doch, mein Herr! Mein Vater ist vor Ihnen hier gewesen.
Lormeuil (an den Kopf greifend). Mir schwindelt--es wird mir drehend vor den Augen--Jedes Wort, das Sie sagen, setzt mich in Erstaunen--Ihre Worte in Ehren, mein Fr?ulein, aber hierunter mu? ein Geheimni? stecken, das ich nicht ergründe.
Sophie. Wie, mein Herr--sollten Sie wirklich im Ernst gesprochen haben?
Lormeuil. Im vollen h?chsten Ernst, mein Fr?ulein-Sophie. Sie w?ren wirklich der Herr von Lormeuil?--Mein Gott, was hab' ich da gemacht--Wie werde ich meine Unbesonnenheit-Lormeuil. Lassen Sie sich's nicht leid sein, Fr?ulein--Ihre Neigung zu Ihrem Vetter ist ein Umstand, den man lieber vor als nach der Heirath erf?hrt-Sophie. Aber ich begreife nicht-Lormeuil. Ich will den Herrn von Dorsigny aufsuchen--vielleicht l?st er mir das R?thsel.--Wie es sich aber auch immer l?sen mag, Fr?ulein, so sollen Sie mit mir zufrieden sein, hoff' ich. (Ab.)
Sophie. Er scheint ein sehr artiger Mensch--und wenn man mich nicht zwingt, ihn zu heirathen, so soll es mich recht sehr freuen, da? er nicht erstochen ist.

Siebenter Auftritt.
Sophie. Oberst. Frau von Dorsigny.
Fr. v. Dorsigny. La? uns allein, Sophie. (Sophie geht ab.) Wie, Dorsigny, Sie k?nnen mir ins Angesicht behaupten, da? Sie nicht kurz vorhin mit mir gesprochen haben? Nun, wahrhaftig, welcher Andere als Sie, als der Herr dieses Hauses, als der Vater meiner Tochter, als mein Gemahl endlich, h?tte das thun k?nnen, was Sie thaten?
Oberst. Was Teufel h?tte ich denn gethan?
Fr. v. Dorsigny. Mu? ich Sie daran erinnern? Wie? Sie wissen nicht mehr, da? Sie erst vor kurzem mit unsrer Tochter gesprochen, da? Sie ihre Neigung zu unserm Neffen entdeckt haben, und da? wir eins worden sind, sie ihm zur Frau zu geben, sobald er wird angekommen sein?
Oberst. Ich wei? nicht--Madame, ob das alles nur ein Traum Ihrer Einbildungskraft ist, oder ob wirklich ein Anderer in meiner Abwesenheit meinen Platz eingenommen hat. Ist das Letztere, so war's hohe Zeit, da? ich kam--Dieser Jemand schl?gt meinen Schwiegersohn todt, verheirathet meine Tochter und sticht mich aus bei meiner Frau. und meine Frau und meine Tochter lassen sich's Beide ganz vortrefflich gefallen.
Fr. v. Dorsigny. Welche Verstockung!--In Wahrheit, Herr von Dorsigny, ich wei? mich in Ihr Betragen nicht zu finden.
Oberst. Ich werde nicht klug aus dem Ihrigen.

Achter Auftritt.
Vorige. Frau von Mirville.
Fr. v. Mirville. Dacht' ich's doch, da? ich Sie Beide würde beisammen finden!--Warum gleichen doch nicht alle Haushaltungen der Ihrigen? Nie Zank und Streit! Immer ein Herz und eine Seele! Das ist erbaulich! Das ist doch ein Beispiel! Die Tante ist gef?llig wie ein Engel, und der Onkel geduldig wie Hiob.
Oberst. Wahr gesprochen, Nichte!--Man mu? Hiobs Geduld haben, wie ich, um sie bei solchem Geschw?tz nicht zu verlieren.
Fr. v. Dorsigny. Die Nichte hat Recht, man mu? so gef?llig sein wie ich, um solche Albernheiten zu ertragen.
Oberst. Nun, Madame! Unsre Nichte hat mich seit meinem Hiersein fast nie verlassen. Wollen wir sie zum Schiedsrichter nehmen?
Fr. v. Dorsigny. Ich bin's vollkommen zufrieden und unterwerfe mich ihrem Ausspruch.
Fr. v. Mirville. Wovon ist die Rede?
Fr. v. Dorsigny. Stelle dir vor, mein Mann untersteht sich, mir ins Gesicht zu behaupten, da? er' s nicht gewesen sei, den ich vorhin für meinen Mann hielt.
Fr. v. Mirville. Ist's m?glich?
Oberst. Stelle dir vor, Nichte, meine Frau will mich glauben machen, da? ich hier, hier in diesem Zimmer, mit ihr gesprochen haben soll, in demselben Augenblicke, wo ich mich auf der Touloner Poststra?e schütteln lie?.
Fr. v. Mirville. Das ist ja ganz unbegreiflich, Onkel--Hier mu? ein Mi?verst?ndni? sein--Lassen Sie mich ein paar Worte mit der Tante reden.
Oberst. Sieh, wie du ihr den Kopf zurecht setzest, wenn's m?glich ist; aber es wird schwer halten.
Fr. v. Mirville (leise zur Frau von Dorsigny). Liebe Tante, das alles ist wohl nur ein Scherz von dem Onkel?
Fr.
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