Der Nachsommer | Page 7

Adalbert Stifter
konnten: B��chersammlungen, Sammlungen von Werkzeugen und namentlich Orte, wo Versuche gemacht wurden, die ich wegen meiner Unreifheit und wegen Mangels an Gelegenheit und Werkzeugen nie h?tte ausf��hren k?nnen. Was ich an B��chern und ��berhaupt an Lehrmitteln brauchte, schaffte der Vater bereitwillig an.
Ich war sehr eifrig und gab mich manchem einmal ergriffenen Gegenstande mit all der entz��ndeten Lust hin, die der Jugend bei Lieblingsdingen eigen zu sein pflegt. Obwohl ich bei meinen Besuchen der ?ffentlichen Anstalten zu k?rperlicher oder geistiger Entwicklung, ferner bei den Besuchen, welche Leute bei uns oder welche wir bei ihnen machten, sehr viele junge Leute kennen gelernt hatte, so war ich doch nie dahin gekommen, so ausschlie?lich auf blo?e Vergn��gungen und noch dazu oft unbedeutende erpicht zu sein, wie ich es bei der gr??ten Zahl der jungen Leute gesehen hatte. Die Vergn��gungen, die in unserem Hause vorkamen, wenn wir Leute zum Besuche bei uns hatten, waren auch immer ernsterer Art.
Ich lernte auch viele ?ltere Menschen kennen; aber ich achtete damals weniger darauf, weil es bei der Jugend Sitte ist, sich mit lebhafter Beteiligung mehr an die anzuschlie?en, die ihnen an Jahren n?her stehen, und das, was an ?lteren Leuten befindlich ist, zu ��bersehen.
Als ich achtzehn Jahre alt war, gab mir der Vater einen Teil meines Eigentums aus der Erbschaft vom Gro?oheime zur Verwaltung. Ich hatte bis dahin kein Geld zu regelm??iger Gebarung gehabt, sondern wenn ich irgend etwas brauchte, kaufte es der Vater, und zu Dingen von minderem Belange gab mir der Vater das Geld, damit ich sie selber kaufe. Auch zu Vergn��gungen bekam ich gelegentlich kleine Betr?ge. Von nun an aber, sagte der Vater, werde er mir am ersten Tage eines jeden Monats eine bestimmte Summe auszahlen, ich solle dar��ber ein Buch f��hren, er werde diese Auszahlungen bei der Verwaltung meines Gesammtverm?gens, welche Verwaltung ihm noch immer zustehe, in Abrechnung bringen, und sein Buch und das meinige m��?ten stimmen. Er gab mir einen Zettel, auf welchem der Kreis dessen aufgezeichnet war, was ich von nun an mit meinen monatlichen Eink��nften zu bestreiten h?tte. Er werde mir nie mehr von seinem Gelde einen Gegenstand kaufen, der in den verzeichneten Kreis geh?re. Ich m��sse p��nktlich verfahren und haush?lterisch sein; denn er werde mir auch nie und nicht einmal unter den dringendsten Bedingungen einen Vorschu? geben. Wenn ich zu seiner Zufriedenheit eine Zeit hindurch gewirtschaftet h?tte, dann werde er meinen Kreis wieder erweitern, und er werde nach billigstem Ermessen sehen, in welcher Zeit er mir auch vor der erreichten gesetzlichen M��ndigkeit meine Angelegenheiten ganz in die H?nde werde geben k?nnen.

Der Wanderer
Ich verfuhr mit der Rente, welche mir der Vater ausgesetzt hatte, gut. Daher wurde nach einiger Zeit mein Kreis erweitert, wie es der Vater versprochen hatte. Ich sollte von nun an nicht blo? nur einen Teil meiner Bed��rfnisse von dem zugewiesenen Einkommen decken, sondern alle. Deshalb wurde meine Rente vergr??ert. Der Vater zahlte sie mir von nun an auch nicht mehr monatlich, sondern viertelj?hrlich aus, um mich an gr??ere Zeitabschnitte zu gew?hnen. Sie mir halbj?hrlich oder gar nach ganzen Jahren einzuh?ndigen wollte er nicht wagen, damit ich doch nicht etwa in Unordnungen geriete. Er gab mir nicht die ganzen Zinsen von der Erbschaft des Gro?oheims, sondern nur einen Teil, den andern Teil legte er zu der Hauptsumme, so da? mein Eigentum wuchs, wenn ich auch von meiner Rente nichts er��brigte. Als Beschr?nkung blieb die Einrichtung, da? ich in dem Hause meiner Eltern wohnen und an ihrem Tische speisen mu?te. Es ward daf��r ein Preis festgesetzt, den ich alle Vierteljahre zu entrichten hatte. Jedes andere Bed��rfnis, Kleider, B��cher, Ger?te oder was es immer war, durfte ich nach meinem Ermessen und nach meiner Einsicht befriedigen.
Die Schwester erhielt auch Befugnisse in Hinsicht ihres Teiles der Erbschaft des Gro?oheims, in so weit sie sich f��r ein M?dchen schickten.
Wir waren ��ber diese Einrichtung sehr erfreut und beschlossen, nach dem Wunsche und dem Willen der Eltern zu verfahren, um ihnen Freude zu machen.
Ich ging, nachdem ich in den verschiedenen Zweigen der Kenntnisse, die ich zuletzt mit meinen Lehrern betrieben hatte und welche als allgemein notwendige Kenntnisse f��r einen gebildeten Menschen gelten, nach mehreren Richtungen gearbeitet hatte, auf die Mathematik ��ber. Man hatte mir immer gesagt, sie sei die schwerste und herrlichste Wissenschaft, sie sei die Grundlage zu allen ��brigen, in ihr sei alles wahr, und was man aus ihr habe, sei ein bleibendes Besitztum f��r das ganze Leben. Ich kaufte mir die B��cher, die man mir riet, um von den Vorkenntnissen, die ich bereits hatte, ausgehen und zu dem H?heren immer weiter streben zu k?nnen. Ich kaufte mir eine sehr gro?e Schiefertafel, um auf ihr meine Arbeiten ausf��hren zu k?nnen. So sa? ich nun in manchen Stunden, die zum Erlernen von Kenntnissen bestimmt waren, an meinem Tische und rechnete. Ich ging den G?ngen der M?nner nach, welche die Gestaltungen dieser Wissenschaft nach und nach erfunden
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