mit Stirnrunzeln nachsah, die hinüber zu dem
Grünberger gingen; »denn Schotten«, sagt er, »liefert die beste Wurst
auf weit und breit;« und »alls herein, meine Herrn«, rief er, »alls herein,
hier ist Alles zu haben für Mund und Herz, Musik und Schauspiel,
wenn's beliebt!«
Das Schauspiel war aber eine Gesellschaft von Hunden, theils in
Bordenröcke gekleidet, mit Hüten und Perücken auf den Köpfen, theils
in Reifröcke gehüllt und die Damen vorstellend. Die führten nach dem
Ton einer Sackpfeife, die ihr Herr blies, allerlei kurzweilige Tänze aus,
machten einander Diener und Knickse, und benahmen sich ganz
anständig, bis ein Spaßvogel ihnen ein Stück Wurst zuwarf, worauf sie
schnell in ihre Hundenatur zurückfielen.
Da gab's unmäßiges Gelächter, in das eine Schaar von Knaben aus
vollem Halse einstimmte, die mit Holz und Strohbündeln unter den
Armen den benachbarten Höhen zueilten. Denn wer mag ein Knabe
sein in der guten Stadt Grünberg und kein Gallusfeuer sehen! Zwei
Freuden auf einmal; von den Höhen herab den Markt sehen mit seinem
bunten Gewimmel und vor sich das Gallusfeuer! Da klingt erst das
Lied recht gut.
»Gallmarkt ist da! Drum heraus Aus dem Haus! Wer Bier hat, der
trink's, Wer Holz hat, der bring's Zum Gallusfeuer, Zum Gallusfeuer!«
Während so Geschäftigkeit und Frohsinn den Jahrmarkt belebte,
schallte durch das Getümmel hindurch der dumpfe Ton einer Trommel,
in den sich schrillernd die Melodie einer Querpfeife mischte. Alles was
abkommen konnte, drängte sich der Stelle zu, und man sah, was man
lange nicht gesehen hatte, zween Polacken in Pelzkleidern und mit
großen Prügeln in den Händen, die führten an einer langen Kette einen
Bären, und auf dem Rücken des fürchterlichen Thieres saß, o Wunder
und Entzücken! ein Aefflein in einem rothen Jäckchen, sonst nichts um
und nichts an. Das Aefflein tanzte auf dem Bären und schlug
Purzelbäume, und aß Aepfel und warf die Krutzen nach den
Zuschauern. Und der Bär tanzte auch, aber viel ungelenkiger und
schien gar keine Freude an seinem Tanzen zu haben, und bekam viele
Prügel, daß er zum Entsetzen von Jung und Alt erschrecklich brummte.
In der Menschenmenge, die den Bären von allen Seiten umgab, hielt
seit geraumer Zeit eine Chaise; denn es war nicht möglich, auch nur
einen Schritt weit vorwärts zu kommen. Der Kutscher war abgestiegen
und stand vor den Pferden, und hielt ihnen die Augen zu, und strich
ihnen den Hals, und gab ihnen Schmeichelnamen aller Art; denn den
Pferden war's bange vor dem Raubthier, und wollten nicht Stand halten.
Ein Bedienter in Jägeruniform hatte derweil seinen Rath mit Einem aus
der Bürgerschaft, der zur Marktwache gehörte, und auf seinen Spieß
gestützt, das einzige Zeichen seiner Würde, in das Treiben hineinsah
und behaglich sein kurzes Pfeifchen rauchte. Der Rath zwischen dem
Jäger und dem Spießmann schien nicht sehr freundlich zu sein; denn
der Jäger hatte ein zornrothes Gesicht und rief in einem fort: »Macht
Platz, oder ich ziehe vom Leder!« Der Spießmann blickte lächelnd auf
die halbgezogene Waffe und sagte gelassen: »Stecket euer Schwert an
seinen Ort, mein Freund; nach gutem alten Marktrecht spielt der zuerst,
der zuerst kommt, und da der Polack mit seinem Pelz zuerst auf dem
Fleck war, so spielt der zuerst, dann kommt die Reihe auch an euch.
Was ihr nun in eurem Kasten dort habt -- es will mich bedünken, als
wären auch fremde Thiere drinnen -- das laßt später sehen. Eile mit
Weile.« -- »Aber seht ihr denn nicht, Mann«, rief der Jäger noch
ungeduldiger, indem er den Hirschfänger völlig aus der Scheide zog,
»daß der Kutscher die Pferde nicht halten kann, die Bestie dort bringt
meine Herrschaft in's Unglück!« -- »Das ist ein Anderes, Freund«,
sagte der Spießmann, »das hättet ihr gleich sagen können, daß ihr
Reisende führt. Ich will gleich Platz machen; nur sag' ich noch einmal:
Steckt euer Schwert an seinen Ort; nach gutem Grünberger Marktrecht
kommt Jeder dort in den Thurm, der sich erdreistet, wider hochlöbliche
Bürgerschaft, zumal im Marktdienst, das Gewehr zu ziehen!« So
sagend schwang er seine Waffe und gebot in gebrochenem Deutsch,
das sie selber redeten, den Bärführern zur Seite zu gehen.
Die Pferde zogen rasch an mit manchem gefährlichen Seitensprung, mit
manchem scheuen Blick nach dem Bären hin, und nach wenigen
Minuten rollte der Wagen durch die Marktgasse hinauf auf den
Marktplatz und vor das Gasthaus zum Riesen. Da war ebenfalls ein
reges Leben und Treiben. Unter Mühe nur konnte der Kutscher eine
Anfahrt gewinnen; denn Fuhrwerke von allen Arten hatten bereits die
Straße besetzt. Der Riesenwirth, ein kleines fettes Männlein, mit einem
langen steifen Zopf, stand, ein weißes Schürzlein vorgebunden, und die
weiße Mütze unter dem linken Arme, unter seinem Hofthore und
machte einen Bückling hinter dem andern, während der Jäger zur Seite
des Schlages stehen blieb, um abzuwarten, bis drinnen die Thüre des
Wagens geöffnet werde. Das kam dem Riesenwirth sonderbar vor und
noch sonderbarer seinen Gästen, die
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