Revolution genommen und war in den M?rztagen durch einen ungl��cklichen Schu? get?tet worden. Sie war die j��ngste unter sieben Schwestern, die man wegen ihrer Sch?nheit die Plejaden nannte. Ihren Gatten hatte sie bei einem Hofball in Darmstadt kennen gelernt, Sylvester stand damals im achtundzwanzigsten Lebensjahr. Er hatte nicht die Absicht, zu heiraten. Er hatte ein Vorurteil gegen die Ehe, das ihm berechtigt schien, weil es durch vielfache Erfahrung und mancherlei Einblick in das Eheleben anderer Menschen erzeugt und erh?rtet worden war. Er wollte seine Freiheit nicht verlieren; er hatte Angst davor, an ein Haus, an eine Stube, an einen Tisch gefesselt zu werden; er w��nschte nicht, seine Selbstbestimmung einzub��?en; er trug kein Verlangen nach Familienfrieden und ungest?rter Idylle, er war zu sehr an die Aufregungen des Ungef?hrs, an die Zuf?lle und Abenteuerlichkeiten des Umherschweifens gew?hnt. Er hatte viel von der Welt gesehen, aber doch nicht genug, die Lockrufe in ihm waren noch nicht verstummt. Dies alles sagte er Agathe. Er sagte ihr, da? er nicht f��r sich b��rgen k?nne.
Allein Agathe wu?te ihn zu ��berzeugen, da? eine gemeinschaftliche Existenz mit ihr zu seinem Gl��ck ausschlagen werde, und je l?nger er sie kannte, je mehr war er geneigt, ihr zu glauben. Er nahm eine Art von Tatkraft in ihr wahr, die er noch an keinem menschlichen Wesen bemerkt hatte. Es war die Tatkraft gewisser Pflanzen, die aus zartesten Anf?ngen zu einer unwiderstehlichen Gewalt emporwachsen, mit der sie Abgr��nde ��berbr��cken und Felsen zerrei?en. Dieser nicht zu beirrende Wille machte ihn zum Untertan Agathes, ohne da? er es wu?te. Er bewunderte sie, ohne es zu wissen. Sie konnte ihn einfach rauben, denn der Widerstand, den er ihrer Liebe entgegensetzte, hatte seine Quelle in einer sonderbaren Furcht vor ihr, Furcht vor ihrer Entschlossenheit, vor ihrem Mut, ihrer naiven Leidenschaft und dem st��rmischen Tempo, in dem sich ihr Geist und ihr Herz bewegten, lauter Dinge, denen er sich nicht gewachsen f��hlte. Er war nicht stark in Handlungen, nicht einmal in ��berlegungen, nur seine Eindr��cke waren von gro?er Tiefe und Unverge?lichkeit. Sie liebte ihn mit dem ganzen Ungest��m ihrer Natur. Er lie? sich von ihr lieben, und an diesem Punkt begann seine Schuld. Obwohl er ihre Liebe erwiderte, gab er sie nicht freiwillig her, sondern er gew?hnte sich so daran, sein Gef��hl erobern zu lassen, da? er v?llig passiv wurde und jeden Zoll zu bezahlen vers?umte. Sie verlebten gl��ckliche und reine Tage, aber Agathe bemerkte nicht, da? sie ihrem Mann bequem wurde. Sie schien ihm zur Gef?hrtin auserlesen, ja er sah in ihr das Wunder einer Gef?hrtin, aber mit der Zeit wurde ihm dies selbstverst?ndlich. Sie lie? ihm nichts zu erraten ��brig, sie enth��llte sich in jedem Augenblick, und in jedem Augenblick ohne R��ckhalt und ohne Vorbehalt. W?re sie nicht so reich erschaffen worden, in seiner N?he h?tte sie bald verarmen m��ssen, denn alles was in ihm schenken und bauen konnte, wurde ihr gegen��ber stumm und lustlos. Trotzdem war ihm ihre Gesellschaft unentbehrlich, die Jahre gingen hin, die aufwachsende und zum Menschen werdende Silvia kettete sie noch fester aneinander, bis eines Tages eine Unruhe in Sylvester erwachte, ��ber die er sich lange keine Rechenschaft geben konnte.
An einem Morgen fing es an, als er in ihr Schlafzimmer trat. Agathe sa? vor dem Spiegel und frisierte sich. Dieses Schauspiel habe ich schon viele tausendmal gesehen, zuckte es Sylvester durch den Kopf. Agathe begann von Wirtschaftssorgen zu sprechen, und er h?rte nicht den Sinn ihrer Worte, sondern nur den Klang ihrer Stimme. Und irgend etwas in dieser Stimme, sei es der bekannte Tonfall, sei es die bekannte Folge der Worte, erbitterte ihn in einer h?chst ungerechten und sein eigenes Gef��hl beleidigenden Weise. Er wartete, welche Bewegung sie machen w��rde und riet im stillen, da? sie den Kopf an einer genau von ihm bestimmten Stelle fassen und auf die linke Hand st��tzen w��rde. Es geschah so, und seine Erbitterung verwandelte sich in Widerwillen. Er sah ihre auf den St��hlen liegenden Kleider, die Schuhe, B?nder und W?schest��cke, und jeder einzelne dieser Gegenst?nde vermehrte seinen unheimlichen Ha?. Die Decke ihres Bettes war zur��ckgeschlagen, und der Geruch des Frauenk?rpers, der dem Linnen zu entstr?men schien, erweckte keine Begierde oder Z?rtlichkeit mehr in ihm.
Von jener Stunde an wuchsen Unlust und Unzufriedenheit best?ndig in seinem Innern. Da? sie darunter litt, blieb ihm nicht verborgen, und er freute sich dessen; ihm war, als m��sse er Rache an ihr ��ben, ihm war, als h?tte er durch Agathe seine Jugend verloren, als w?re sie die Diebin seiner Illusionen und seiner Hoffnungen. Die zehn Jahre, die er an ihrer Seite verbracht, erschienen ihm wie ebenso viele Jahre der Verbannung und der Kerkerhaft. Eine schreckliche Angst vor dem Altwerden packte ihn, und der Spiegel wurde ihm zum Zeugen der Zerst?rung. Der Anblick der Furchen auf seiner Stirn und der Unebenheiten seiner Wangen verfinsterte seinen Geist, und oft, wenn er ��ber den
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