Der Neffe als Onkel | Page 7

Friedrich von Schiller
Die gn?dige Frau darf doch-Dorsigny. Vor meiner Schwester hab' ich kein Geheimni?.
Valcour (zur Frau von Mirville sich wendend). Wie freue ich mich, meine Gn?dige, Ihre Bekanntschaft gerade in diesem Augenblicke zu machen, wo ich so glücklich war, Ihrem Herrn Bruder einen wesentlichen Dienst zu erzeigen.
Dorsigny. Was h?r' ich? Seine Stimme! (Flieht in das Kabinet, wo er herauskommen.)
Valcour (ohne Dorsignys Flucht zu bemerken, f?hrt fort). Sollte ich jemals in den Fall kommen, meine Gn?dige, Ihnen nützlich sein zu k?nnen, so betrachten Sie mich als Ihren ergebensten Diener. (Er bemerkt nicht, da? inde? der Oberst Dorsigny hereingekommen und sich an den Platz des andern gestellt hat.)

Dritter Auftritt.
Vorige. Oberst Dorsigny. Lormeuil.
Oberst. Ja--diese Weiber sind eine wahre Geduldprobe für ihre M?nner.
Valcour (kehrt sich um und glaubt mit dem jungen Dorsigny zu reden). Ich wollte dir also sagen, lieber Dorsigny, da? dein Oberstlieutenant nicht todt ist.
Oberst. Mein Oberstlieutenant?
Valcour. Mit dem du die Schl?gerei gehabt hast. Er hat an meinen Freund Liancour schreiben lassen; er l??t dir vollkommene Gerechtigkeit widerfahren und bekennt, da? er der Angreifer gewesen sei. Die Familie hat zwar schon angefangen, dich gerichtlich zu verfolgen; aber wir wollen alles anwenden, die Sache bei Zeiten zu unterdrücken. Ich habe mich losgemacht, dir diese gute Nachricht zu überbringen, und mu? gleich wieder zu meiner Gesellschaft.
Oberst. Sehr obligiert--aber-Valcour. Du kannst also ganz ruhig schlafen. Ich wache für dich. (Ab.)

Vierter Auftritt.
Frau von Mirville. Oberst Dorsigny. Lormeuil.
Oberst. Sage mir doch, was der Mensch will?
Fr. v. Mirville. Der Mensch ist verrückt, das sehen Sie ja.
Oberst. Dies scheint also eine Epidemie zu sein, die alle Welt ergriffen hat, seitdem ich weg bin; denn das ist der erste Narr nicht, dem ich seit einer halben Stunde hier begegne.
Fr. v. Mirville. Sie müssen den trocknen Empfang meiner Tante nicht so hoch aufnehmen. Wenn von Putzsachen die Rede ist, da darf man ihr mit nichts Anderm kommen.
Oberst. Nun, Gott sei Dank! da h?r' ich doch endlich einmal ein vernünftiges Wort!--So magst du denn die Erste sein, die ich mit dem Herrn von Lormeuil bekannt mache.
Lormeuil. Ich bin sehr glücklich, mein Fr?ulein, da? ich mich der Einwilligung Ihres Herrn Vaters erfreuen darf--Aber diese Einwilligung kann mir zu nichts helfen, wenn nicht die Ihrige-Oberst. Nun f?ngt Der auch an!--Hat die allgemeine Raserei auch dich angesteckt, armer Freund? Dein Compliment ist ganz artig, aber bei meiner Tochter, und nicht bei meiner Nichte h?ttest du das anbringen sollen.
Lormeuil. Vergeben Sie, gn?dige Frau! Sie sagen der Beschreibung so vollkommen zu, die mir Herr von Dorsigny von meiner Braut gemacht hat, da? mein Irrthum verzeihlich ist.
Fr. v. Mirville. Hier kommt meine Cousine, Herr von Lormeuil! Betrachten Sie sie recht und überzeugen Sie sich mit Ihren eigenen Augen, da? sie alle die sch?nen Sachen verdient, die Sie mir zugedacht haben.

Fünfter Auftritt.
Vorige. Sophie.
Sophie. Bitte tausendmal um Verzeihung, bester Vater, da? ich Sie vorhin so habe stehen lassen; die Mama rief mir, und ich mu?te ihrem Befehl gehorchen.
Oberst. Nun, wenn man nur seinen Fehler einsieht und sich entschuldigt-Sophie. Ach, mein Vater! wo finde ich Worte, Ihnen meine Freude, meine Dankbarkeit auszudrücken, da? Sie in diese Heirath willigen.
Oberst. So, so! Gef?llt sie dir, diese Heirath?
Sophie. O gar sehr!
Oberst (leise zu Lormeuil). Du siehst, wie sie dich schon liebt, ohne dich zu kennen! Das kommt von der sch?nen Beschreibung, die ich ihr von dir gemacht habe, eh' ich abreiste.
Lormeuil. Ich bin Ihnen sehr verbunden.
Oberst. Ja, aber nun, mein Kind, wird es doch wohl Zeit sein, da? ich mich nach deiner Mutter ein wenig umsehe; denn endlich werden mir doch die Putzh?ndlerinnen Platz machen, hoffe ich--Leiste du inde? diesem Herrn Gesellschaft. Er ist mein Freund, und mich soll's freuen, wenn er bald auch der deinige wird--verstehst du? (Zu Lormeuil.) Jetzt frisch daran--Das ist der Augenblick! Suche noch heute ihre Neigung zu gewinnen, so ist sie morgen deine Frau--(Zu Frau von Mirville.) Kommt, Nichte! Sie m?gen es mit einander allein ausmachen. (Ab.)

Sechster Auftritt.
Sophie. Lormeuil.
Sophie. Sie werden also auch bei der Hochzeit sein?
Lormeuil. Ja, mein Fr?ulein--Sie scheint Ihnen nicht zu mi?fallen, diese Heirath?
Sophie. Sie hat den Beifall meines Vaters.
Lormeuil. Wohl! Aber was die V?ter veranstalten, hat darum nicht immer den Beifall der T?chter.
Sophie. O was diese Heirath betrifft--die ist auch ein wenig meine Anstalt.
Lormeuil. Wie das, mein Fr?ulein?
Sophie. Mein Vater war so gütig, meine Neigung um Rath zu fragen.
Lormeuil. Sie lieben also den Mann, der Ihnen zum Gemahl bestimmt ist?
Sophie. Ich verberg' es nicht.
Lormeuil. Wie? und kennen ihn nicht einmal?
Sophie. Ich bin mit ihm erzogen worden.
Lormeuil. Sie w?ren mit dem jungen Lormeuil erzogen worden?
Sophie. Mit dem Herrn von Lormeuil--nein!
Lormeuil. Das ist aber Ihr bestimmter Br?utigam.
Sophie. Ja, das war anfangs.
Lormeuil. Wie, anfangs?
Sophie. Ich sehe, da? Sie noch nicht wissen, mein Herr-Lormeuil. Nichts wei? ich! Nicht das Geringste wei? ich.
Sophie. Er ist todt.
Lormeuil. Wer ist todt?
Sophie. Der junge Herr von Lormeuil.
Lormeuil. Wirklich?
Sophie. Ganz gewi?.
Lormeuil. Wer hat Ihnen gesagt, da? er todt sei?
Sophie. Mein Vater!
Lormeuil. Nicht doch, Fr?ulein! Das kann
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 18
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.