Der Neffe als Onkel | Page 3

Friedrich von Schiller
werde das so geduldig-Champagne. O er wird aufbrausen, das versteht sich! Es wird hei? werden am Anfang--Aber er liebt Sie! er liebt seine Tochter! Sie geben ihm die besten Worte, versprechen ihm eine Stube voll artiger Enkelchen, die ihm alle so ?hnlich sehen sollen, wie Sie selbst. Er lacht, bes?nftigt sich, und alles ist vergessen.
Fr. v. Mirville. Ich wei? nicht, ist es das Tolle dieses Einfalls, aber er f?ngt an, mich zu reizen-Champagne. O er ist himmlisch, der Einfall!
Dorsigny. Lustig genug ist er, aber nur nicht ausf��hrbar--Meine Tante wird mich wohl f��r den Onkel ansehen!-Fr. v. Mirville. Habe ich's doch!
Dorsigny. Ja, im ersten Augenblicke.
Fr. v. Mirville. Wir m��ssen ihr keine Zeit lassen, aus der T?uschung zu kommen. Wenn wir die Zeit benutzen, so brauchen wir auch nur einen Augenblick--Es ist jetzt Abend, die Dunkelheit kommt uns zu Statten; diese Lichter leuchten nicht hell genug, um den Unterschied bemerklich zu machen. Den Tag brauchst du gar nicht zu erwarten--du erkl?rst zugleich, da? du noch in der Nacht wieder fortreisen m��ssest, und morgen erscheinst du in deiner wahren Person. Geschwind ans Werk! Wir haben keine Zeit zu verlieren--Schreibe den Brief an unsre Tante, den dein Champagne als Courier ��berbringen soll, und worin du um Sophien anh?ltst.
Dorsigny (an den Schreibtisch gehend.) Schwester! Schwester! du machst mit mir, was du willst.
Champagne (sich die H?nde reibend). Wie freue ich mich ��ber meinen klugen Einfall! Schade, da? ich schon eine Frau habe; ich k?nnte hier eine Hauptrolle spielen, anstatt jetzt blo? den Vertrauten zu machen.
Fr. v. Mirville. Wie das, Champagne?
Champagne. Ei nun, das ist ganz nat��rlich. Mein Herr gilt f��r seinen Onkel, ich w��rde den Herrn von Lormeuil vorstellen, und wer wei?, was mir am Ende nicht noch bl��hen k?nnte, wenn meine verdammte Heirath-Fr. v. Mirville. Wahrhaftig, meine Cousine hat Ursache, sich dar��ber zu betr��ben!
Dorsigny (siegelt den Brief und gibt ihn an Champagne). Hier ist der Brief. Richt' es nun ein, wie du willst! Dir ��berlass' ich mich.
Champagne. Sie sollen mit mir zufrieden sein--In wenig Augenblicken werde ich damit als Courier von Stra?burg ankommen, gespornt und gestiefelt, triefend von Schwei?.--Sie, gn?diger Herr, halten sich wacker.--Muth, Dreistigkeit, Unversch?mtheit, wenn' s n?thig ist. --Den Onkel gespielt, die Tante angef��hrt, die Nichte geheirathet und, wenn alles vorbei ist, den Beutel gezogen und den redlichen Diener gut bezahlt, der Ihnen zu allen diesen Herrlichkeiten verholfen hat. (Ab.)
Fr. v. Mirville. Da kommt die Tante. Sie wird dich f��r den Onkel ansehen. Thu', als wenn du nothwendig mit ihr zu reden h?ttest, und schick' mich weg.
Dorsigny. Aber was werd' ich ihr denn sagen?
Fr. v. Mirville. Alles, was ein galanter Mann seiner Frau nur Artiges sagen kann.

F��nfter Auftritt.
Frau von Mirville. Frau von Dorsigny. Franz von Dorsigny.
Fr. v. Mirville. kommen Sie doch, liebe Tante! Geschwind! der Onkel ist angekommen.
Fr. v. Dorsigny. Wie? Was? Mein Mann?--Ja wahrhaftig, da ist er! --Herzlich willkommen, lieber Dorsigny--So bald erwartete ich Sie nicht--Nun! Sie haben doch eine gl��ckliche Reise gehabt?--Aber wie so allein? Wo sind Ihre Leute? Ich h?rte doch Ihre Kutsche nicht--Nun wahrhaftig--ich besinne mich kaum--ich zittre vor Ueberraschung und Freude-Fr. v. Mirville (heimlich zu ihrem Bruder). Nun, so rede doch! Antworte frisch weg!
Dorsigny. Weil ich nur auf einen kurzen Besuch hier bin, so komm' ich allein und in einer Miethkutsche--Was aber die Reise betrifft, liebe Frau--die Reise--ach! die ist nicht die gl��cklichste gewesen.
Fr. v. Dorsigny. Sie erschrecken mich!--Es ist Ihnen doch kein Ungl��ck zugesto?en?
Dorsigny. Nicht eben mir! mir nicht!--Aber diese Heirath--(Zu Frau von Mirville.) Liebe Nichte, ich habe mit der Tante-Fr. v. Mirville. Ich will nicht st?ren, mein Onkel. (Ab.)

Sechster Auftritt.
Frau von Dorsigny. Franz von Dorsigny.
Fr. v. Dorsigny. Nun, lieber Mann! diese Heirath-Dorsigny. Aus dieser Heirath wird--nichts.
Fr. v. Dorsigny. Wie? Haben wir nicht das Wort des Vaters?
Dorsigny. Freilich wohl! Aber der Sohn kann unsere Tochter nicht heirathen.
Fr. v. Dorsigny. So? Und warum denn nicht?
Dorsigny (mit starkem Ton). Weil--weil er--todt ist.
Fr. v. Dorsigny. Mein Gott, welcher Zufall!
Dorsigny. Es ist ein rechter Jammer. Dieser junge Mann war, was die meisten jungen Leute sind, so ein kleiner W��stling. Einen Abend bei einem Balle fiel's ihm ein, einem artigen h��bschen M?dchen--den Hof zu machen; ein Nebenbuhler mischte sich drein und erlaubte sich beleidigende Scherze. Der junge Lormeuil, lebhaft, aufbrausend, wie man es mit zwanzig Jahren ist, nahm das ��bel; zum Ungl��ck war er an einen Raufer von Profession gerathen, der sich nie schl?gt, ohne seinen Mann--zu t?dten. Und diese b?se Gewohnheit behielt auch jetzt die Oberhand ��ber die Geschicklichkeit seines Gegners; der Sohn meines armen Freundes blieb auf dem Platz, mit drei t?dtlichen--Stichen im Leibe.
Fr. v. Dorsigny. Barmherziger Himmel! Was mu? der Vater dabei gelitten haben!
Dorsigny. Das k?nnen Sie denken! Und die Mutter!
Fr. v. Dorsigny. Wie? Die Mutter! Die ist ja im letzten Winter gestorben, so viel ich wei?.
Dorsigny. Diesen Winter--ganz recht! Mein armer Freund Lormeuil! Den Winter stirbt ihm seine Frau, und jetzt im Sommer mu? er den Sohn in
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