Der Neffe als Onkel | Page 5

Friedrich von Schiller
kein Ungl��ck begegnet?
Fr. v. Dorsigny. Mein Neffe ist doch nicht krank?
Fr. v. Mirville. Du machst mir Angst, was ist meinem Bruder?
Champagne. Beruhigen Sie sich, gn?dige Frau! Mein Herr befindet sich ganz wohl, aber wir sind in einer grausamen Lage--Wenn Sie w��?ten--doch Sie werden alles erfahren. Mein Herr hat sich zusammen genommen, der gn?digen Frau, die er seine gute Tante nennt, sein Herz auszusch��tten; Ihnen verdankt er alles, was er ist; zu Ihnen hat er das gr??te Vertrauen--Hier schreibt er Ihnen, lesen Sie und beklagen ihn!
Dorsigny. Mein Gott, was ist das?
Fr. v. Dorsigny (liest). "Beste Tante! Ich erfahre so eben, da? Sie im Begriff sind, meine Cousine zu verheirathen. Es ist nicht mehr Zeit, zur��ckzuhalten: ich liebe Sophien.--Ich flehe Sie an, beste Tante, wenn sie nicht eine heftige Neigung zu ihrem bestimmten Br?utigam hat, so schenken Sie sie mir! Ich liebe sie so innig, da? ich gewi? noch ihre Liebe gewinne. Ich folge dem Champagne auf dem Fu?e nach; er wird Ihnen diesen Brief ��berbringen, Ihnen erz?hlen, was ich seit jener schrecklichen Nachricht ausgestanden habe."
Sophie. Der gute Vetter!
Fr. v. Mirville. Armer Dorsigny!
Champagne. Nein, es l??t sich gar nicht beschreiben, was mein armer Herr gelitten hat! Aber lieber Herr, sagte ich zu ihm, vielleicht ist noch nicht alles verloren--Geh, Schurke, sagte er zu mir, ich schneide dir die Kehle ab, wenn du zu sp?t kommst--Er kann zuweilen derb sein, Ihr lieber Neffe.
Dorsigny. Unversch?mter!
Champagne. Nun, nun, Sie werden ja ordentlich b?se, als wenn ich von Ihnen spr?che; was ich sage, geschieht aus lauter Freundschaft f��r ihn, damit Sie ihn bessern, weil Sie sein Onkel sind.
Fr. v. Mirville. Der gute, redliche Diener! Er will nichts als das Beste seines Herrn!
Fr. v. Dorsigny. Geh, guter Freund, ruhe dich aus, du wirst es n?thig haben.
Champagne. Ja, Ihr Gnaden, ich will mich ausruhen in der K��che. (Ab.)

Neunter Auftritt.
Vorige ohne Champagne.
Dorsigny. Nun, Sophie! was sagst du dazu?
Sophie. Ich erwarte Ihre Befehle, mein Vater!
Dorsigny. Ja, was ist da zu thun?
Fr. v. Dorsigny. Es ist da weiter nichts zu thun; wir m��ssen sie ihm ohne Zeitverlust zur Frau geben.
Fr. v. Mirville. Aber der Vetter ist ja noch nicht hier.
Fr. v. Dorsigny. Seinem Briefe nach kann er nicht lang ausbleiben.
Dorsigny. Nun--wenn es denn nicht anders ist--und wenn Sie so meinen, meine Liebe--so sei's! Ich bin' s zufrieden und will mich so einrichten, da? der L?rm der Hochzeit--vorbei ist, wenn ich zur��ckkomme--He da! Bediente!

Zehnter Auftritt.
Zwei Bediente treten ein und warten im Hintergrunde. Vorige.
Fr. v. Dorsigny. Noch Eins! Ihr Pachter hat mir w?hrend Ihrer Abwesenheit zweitausend Thaler in Wechseln ausbezahlt--ich habe ihm eine Quittung dar��ber gegeben--Es ist Ihnen doch recht?
Dorsigny. Mir ist alles recht, was Sie thun, meine Liebe! (W?hrend sie die Wechsel aus einer Schreibtafel hervorholt, zu Frau von Mirville.) Darf ich das Geld wohl nehmen?
Fr. v. Mirville. Nimm es ja, sonst machst du dich verd?chtig.
Dorsigny (heimlich zu ihr). In Gottes Namen! Ich will meine Schulden damit bezahlen! (Laut, indem er die Wechsel der Frau von Dorsigny in Empfang nimmt.) Das Geld erinnert mich, da? ein verw��nschter Schelm von Wucherer mich schon seit lange um hundert Pistolen plagt, die--mein Neffe von ihm geborgt hat--Wie ist's? Soll ich den Posten bezahlen?
Fr. v. Mirville. Ei, das versteht sich! Sie werden doch meine Base keinem Bruder Liederlich zur Frau geben wollen, der bis an die Ohren in Schulden steckt?
Fr. v. Dorsigny. Meine Nichte hat Recht, und was ��brig bleibe kann man zu Hochzeitgeschenken anwenden.
Fr. v. Mirville. Ja, ja, zu Hochzeitgeschenken!
Ein dritter Bedienter (kommt). Die Modeh?ndlerin der Frau von Mirville.
Fr. v. Mirville. Sie kommt wie gerufen. Ich will gleich den Brautanzug bei ihr bestellen. (Ab.)

Eilfter Auftritt.
Vorige ohne Frau von Mirville.
Dorsigny (zu den Bedienten). Kommt her!--(Zur Frau von Dorsigny) Man wird nach dem Herrn Gaspar, unserm Notar, schicken m��ssen-Fr. v. Dorsigny. Lassen Sie ihn lieber gleich zum Nachtessen einladen; dann k?nnen wir alles nach Bequemlichkeit abmachen.
Dorsigny. Das ist wahr! (Zu einem von den Bedienten.) Du, geh zum Juwelier und la? ihn das Neuste herbringen, was er hat--(Zu einem andern.) Du gehst zum Herrn Gaspar, unserm Notar, ich lass' ihn bitten, heute mit mir zu Nacht zu essen.--Dann bestellest du vier Postpferde; Punkt eilf Uhr m��ssen sie vor dem Hause sein, denn ich mu? in der Nacht noch fort.--(Zu einem dritten.) F��r dich, Jasmin, hab' ich einen kitzlichen Auftrag--du hast Kopf, dir kann man was anvertrauen.
Jasmin. Gn?diger Herr, das beliebt Ihnen so zu sagen.
Dorsigny. Du wei?t, wo Herr Simon wohnt, der Geldm?kler, der sonst meine Gesch?fte machte--der meinem Neffen immer mein eignes Geld borgte.
Jasmin. Ei ja wohl! Warum sollt' ich ihn nicht kennen! Ich war ja immer der Postillon des gn?digen Herrn, Ihres Neffen.
Dorsigny. Geh zu ihm, bring ihm diese hundert Pistolen, die mein Neffe ihm schuldig ist und die ich ihm hiermit bezahle! Vergi? aber nicht, dir einen Empfangsschein geben zu lassen.
Jasmin. Warum nicht gar--Ich werde doch kein solcher Esel sein! (Die Bedienten gehen ab.)
Fr. v. Dorsigny.
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